Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
vera b schiedete sich dann.
„Schauen Sie mal, was ich hier habe!“ Sie schwenkte eine Thermoska n ne hin und her.
„Allmächtiger! Früchtetee?“ Tyler klang, als hätte er eine Offenbarung. „Sie haben Ihr Versprechen also gehalten.“
„Das tue ich immer“, sagte sie mit Nachdruck.
„Ich stehe tief in Ihrer Schuld.“
Sie musste lachen und klang wunderbar unbeschwert. Tyler konnte sie sekundenlang nur anschauen.
„Was ist?“, fragte sie leicht irritiert.
„Nichts“, log er.
Sie hatte ihm bereits eine Tasse eingegossen und reichte sie ihm jetzt. „Ko s ten Sie mal!“
„Hm - sehr gut. Danke, der schmeckt wirklich köstlich.“ Tyler schloss genüsslich die Augen.
Charly stieß ein undamenhaftes Schnauben aus. „Schleimen Sie nur nicht so! Nach dem anderen Zeug schmeckt schließlich alles köstlich. Möchten Sie trotzdem wissen was es ist?“
Tyler nickte und schaute intensiv auf ihren Mund.
„Brombeer-Erdbeere mit einem Hauch von Marzipan.“
„Köstlich - wie ich bereits sagte“, bestätigte er kopfnickend.
„Ich habe ihn selbst zubereitet.“ Warum hatte sie etwas so idiotisches nur gesagt, ärgerte sie sich. Vor allem, wo er jetzt seinen Kopf schief legte und sie angrinste. Unter diesem Blick wurde ihr ganz warm. „Ach, ve r gessen Sie´s!“
„Das werde ich ganz sicher nicht.“ Tyler sah sie noch immer unverwandt an.
Charlotte zog irritiert die Nase kraus.
„Wenn Sie fort sind, stelle ich mir dauernd Ihr Gesicht vor.“ Er hatte le i se gesprochen.
Sie stieß ein nervöses Kichern aus. Er brachte sie noch ganz durcheinander. Es wäre besser, wenn sie wieder mehr Distanz zwischen sich brachte, dachte Charlotte. Sie schnitt daher rasch ein Thema an, das sie für unverfänglicher hielt. „Ich habe da noch etwas zum Lesen mitgebracht. Leider kenne ich Ihre Vorlieben nicht.“ Charly merkte selbst, wie zwe i deutig das klang.
Er schmunzelte.
Ihre Wangen begannen zu glühen. Sie fächelte sich ein wenig Luft zu. „Deshalb habe ich einfach verschiedenes eingepackt.“ Wie hatte sie nur so blöd sein können anzunehmen, dass etwaige Illustrierte ein unverfängliches Th e ma wären?
„Das ist sehr nett von Ihnen“, sagte er gerade und nahm damit dem Auge n blick die Spannung.
Sie lächelte dankbar.
„Ich habe leider meine Brille Zuhause“, fuhr er im sachlichen Ton fort.
„Ihre Brille?“
„Ja. Ich bin blind wie ein Maulwurf.“ Da war es wieder dieses entwaf f nende Lächeln.
„Sie tragen doch nie eine Brille.“ Sie klang fast vorwurfsvoll.
„Kontaktlinsen - auf Wunsch meines Managers. Ist sogar vertraglich g e regelt. Aber behalten Sie´s für sich!“
„Nun, dann habe ich hier noch etwas anderes.“ Charlotte kramte in einem Beutel herum und holte einen Discman heraus sowie einige CD´s. „Sie hören doch bestimmt gern Musik.“
Jetzt starrte zur Abwechslung mal er ziemlich verblüfft drein, wie sie mit Genugtuung feststellte. Bereits in der nächsten Sekunde kam ihr ein Verdacht. Sie wollte sich gar nicht erst vorstellen, welche Gedanken ihm aufgrund ihrer Mitbringsel durch den Kopf gehen mochten. Deshalb sagte sie rasch: „Na ja, ich dachte, da niemand Sie besucht und Ihnen etwas mitbringen kann. Außer dem Jungen natürlich. Aber das ist schließlich was anderes, nicht wahr?“ Da sie ohnehin keine Antwort von ihm hören wollte, fuhr sie fort: „Wenn ... nun ja, wenn Sie das möchten, kann ich Ihnen Ihre Brille besorgen.“ Herrje - was hatte sie sich nur wieder dabei gedacht? Wie kam sie dazu, ihm so einen Vorschlag zu machen? War sie denn von allen guten Geistern verlassen?
Er blinzelte verwirrt. „Würden Sie das tun?“, fragte er auch prompt und klang ein wenig ungläubig. Kein Wunder, sie glaubte ja selbst nicht, dass das eben auf ihrem eigenen Mist gewachsen war. Doch es musste wohl so sein, wenn er es auch gehört hatte.
„Ich habe mich schon gefragt“, meinte er beiläufig „Wie ich die nächsten Tage hier vor Langeweile rumkriegen soll. Ich lese sehr gern. Wenn es Ihnen also tatsächlich nichts ausmacht ...“
„Natürlich nicht“, antwortete Charlotte geradezu heldenhaft.
Tyler kramte im Schränkchen nach seinem Hausschlüssel. „Die Brille liegt auf einem Tisch, neben meinem Bett, im Schlafzimmer.“
Worauf ließ sie sich da nur wieder ein? Sie konnte doch nicht allen Ernstes in das Schlafzimmer eines fremden Mannes spazieren und womöglich seine Trophäensammlung in Form von winzigen Stringtangas in Augenschein nehmen.
Weitere Kostenlose Bücher