Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
als zwanzig.“
Charlotte kicherte. „Du bist noch immer ein Schmeichler, Grandpa.“
Eine kräftige Frau mit einer Schürze um den Bauch trat zu ihnen. Sie wisc h te sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel.
„Jetzt lassen Sie das Kind doch nicht hier draußen vor der Tür stehen, Dr. Svenson! Kommen Sie rein, meine Liebe! Hier ist es kühler. Ich habe bereits Zitronenlimonade gemacht, oder ist Ihnen Eistee lieber? Sie möchten sich nach der langen Fahrt sicher frisch machen und ein wenig ausruhen. Ich habe Ihr altes Zimmer für Sie hergerichtet. Ach, wie unhöflich von mir. Ich habe mich gar nicht vorgestellt. Bertha Chappell.“ Sie wischte sich die Hand an der Schürze ab und reichte sie Charly.
„Die Bertha, die die besten Schokoladenplätzchen in ganz St. Elwine machte? Und außerdem noch in Grandpas Praxis assistierte? Die den Patienten tröstend die Hand hielt oder resolut mit der Zahnbürste wedelte?“ Charlotte erinnerte sich lebhaft daran.
„Oh, Dr. Svenson, sie weiß es noch.“ Gerührt zog die ältere Frau ein T a schentuch hervor und schnäuzte sich lautstark.
„Natürlich, wie könnte ich mich nicht an dich erinnern.“
Bertha zog sie jetzt ebenfalls fest in ihre Arme. „Ach Charly, mein Kind. Wie schön, dass du wieder da bist. Du weißt gar nicht, wie glücklich du deinen Großvater damit machst. Wirst du bleiben und seine Praxis überne h men? Wirst du hier bleiben, Charly?“
„Bertha!“, wies Johann sie zurecht. „Wie können Sie nur immer gleich mit der Tür ins Haus fallen? Das muss sich Charly in aller Ruhe überlegen. Ich will sie nicht zu irgendetwas zwingen. Solche Dinge haben doch wirklich noch Zeit. Sie ist gerade erst angekommen.“
„Papperlapapp“, gab Bertha zurück. „Sie reden doch seit Wochen von nichts anderem. Bertha, was glauben Sie, wird meine Charly hier bei mir bleiben? Wird Sie hier leben und arbeiten wollen? Was denken Sie? Und jetzt darf ich mal wieder meine Meinung für mich behalten, wie?“
Charlotte lachte laut.
Sie hakte sich bei beiden unter. „Ich bin hergekommen, um hier zu leben. Ich werde die Praxis übernehmen und mich in St. Elwine niederlassen. Hier ist mein Zuhause - ist es immer gewesen.“ Jetzt, wo sie die Worte selbst ausgesprochen hatte, begriff sie erst, dass das tatsächlich der Wahrheit en t sprach.
Charly schmiegte sich an ihren Großvater. „Sie wollte dich mir wegnehmen. Aber sie hat es nie geschafft, nie.“
„Ich weiß, mein Herz.“
Allen war klar, dass damit Celina Conroy, Charlottes Mutter, gemeint war.
Charly erwachte schon früh am Morgen. Sie lag in ihrem alten Zimmer in der oberen Etage. Es sah noch fast genauso aus, wie damals. Zarte pastellfarbene Tapete mit einer Bordüre aus Früchten, dazu passende luftige Gardinen, ebenfalls mit kleinen Obstmotiven. Bis auf eine einzige große Stoffpuppe, die damals ihre Lieblingspuppe gewesen war, war das restliche Spielzeug fortgeräumt worden. Die Puppe hieß Mopsi, wie sich Charly jetzt wieder erinnerte. Ihre Großmutter hatte sie eigenhändig für sie genäht. Sie trug ein hübsches blaues Kleid mit einer Schürze darüber. Auf die Schürze waren ein Mädchen und ein Junge appliziert, sowie ein Apfelbaum mit großen roten Äpfeln. Mopsi hatte langes, helles Wollhaar und auf ihrem Kopf trug sie einen hübschen breitkrempigen Hut, dessen vorderer Teil hochgesteckt war. An diesem Krempenstück prangten ebenfalls Äpfel, Birnen, Kirschen und Erdbeeren, die ihre Großmutter aus Stoff gefertigt hatte. Die Puppe saß auf einer hölzernen Bank, über ihr an der Wand hing ein kleiner Wandquilt mit den gleichen Applik a tionen, wie auf der Schürze. Mopsi and her Quilt hatte Großmutter ihre Kreation genannt. Charly strich jetzt liebevoll darüber. Sie tappte ins a n grenzende kleine Bad. Es war ebenfalls in Gelb gehalten und typisch schwedisch, mit weißen Holzschränkchen, eingerichtet. Auf dem Waschtisch stand ein kleiner Glasteller mit Seifenstückchen, die wie ein Obstsalat mit kleinen Sonnenblumen arrangiert waren. Charlotte hatte von klein an eine Vorliebe für Obst-, Gemüse- oder Blumenmotive g e hegt. Ihre Großeltern hatten diese Macke unterstützt, wenn nicht gar g e teilt.
Charly stellte sich unter die Dusche und nahm sich eine Handvoll Showergel - nicht ohne vorher daran zu schnuppern, eindeutig Erdbeere - lecker.
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Bertha und ihrem Großvater machte sich Charlotte jetzt erst mal daran, sich das ganze Haus
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