Pamiu Liebling der Goetter
Die Baustelle verlangte seine ständige Anwesenheit. Die Türen von Rahoteps Grabmal hatten sich kaum geschlossen, da hatte Khufu ihm die Anweisung gegeben, mit dem Bau seines Grabmals zu beginnen. Das war vor vier Jahren gewesen, und bisher stand noch nicht einmal das Fundament.
„Ihr müsst besser Acht geben.“ Er wandte sich an die Steinmetze. „Die Granitquader müssen alle identisch in Größe und Gewicht sein, sonst erreichen wir keine Symmetrie.“ Dann wandte er sich den Vorarbeitern zu. „Und ihr müsst darauf achten, dass die Steine besser verarbeitet werden. Ich habe mich für Gizeh als Baugrund entschieden, weil der Boden hier fester und besser ist. Aber das alles nützt überhaupt nichts, wenn eure Arbeiter die Steine schlecht verarbeiten. Ich will einen perfekten Neigungswinkel, und den erreichen wir nur, wenn das Fundament einwandfrei ist.“ Die Männer nickten, und Pamiu gab ihnen ein Zeichen, dass sie entlassen waren. „Geht wieder an die Arbeit. Ich werde überprüfen, ob ihr euch an meine Anweisungen gehalten habt.“
Die Männer verließen schweigend das Zelt des Obersten Baumeisters. Pamiu wusste, dass sie ihn nicht mochten. Er war ihnen suspekt – ein Mann, der die Schönheit einer Frau besaß, aber die Unerbittlichkeit eines Herrschers. Pamiu war ein Herrscher – ein Herrscher über die Bauvorhaben des ganzen Landes. Längst hatte er den eigentlichen Obersten Baumeister des Pharaos aus seinem Amt verdrängt. Snofrus Stern war am Sinken, Khufus Stern erschien leuchtend hell am Himmel. Längst wurde er selbst von den anderen Höflingen mit Herr angeredet. Er besaß große Gemächer im Palast und einige Landgüter, die er aber niemals besuchte, sondern verwalten ließ, und von deren Erträgen er gut leben konnte. Er hatte sich, obwohl er bereits fünfundzwanzig Lenze zählte, bisher nicht dazu entschließen können zu heiraten, stattdessen wechselte er die Frauen fast so oft wie seinen Schurz, da es für ihn einfacher war, als eine fordernde Geliebte an seiner Seite zu haben.
Pamiu rollte die Baupläne zusammen und ging zu seinem Ruhebett. Da er fast seine ganze Zeit hier verbrachte, hatte sein Zelt einen gleichwertigen Standart zu seinen Räumen im Palast, nur dass es am Tage immer brütend heiß war. Er legte seinen Kopf in die elfenbeinerne Kopfstütze, die das Kuhgehörn der Hathor darstellte. Seine Finger fuhren wie von selbst über die schöne Schnitzarbeit. Sie war ein Geschenk von Neferiabet zu seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag gewesen. Sie allein vermisste er manchmal, wie sie – inzwischen zu einer schönen jungen Frau gereift – mit Nitokris, die ihre ständige Begleiterin in den letzten Jahren gewesen war, selbstbewusst durch den Garten schritt. Pamiu war stolz auf sie, denn ihre Familie hatte sie nicht brechen können. Hetepheres hatte ohnehin in den letzten Jahren an Kraft verloren, doch Meritates war dafür umso ungenießbarer geworden. Es war kein Geheimnis bei Hofe, dass die Liebe zwischen ihr und Khufu erkaltet, wenn nicht gar gestorben war. Nach der Geburt der Prinzessin Chamernebti hatte Khufu das Lager nicht mehr mit ihr geteilt. Stattdessen hatte der Prinz wechselnde Favoritinnen aus seinem großen Harem, die jeweils für etwa zwei Mondumläufe seine ständigen Begleiterinnen bei Banketten und anderen Lustbarkeiten waren. Pamiu seufzte und griff nach einem Becher Wein. Er war nun schon fast einen Monat nicht mehr in seinen Gemächern im Palast gewesen und hatte auch keine Nachricht von Khufu oder Neferiabet erhalten.
Pamiu musste raus aus seinem Zelt, es war einfach zu heiß und stickig. Doch als er schließlich hinaus in die blendende Sonne trat, seufzte er erneut. Er hasste diese verfluchte Wüste, die als Heimstatt des Seth galt. Er blickte hinüber zum Fundament der Pyramide. Die Männer schwitzten in der Sonne. Sie bearbeiteten Granitquader, die auf das Fundament gesetzt werden sollten. Er wandte sich ab. Plötzlich war ihm der Anblick der Baustelle unerträglich. Er fragte sich, ob er nirgends Frieden finden konnte.
„Herr, du hast eine Schriftrolle aus dem Palast erhalten.“
Pamiu fuhr aus seinen Gedanken hoch und sah seinen Leibdiener, der sich durch den glühenden Sand kämpfte und mit einem Papyrus wedelte.
„Welches Siegel trägt sie, Antef?“
„Das Siegel des Kronprinzen, Herr. Ein Eilbote brachte sie. Ich dachte mir, dass sie wichtig sein muss, und wollte nicht warten, bis du deine Mittagsruhe beendet hast.“
Pamiu nickte ihm zu.
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