Pan Tau
eine
ordentliche Dame.
»Sie haben Pech«, sagte die Hausmeisterin. »Das Zimmer hat Fräulein Evans gemietet. Da kommt sie eben.«
Der Gang in diesem Mietshaus war feucht und dunkel. Die Treppe herunter kam die ordentliche Dame mit einem Hund.
Jetzt erkannte ich sie.
Es war Vivian. Der Hund hieß Alik-Nikolaus und gehörte Emil. Das dicke Buch, das Vivian unterm Arm trug, war das Drehbuch für den Film.
Ergänzung zum neunzehnten Kapitel für alle Jungen und Mädchen, die gern ins Kino gehen oder vor dem Fernseher sitzen
Dokument Nr. 2
Pan Tau kommt
Drehbuch für einen Film
Bild 1
Raketenstart. Montage. Archiv. Abschußrampe auf Kape Kennedy.
Start der Weltraumrakete.
Authentische Geräusche. Stimmen. Countdown.
Flug der Rakete... Die Manöver zweier aufeinander zufliegender Raumschiffe.
Signale der Satelliten.
Weltraum, der sich mit Raketen füllt... mit Satelliten... In einem schnellen dynamischen Schnitt... Eher Zukunft als Gegenwart...
Apollo fliegt vorbei.
(Achtung! Alles Material schwarzweiß!)
Bild 2
Weltraum. Trick.
Schwarz und Weiß. Auf dunklem Hintergrund funkeln Sterne.
Hinter dem Vorhang der sich verschiebenden Nebelwolken nähern sich zwei Lichter.
Wie Autoscheinwerfer.
»Sphärenmusik« mischen mit den Explosionsgeräuschen und dem Rattern eines Motors. Als ob ein uralter Ford käme.
Es ist kein Auto: Aus dem Nebel taucht eine Rakete auf. Rundum hat sie ein altmodisches goldenes Geländer, hinten eine Schiffsschraube. In der Rakete sitzt bequem Pan Tau. Er ist klein wie ein Spielzeug.
Pan Taus farbige Rakete nähert sich der Bildmitte. Dann bremst sie heftig ab.
Autobremsen quietschen.
In Zentimeterentfernung von der Rakete Tau 01 saust piepsend ein Satellit vorbei.
Sausen. Piepsen des Satelliten. Dann unerwartet das Weinen eines Kindes. Ein Schluchzer.
Pan Tau in der Rakete ist aufmerksam geworden. Er lauscht einen Moment. Er nimmt sogar ein langes Marinefernrohr, um festzustellen, woher das Kinderweinen kommt.
Das knarrende Geräusch des Herunterschaltens der Geschwindigkeit. Eine alte Autohupe.
Gleich darauf macht sich hustend die altmodische Rakete weiter auf den Weg. Ihr Ziel: bunte Kugel mit den Schnarren und Hupen. Umrissen von Festländern und Ozeanen — die Erde.
Schnarren und Hupen.
Bild 3
Ein Autoparkplatz. Trick.
Außenaufnahmen.
Aus dem Sehschlitz der landenden Rakete: weiße Striche auf dem Asphalt des Parkplatzes... Autoreihen...
Das Schnarren des Motors.
Endlich ein freier Platz...
Das Quietschen von Bremsen.
Die kleine Rakete läßt sich auf dem Asphalt nieder, ein ebenso kleiner Pan Tau steigt heraus. Er berührt seine Zaubermelone...
Zaubermusik.
(Schnitt)
Er hat sich verwandelt, in einen großen menschenähnlichen Pan Tau, der sich umblickt.
Kinderweinen und Schluchzer stärker —
aus der Nähe.
Er bückt sich, um die Rakete aufzuheben. Als wäre es eine Selbstverständlichkeit, steckt er sie in die Tasche. Würdevoll begibt er sich in die Richtung, aus der das Weinen kommt.
Bild 4
Kinderspielplatz.
Außenaufnahmen.
Das kleine Mädchen, das verheult auf einem kleinen Schlitten und einem noch kleineren Schneehaufen sitzt. Sonst keine Spur von Schnee.
Ein kleines Mädchen (während des Schluchzern):
»Ach, ist das langweilig... einen Schlitten haben, wenn’s keinen Schnee gibt.«
Aber das wissen wir bereits aus dem sechzehnten Kapitel:
Wie Pan Tau für die Kinder Schnee herbeigezaubert und in den Schnee einen Tunnel gemacht hat, durch das sie ins Gebirge mit viel Schnee und Sonne kriechen konnten.
Und wie Emil den Hund Alik und Alik dessen Handschuh fand! Wie Pan Tau und Alik Emil suchten; dabei in den Schönheitssalon für Hunde gerieten und von dort ins Hundegefängnis. Wie sie alle Hunde und den Papagei befreiten und sie an Kinder verteilten! Dies alles wissen wir schon. Auch Vivian wußte es und schrieb es in ihr Drehbuch. Auf Seite siebenundachtzig, der letzten Seite, schrieb sie:
Bild 25
Dächer von Häusern:
Emil mit Alik-Nikolaus im Arm drückt seine Nase an die Fensterscheibe und sieht, wie sich Pan Tau entfernt... wie er mit aufgespanntem Regenschirm über Balkone und Fenstersimse... über das Dach des Hauses gegen über... verschwindet.
Von allen Seiten fröhliches Bellen.
Jetzt kann er ihn nicht mehr sehen... Es beginnt zu schneien... Der Schnee fällt immer dichter... Und das ist das
Ende
»Aber es ist gar nicht das Ende«, sagte Vivian, als sie merkte, daß ich das
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