Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
dass Sie so allein sind. Kein Mensch sollte allein sein, wenn es ihm schlecht geht. Kommt denn niemand aus Ihrer Familie?“
Er seufzte leise.
Charly bereute bereits, die Sprache darauf gebracht zu haben.
Doch dann antwortete er ihr tatsächlich. „Es gibt keine Familie.“
Charly wurde plötzlich von unermesslicher Traurigkeit ergriffen. Sie wollte die Sache auf sich beruhen lassen. Stattdessen sprach ihr Mund die Worte einfach aus. „Im Schlaf redeten Sie von Ihrer Mom.“
„Tatsächlich?“
Charly nickte bestätigend.
„Meine Mutter ist tot. Ich war damals siebzehn.“ Tyler war sich selbst nicht genau darüber im Klaren, warum er ihr das jetzt anvertraute.
Ihr wurde das Herz schwer. „Meine Mutter ist auch tot. Ist erst ein paar Monate her.“ Ihr Kinn begann zu beben, ihre Stimme brach. Zum ersten Mal konnte sie um Celina trauern und mit einem Schluchzen flüchtete sie sich in Tyler O´Brians Arme.
„Das tut mir leid“, flüsterte er sanft und drückte sachte seine Lippen auf ihren Scheitel. Er ließ sie einfach weinen. Ihr Haar verströmte Orangenduft mit einer Nuance frischer Äpfel. Obwohl sie sehr klein war, hatte sie in ihm nie den Eindruck von Zerbrechlichkeit hervorgerufen. Jetzt tat sie es.
Langsam löste sie sich wieder von ihm. „´tschuldigung.“
„Dafür sollte sich kein Mensch entschuldigen müssen.“ Tyler grinste sie an.
Ihr Mund verzog sich jetzt zu einem vorsichtigen Lächeln. „Ich sehe bestimmt furchtbar aus.“ Charly fuhr sich mit den Händen über das Gesicht.
„Nein. Und das wissen Sie auch. Sie sind eine sehr schöne Frau.“
Entgeistert starrte sie ihn an. „Aber ich bin nicht Ihr Typ, oder?“ Verbarg sie ihre plötzliche Verletzlichkeit hinter einer schnippischen Frage.
Da Tyler ihr lediglich direkt in die Augen sah, murmelte sie ein leises „danke“. Mit Komplimenten dieser Art konnte Charlotte einfach nicht umgehen. Sie stand deshalb rasch auf. „Sie sollen viel trinken, Tyler! Die Nachtschwester hat Ihnen vorhin eine Thermoskanne mit Tee hingestellt.“ Sie goss eine Tasse davon ein und reichte Sie ihm.
Er führte sie gehorsam an die Lippen, verzog aber angewidert sein Gesicht. „Was ist das?“
„Blasen-Nieren-Tee, was denn sonst.“
„Schauderhaft“, brummte er nach den ersten vorsichtigen Schlucken.
Charlotte lachte leise. „Immer rein damit! Vielleicht kann ich Ihnen morgen einen von meinen Früchtetees mitbringen.“ Sie hatte den Satz mehr als Frage ausgesprochen.
„Würden Sie das wirklich für mich tun?“, vergewisserte er sich.
Als sie daraufhin nickte sagte er: „Das wäre furchtbar nett.“ Er grinste sie an und sah dabei plötzlich, trotz der Blessuren und seiner schreckl i chen Blässe, wie ein kleiner Junge aus.
Charly musste erstickt kichern und versuchte dann erfolglos, ihr Gähnen zu unterdrücken.
„Sie müssen hundemüde sein.“ Tyler klang beinah ein wenig schuldb e wusst. „Gehen Sie nach Hause!“
„Okay. Ich komme morgen wieder ... wenn ich darf.“ Sie wich seinem inte n siven Blick aus.
„Sicher. Und vergessen Sie den Tee nicht!“
Sie unterdrückte ein Glucksen. „Welche Sorte mögen Sie?“
Er schnaubte verächtlich. „Als wenn das im Vergleich zu diesem ekelhaften Gebräu eine Rolle spielt.“
Sie kicherte wieder. Charly war bereits an der Tür, als sie ihn sagen hörte: „Da ist noch etwas.“ Sie wandte sich langsam um. Als er schwieg, ging sie zurück. Er hielt den Blick gesenkt. Sein Gesicht wurde plötzlich von verräterischer Röte überzogen. Dann sagte er so leise, dass sie ihn kaum verstand: „Es ... ist mir furchtbar peinlich, dass Sie ... alles ...“ Er schluckte.
„Tyler, bitte“, unterbrach Charlotte ihn rasch. „Machen Sie sich keine So r gen deswegen!“
Er presste seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. „Okay“, nickte er langsam. „Dann ... dann danke ich Ihnen ... für ... für alles.“
„Danken Sie mir nicht, O´Brian!“
Als sie gegangen war, schloss er die Augen und schlief augenblicklich wi e der ein.
Janet und Anna sahen einander ratlos an. Wo blieb ihre Chefin denn heute? Schließlich beschloss Anna, nachzusehen.
„Guten Morgen Bertha, kommt Dr. Svenson nicht? Es sind bereits drei Pat i enten da und ...“ Sie machte eine weit ausholende Geste.
„Charly! Bist du da?“, rief Bertha laut und schaute dabei nach oben.
Charlotte steckte ihren Kopf aus der Badezimmertür. In ihrem Mundwinkel stach eine Zahnbürste. „Koome schofort“, rief
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