Pan Tau
Afrika Tausende von Affen sehen!« versprach er Claudia im Auto. »Und Löwen und Tiger und Zebras und Leguane...«
»Aber so macht das doch keinen Spaß!« sagte Claudia seufzend.
Voll Neid blickte sie auf die Autostopper am Straßenrand. Die Mädchen trugen vergammelte Blue jeans. »Weißt du, was ich mir wünsche? Etwas zu erleben, was noch keiner erlebt hat...«
Viola sah Claudia erstaunt an. Er dachte:
Sie hat die gleiche Nase wie ich, auch die Sommersprossen auf der Nase. Und die gleichen Träume. Überhaupt ist sie mir sehr ähnlich.
Auch ich wollte früher einmal etwas erleben, was noch keiner erlebt hat. Irgendwohin gehen, wo noch keiner gewesen ist, ein Indianer sein und Mustangs fangen. Aber so etwas kann man nicht im Reisebüro bestellen, selbst wenn man Millionär ist und ein Schloß hat mit einem Schwanenteich.
Betrübt sagte Claudia während des Abendessens:
»Ich glaube dir nicht, daß du einmal als blinder Passagier zu den Indianern durchbrennen wolltest. Und mit Glasmurmeln spielen kannst du auch nicht.«
Dann ging sie schlafen.
Viola trank ein Glas Mosel, aber der Wein schmeckte ihm weniger denn je. Wer hört es schon gern, daß man ihn für eine Niete hält.
Er ging unruhig im Speisezimmer auf und ab. Kisten und Koffer, Gewehre und Harpunen standen und lagen da herum. Es herrschte ein entsetzliches Durcheinander.
»Was für ein Unsinn ist denn das?«
»Ein Moskitonetz«, erklärte höflich der Kammerdiener und legte das Moskitonetz in Kiste Nummer eins. »Morgen Afrika. Zwei Tropenhelme. Den kleineren für Claudia. Die Medikamente gegen Malaria befinden sich im durchsichtigen Erste-Hilfe-Kasten. Eine Elefantenflinte. Munition. Eine Tigerflinte.«
»Das ist die Tigerflinte?«
»Ja, für den Fall eines Überfalls.«
»Und Koffer Nummer siebzehn?«
»Für Montag. Nordpol. Die Pelze laut Verzeichnis. Salbe gegen Erfrierungen. Außerdem habe ich mir erlaubt, Schneeteller einzupacken, Seehundfelle und eine Signalpistole mit Raketen.«
Die Tigerflinte gefiel Viola je länger desto weniger. Er roch nervös an der Salbe gegen Erfrierungen.
»Sie stinkt!«
»Man kann nicht behaupten, daß sie gut riecht«, bestätigte der Kammerdiener und packte die Salbe in Koffer Nummer siebzehn. »Sie sollten sich vor der Reise ausruhen. Morgen früh wird Ihr Bett abgeholt!«
Viola stieg über die Kisten. Feindselig schob er die Harpune beiseite. Auch die Tigerflinte. Von Ameisen gebissen zu werden, kam ihm nun wie eine Gefahr vor, die man leicht auf sich nehmen konnte. Die Salbe stank. Der Wald roch, soweit er sich erinnern konnte, nach Tannennadeln.
»Claudia?«
Im Schlafzimmer brannte noch Licht. Viola atmete auf. Claudia schlief also noch nicht. Auf Zehenspitzen trat er zu ihrem Bett. »Wir müssen miteinander reden... Natürlich laufen wir davon... Und wir werden im Wald oder im Stroh schlafen...«
»Großvater, ist das dein Ernst?«
»Was sonst?«
»Und das Stroh wird schimmlig sein...«
»Natürlich wird es schimmlig sein... Und wenn es zuviel regnet, schlafen wir unter einer Brücke...«
Claudia war begeistert:
»Und Ratten wird es dort geben, und wenn wir kein Geld haben, werden wir in der U-Bahn betteln oder klauen, du kannst ja Harmonika spielen. Ich stehe daneben und sage: Haben Sie Mitleid mit einem armen Waisenkind. Das habe ich in einem Buch gelesen.
Dann werden Polizisten hinter uns her sein, die Pennbrüder auch.
Du wirst sie zu Boden schlagen und...«
»Natürlich werde ich sie zu Boden schlagen«, sagte W. Viola. Er hatte, so schien es, keine andere Wahl mehr. »Aber Harmonika spielen kann ich nicht.«
»Das lernst du noch!« Kleine Hindernisse störten Claudia nicht.
»Du kannst auch Geige spielen. Wann laufen wir davon?«
»Morgen.«
»Über eine Strickleiter?«
»Über die Treppe wäre es einfacher!«
»Ein Seil würde auch genügen.«
»Jetzt schlaf lieber!«
W. Viola ging nachdenklich in sein Zimmer. Er schloß es sorgsam ab. Dann kroch er ins Bett, den Telefonapparat nahm er unter die Zudecke mit.
»Reisebüro Globus?« Er flüsterte in den Hörer: »Hier spricht Viola.
V wie Viola. Was heißt Raumpflegerin, wenn ich die Eisbären abbestellen möchte! Sechs blutrünstige Eisbären auf einer davontreibenden Eisscholle. Warum ausgerechnet in der Nacht, wollen Sie wissen? Weil es morgen schon zu spät ist. Augenblicklich möchte ich die Reise umbuchen! Wecken Sie, wen Sie wollen. Er soll sofort herkommen. Auf mein Schloß!«
Er legte vorsichtig den Hörer
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