Pamiu Liebling der Goetter
wird.“
Pamiu stieg ein Klumpen in den Hals, denn er wusste, dass dieses Versprechen äußerst leichtfertig gewesen war. Trotzdem war es ihm ernst damit. „Du weißt, dass ich mein Leben für deines geben würde.“
Neferiabet funkelte ihn aus ihren grünen Augen an. Ihre hohen Wangenknochen standen im Kontrast zu ihren vollen Lippen, und ihr glattes schwarzes Haar wurde heute nur von einem Goldreif gehalten. „Du würdest dein Leben für kein anderes Leben geben, Pamiu.“
Jetzt war es an ihm zu lächeln. „Aber natürlich würde ich das tun, Prinzessin. Als Kater besitze ich schließlich neun davon. Da kann ich dir durchaus eines opfern.“
Neferiabet sah ihn entrüstet an und griff nach einem Kissen, um es nach ihm zu werfen. „Du bist unverbesserlich!“
Er lachte und rannte hinter ihr her. Kichernd und lachend stolperte Neferiabet auf die Terrasse, doch Pamiu war mit ein paar Schritten bei ihr, um ihr das Kissen hinterherzuwerfen. Sie war schneller und rannte davon. Im Laufen drehte sie sich noch einmal um. „Ich gebe heute Abend ein kleines Bankett in meinen privaten Räumen. Du bist eingeladen.“
„Ich werde kommen!“, rief er.
Hetepheres hatte die Szene von ihrer eigenen Terrasse aus beobachtet. Pamiu war ein schöner Mann, während ihre Schönheit dahingewelkt war. Sie verließ ihre Terrasse kaum noch, ihre Knochen schmerzten, und ihre Finger waren verkrümmt. Die Ärzte hatten ihr nicht helfen können – sie waren allesamt Stümper. Aber die Augen und die Ohren der Großen Königlichen Gemahlin waren noch immer gut. Sie kannte das Geplänkel zwischen jungen Leuten, und sie konnte genau unterscheiden, was harmlos war und was bedenklich. Hetepheres hasste Neferiabet. Genau wie ihre Mutter verdrehte sie den Männern den Kopf. Sie hatte es kommen sehen. Wie sehr bereute sie es, vor fünfzehn Jahren nicht genügend Konsequenz gezeigt zu haben. Pamiu und die Prinzessin – wer hätte das gedacht. Der unnahbare Pamiu, der seinem Namen auch in Liebesdingen alle Ehre machte. Er beglückte unzählige Frauen, aber verschwand so schnell und leise, wie er gekommen war, wieder aus dem Leben der Unglücklichen. Doch diese Prinzessin konnte gefährlich werden. Hetepheres fürchtete diesen Mann noch immer. Er war gefährlich, das wusste sie nur allzu gut. Sie rief nach einer Dienerin. Sie musste mit ihrem Sohn sprechen und wollte die Dienerin gerade fortschicken, da kam ihr ein Gedanke.
„Warte!“, rief sie der bereits hinauseilenden Dienerin nach. „Bring mir nicht meinen Sohn, sondern Meritates, meine Tochter.“
Meritates übergab die schreiende Chamernebti ihrer Amme und wies sie an, sie ihr heute nicht mehr zu bringen. Das Kind raubte ihr den letzten Nerv. So brav und folgsam Kawab war, so unruhig und eigensinnig war ihre Tochter. Sie warf einen Blick in den Spiegel und griff nach dem perlenbesetzten Halskragen und der großen hüftlangen Zöpfchenperücke. Sie drapierte ein Haarnetz mit Türkisen darüber, zog es dann aber wieder vom Kopf. Was sollte dieser ganze Aufwand und für wen? Warum sollte sie sich noch bemühen, für ihren Gemahl zu strahlen, wenn er seine Aufmerksamkeit den gewöhnlichen Frauen aus seinem Harem schenkte?
Plötzlich hörte sie ihre Dienerin leise den Raum betreten. Mürrisch drehte sie sich um, weil sie befürchtete, das Mädchen könne ihre Gedanken lesen.
„Ich habe dir schon so oft gesagt, dass du nicht unangemeldet meine Räume betreten sollst.“
Das Mädchen senkte ängstlich den Kopf. „Verzeih mir, Prinzessin, aber die Große Königliche Gemahlin lässt dringendst nach dir schicken.“
Meritates warf achtlos das Haarnetz auf ihren Frisiertisch. Was mochte Hetepheres nun schon wieder von ihr wollen? Seit sie selbst von ihrem Mann verschmäht wurde, war ihr die Nähe zu ihrer Mutter unangenehm, vielleicht, weil sie befürchtete, genau wie diese zu enden. Sie gab dem Mädchen durch ein Nicken zu verstehen, dass sie sie bei Hetepheres melden solle. Dann wandte sie sich von ihrem eigenen Spiegelbild ab und machte sich auf den Weg zu ihrer Mutter.
„Du hast lange gebraucht, herzukommen.“ Hetepheres hatte ihre verkrüppelten Hände unter einem Tuch versteckt, und Meritates bemühte sich, nicht ständig dorthin zu starren.
„Ich war beschäftigt.“
Die Große Königliche Gemahlin ließ ein leises Lachen hören. „Mit deinem Gemahl? Wohl kaum. Meinst du, du könntest verbergen, was ohnehin schon jeder weiß?“
Meritates straffte die Schultern.
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