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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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auf und kuschelte sich in die Federn.
    Ich darf jetzt nicht einschlafen, sagte er sich so lange, bis er einschlief. Er träumte von Afrika und den menschenfressenden Tigern, später spielte er Eisbären auf der Geige vor und klaute mit Claudia die Mona Lisa aus dem Louvre, die er unter der Brücke versteckte, wo es von Ratten wimmelte. Und Polizeisirenen schrillten...
    Es war das Telefon. Viola nahm, noch halb im Schlaf, den Hörer. »Reisebüro Globus? Sind Sie der Geschäftsführer?« Eilig schob er den Hörer samt dem Telefonapparat unter die Zudecke. Es hatte nämlich jemand an die Tür geklopft. Die Tür öffnete sich. Viola atmete auf. Es war nicht Claudia. In der Tür stand ein fremder Mann mit Melone. Über dem Kopf ein Regenschirm, am Revers eine Blume. Viola hörte beinahe, wie ihm der Stein vom Herzen fiel. »Er ist da«, flüsterte er dem Geschäftsführer des Reisebüros telefonisch zu. »Schlafen Sie ruhig weiter. Ich wußte, daß Sie eine solide Firma sind! Sie müssen verstehen, ich erfülle mir einen Kindheitstraum!« Er legte den Hörer auf.
    Dann sagte er zu Pan Tau (es war natürlich Pan Tau, wer sonst, aber W. Viola wußte damals noch nicht, wer Pan Tau ist, ja nicht einmal, daß ein Pan Tau existiert):
    »Schreiben Sie! Ich mache die Reise um die Welt rückgängig! Neue Buchung: Vagabundenreise für zwei Personen. In bester Ausführung, bitte!«
    Pan Tau zögerte keinen Augenblick. Er nickte und schrieb alles mit dem Finger auf die Manschette.
    Eine vorzügliche Organisation, dachte W. Viola voll Genugtuung. Einmal Globus, immer Globus. Der Mitarbeiter mit Melone weckte in ihm Vertrauen. Nicht einmal die merkwürdigsten Wünsche erstaunten ihn.
    »Nachtquartier in Scheunen. Stroh von bester Qualität, ohne Schimmel! Hygienisch sterilisiert! Für mich mein eigenes Bett, ein wenig abseits. Und ein Glas Mosel. Claudia darf davon selbstverständlich nichts merken.«
    Pan Tau notierte: Bett, Scheune, Glas Mosel, zahme Ratten unter der Brücke...
    Viola schwärmte:
    »Zwanzig Ratten und Vagabunden! Miete ich! Sie werden uns überfallen. Ich schlage sie natürlich zu Boden, jage sie davon. Anschließend mein Bett und ein Glas Mosel.« Dann fiel ihm noch ein: »Morgen früh eine feste Strickleiter. Vor dem Schloß hat ein Fuhrwerk zu warten. Mit zwei Kühen. Dem alten Kutscher fahren Claudia und ich vor der Nase weg. Der Alte jagt hinter uns her, kriegt uns aber nicht. An der Abzweigung bleibt ein Möbelwagen stehen. Den müssen Sie bestellen! Ich gehe nicht gern zu Fuß. Im übrigen Beförderung per Autostopp. Zu Mittag ein T eich voller Fische, die an Schnürsenkeln anbeißen. Wie Sie das machen, ist Ihre Sache. Das wäre alles. Weitere Einzelheiten erfahren Sie während der Reise.«
    Pan Tau notierte alles mit dem Finger auf die Manschette.
     
     
     

Sechstes Kapitel. Viele Hühner. Der Morgen muß nicht schlauer sein als der Abend.
     
    »Ein perfekter Service«, flüsterte beeindruckt Viola, als er erwachte. Draußen schien die Sonne. Neben dem Bett lagen eine Strickleiter, vergammelte Blue jeans und ein paar Schuhe, die aussahen, als ob sie zweimal um die Welt gewandert wären. Dann waren noch eine grobgeflickte Lederj acke und ein buntes Halstuch da. »Großartig...
    Der vollendete Dienst am Kunden.«
    Er band sich das Tuch um den Hals und setzte sich einen wunderschönen Vagabundenhut auf. Im Spiegel erkannte er sich selbst kaum wieder. Claudia hatte ein gestreiftes Trikothemdchen an und sah wie ein Zirkuskind aus.
    Viola kehrte noch einmal in sein Schlafzimmer zurück, um aus dem Tresor Geld und Scheckheft zu holen. Aber es war bereits zu spät. Arbeiter des Reisebüros Globus nahmen eben sein Bett auseinander.
    »Aus dem Weg, Alter... Du klaust noch was, und dann sind wir es gewesen«, sagte der Chef der Möbelpacker. »Diesen Viola möchte ich gerne mal sehen... Mit dem eigenen Bett rund um die Welt...
    Ganz schön verrückt, der... Wenn er sich tagsüber so wie wir abrackern müßte, würde er auch unter einer Brücke einschlafen...« Vagabund Viola errötete. Er versteckte sich vor seinem Kammerdiener, der eben mit der Tigerflinte im Arm vorbeiging. Vorsichtig schlich Viola mit Claudia auf den Balkon. Er ließ die Strickleiter hinunter. Mit Schrecken dachte er noch daran, daß er keinen roten Heller bei sich hatte. Das Abenteuer begann. In den Zweigen zwitscherten die Vögel. Die Wiesen dufteten. Auf dem Weg vor dem Schloß, wo ein Fuhrwerk mit Kühen warten sollte, warteten zwei

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