Pamiu Liebling der Goetter
gealtert. Vielleicht hatte sie sich deshalb nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt. Hetepheres schien Pamius Reaktion zu bemerken. „Nun, was hast du erwartet? Dass mir der Tod meines Sohnes nicht nahe gehen würde?“
Pamiu schüttelte den Kopf. „Verzeih mir mein unverschämtes Verhalten, Königin.“
Sie winkte ab. „Lass uns dort hinten zu den Palmen in den Schatten gehen. Dort können wir ungestörter reden.“ Sie warf einen zweifelnden Blick auf ihren Leibdiener und gab ihm ein Zeichen, bei der Sänfte auf sie zu warten.
Nachdem sie ein paar Schritte schweigend durch den Sand gelaufen waren, erreichten sie den Schatten der Palmen.
Hetepheres griff nach einem Leinentuch und wischte sich den Schweiß von der Stirn, wobei ihr weißes Tuch, das sie wie so oft um den Kopf geschlungen hatte, etwas verrutschte. Die schwarze Augenschminke war von der Hitze verlaufen. Sie begann sich mit einem kleinen Handfächer Luft zuzuwedeln. „Wie gelingt es dir nur, ständig frisch und attraktiv auszusehen, Pamiu?“ Er senkte verlegen den Kopf, aber die Große Königliche Gemahlin lächelte nur. „Ach, was frage ich. Die Götter haben es so gewollt, nehme ich an. Pamiu – der Kater –, der Name passt wirklich gut zu dir. Er ist ungewöhnlich, aber ebenso stolz und gelassen wie eine Katze schreitest du durchs Leben.“
Pamiu fühlte sich unwohl bei dieser Unterhaltung. Er wusste nicht, was Hetepheres, die nie ein gutes Wort, geschweige denn ein Kompliment für ihn übrig gehabt hatte, damit bewirken wollte. Er misstraute ihr wie fast jedem. „Warum sind wir hier, Königin?“
„Vielleicht, weil ich wissen will, ob mein Sohn gelitten hat. Man berichtete mir von dem Blutbad, das stattgefunden hat.“
Pamiu verkrampfte sich. Er wollte diese Sache lieber so schnell wie möglich vergessen anstatt ihre Einzelheiten wieder hervorzuzerren. „Nicht so sehr wie Tahemet.“ Er blickte Hetepheres direkt in die Augen, aber er konnte dort kein Auffunkeln oder irgendeine andere Bewegung ausmachen. Stattdessen starrte sie mit ihren dunklen Augen zurück und lächelte plötzlich.
„Du hast wahrhaftig das Wesen einer Katze, Pamiu. Ich wünschte nur, ich hätte ihr Balg damals direkt mit zum Duat befördert.“
Pamiu spürte, wie Zorn in ihm aufkam. Wenn nichts ihn zu erregen vermochte, so besaß er doch eine Schwachstelle, wenn es um Neferiabet ging. „Was stört dich die Tochter der armen toten Frau? Sie ist doch so unwichtig für dich wie all die illegitimen Kinder des Pharaos. Selbst bei den offiziellen Banketten sitzt sie nicht bei der königlichen Familie. Warum lässt du sie nicht in Ruhe?“
Die Augen der Großen Königlichen Gemahlin verengten sich zu Schlitzen. „Ich weiß nicht, was du an diesem Balg findest, aber eure Wesen scheinen sich zu ähneln. Und ich fürchte dich, Pamiu. Du bist ein Stachel im Fleisch meines Sohnes. Er hat ebenso eine Schwäche für dich wie alle anderen. Aber mich kannst du nicht täuschen. Ich werde verhindern, dass du der Stachel im Fleisch Kemets wirst. Mein Sohn vertraut dir vielleicht, aber ich tue das nicht.“
Pamiu verbeugte sich in übertriebener Geste vor der Königin. Als Kind hatte er sie gehasst und gefürchtet, doch nun war sie ihm einfach nur noch unangenehm. „Vielleicht werden wir beide vor dem Totengericht nicht bestehen, aber ich bin sicher, dass du vor mir die Hallen des Gerichts betreten wirst. Du bist wie eine Gazelle, die gegen einen Löwen kämpft.“
Hetepheres’ Mund umspielte ein kaltes Lächeln. „Ja, Pamiu, da hast du Recht. Ich werde vor dir gehen, aber ich werde vorsorgen, das schwöre ich dir bei meiner Schutzgöttin Isis.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ Hetepheres ihn stehen und ging zu ihrer Sänfte zurück. Pamiu wartete, bis sie weit genug vorgegangen war, so dass er sie nicht einholen musste, dann kehrte auch er zu seinem Platz zurück. Er hoffte, dass die Grablegung bald beendet wäre, denn er wollte aus dieser glutheißen Wüste zurück in die Kühle seiner Gemächer.
Ich bin Hathor, die schöne Himmelskuh
Ich bin Bewahrerin der Sehnsucht und Schürerin des Verlangens
Ich umgarne die Jugend und auch das Alter mit meiner süßen Stimme
Mein Kuss hält dich gefangen bis ans Ende der Zeit, und meine Umarmung ist Nektar und Honig
Kapitel 5
Pamiu hatte die Vorarbeiter und Steinmetze in seinem Zelt erscheinen lassen. Seit er die Bauleitung für Khufus gigantisches Bauvorhaben übernommen hatte, weilte er nur noch selten im Palast.
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