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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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nicht? Wo stecken Sie denn?«
    »Am Blumenmarkt, Oberinspektor.«
    »Vor einer halben Stunde waren Sie auch am Blumenmarkt.«
    »Bei den Lilien. Jetzt sind wir bei den Rosen.«
    Der Lautsprecher röchtelte leise. Etwas klirrte. Quincy goß sich Bier ein.
    »Meine Güte...«
    »Tut mir leid, Oberinspektor. Die vielen Autos!«
    »In welchem Wagen sitzen Sie?«
    »Im grünen Porsche. ABX 27—37.«
    »Bleiben Sie sitzen! Ich rufe jetzt den Flugplatz.«
    Die Sonne brannte. Zwischen den Autos bahnte sich eine Schulklasse mit Lehrer ihren Weg. Ich schnappte etwas von seinen Erläuterungen auf.
    »Albinos...«
    »Pigmentmangel...«
    »Die heiligen weißen Elefanten...«
    Die weißen Elefanten waren der Klasse wurst. Die Jungen rempelten einander an, die Mädchen zausten einander in den Haaren. Dann erschien am Himmel ein Hubschrauber.
    »Achtung, grüner Porsche ABX 27—37! Wir können nicht landen! Machen Sie sich fertig! Wir lassen die Strickleiter hinunter!«
    Im stillen verfluchte ich Quincy. Noch vor einer Stunde hatte ich ein ruhiges Leben gehabt, war mit beiden Beinen auf festem Boden gestanden. Jetzt hielt ich mich krampfhaft an der Strickleiter fest, die wie eine Schaukel hin und her pendelte.
    »Wieder so eine Reklame«, sagte die Oma hinter dem Steuer eines roten Fiat, den ich umschwebte. »Wahrscheinlich für einen Zirkus. Schaut, Kinder, ein Clown!«
    Die Schulklasse brüllte vor Begeisterung. Die Jungen rempelten einander nicht mehr an, die Mädchen zausten einander nicht mehr in den Haaren.
    »Ich kenn’ ihn«, sagte eine von ihnen. »Es ist Belmondo.«
    Die Leiter wurde in die Höhe gezogen. Sie drehte sich wie ein Kettenkarussell. Über meinem Kopf dröhnte der Motor des Hubschraubers. Eine Sekunde lang glaubte ich, auf dem grünen Rasen unten einen schwarzen Herrn mit schwarzer Melone zu sehen. Er hielt sich einen Regenschirm vor die Augen und schaute gegen die Sonne zum Hubschrauber hinauf, als ob er so etwas noch nie gesehen hätte.
    Mir wurde schwindlig. Ich schloß die Augen. Als ich sie wieder öffnete, stand niemand auf dem Rasen.
     
     
     

Fünftes Kapitel. Noch ein Mädchen und der Junge Gaston. Ein rosa Elefant für zwölf fünfzig.
     
    Der Elefant war nicht ganz rosa. Es war ein grauer Elefant mit rosa Tupfen. Der rosa getupfte Elefant machte ein hochmütiges Gesicht, als ob er wüßte, daß diese Menschenmenge seinetwegen gekommen war. Im Raubtierpavillon brüllten die Löwen und Tiger, aber niemand beachtete sie. Auch die Affen hatten kein Publikum für ihr Affentheater.
    »Die Leute lieben Sensationen«, sprach traurig Dr. Lichtenberg, der Direktor des Zoologischen Gartens. »Ein Kalb mit zwei Köpfen! Es muß immer das Größte und Ungewöhnlichste sein. Schade. Ich selbst mag kleine Spitzmäuse sehr. Diese Grazie ihrer Bewegungen! Man kann über die Klugheit eines Elefanten staunen, soll man aber die Launen und Irrtümer der Natur bewundern? Ein paar rosa Tupfen wegen die herrliche Kollektion der Gorillas übersehen?«
    Er stopfte sich mit grobem Seemannstabak die Pfeife.
    »Auch unsere Löwenrobben...«
    Ich wußte, daß er recht hatte. Doch Quincy wartete.
    »Jetzt geht es nicht um die Löwenrobben, sondern um einen Elefanten mit zwölf rosa Tupfen«, sprach ich ebenso traurig. »Es ist meine Pflicht, zu ermitteln, wann der Elefant aus Ihrem Zoo verschwand und wer ihn mit rosa Farbe angestrichen hat.«
    »Niemand«, sagte Direktor Dr. Lichtenberg, zog an der Pfeife und beobachtete belustigt die Polizisten, die Strahlen von Wasser auf die rosa Tupfen spritzten. »Sie bemühen sich vergebens. Aus unserem Zoo ist kein Elefant verschwunden. Wir hatten acht graue Elefanten. Jetzt haben wir acht graue Elefanten und einen mit rosa Tupfen.«

    »Wollen Sie sagen...«
    Er nickte.
    »Daß es ein fremder Elefant ist?«
    »Es ist mein Elefant«, sagte ein kleines Mädchen mit einer großen Schleife im Haar. »Er hat zwölf fünfzig gekostet, und ich will ihn wiederhaben.«
    Dr. Lichtenberg hörte sie nicht. Lächelnd beobachtete er die Polizisten und die Chemiker aus dem kriminologischen Institut, die vorsichtig die großen rosa Flecken abkratzten. Proben von rosa Elefantenhaut fielen in durchsichtige Plastiksäckchen. Der Mann mit dem Mikroskop rief verdutzt:
    »Aber das ist gar keine Farbe!«
    »Ich sagte bereits, daß Sie sich vergeblich bemühen. Diese Arbeit habe ich schon für Sie getan. Ursprünglich meinte ich, es handle sich um einen dummen Scherz, um Betrug, um einen

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