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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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dritten Wunsch bis zum Schlußpunkt. Mit dem ersten Einmaleins war Emil nicht zufrieden gewesen. Er wollte ein größeres. Er sollte es also haben. Eben zog er es aus der Schultasche. Einen Meter nach dem andern.
    »Warum glotzt du so?« sagte er zu dem verdutzten Andermann. »Ist es ein kleines Einmaleins? Na also! Zehnmal? Zehnmal. Kannst es ja nachzählen!«
    Es war ein großes kleines Einmaleins. Fünf Meter lang. Wie ein Schleier wehte es hinter Andermann her, aber keiner in der Klasse lachte.
    Es war still im Klassenzimmer. Nur die Kreide knirschte. Der Lehrer schrieb die Aufgaben für die Klassenarbeit auf die Tafel. Dabei schaute er nur auf seinen Zettel und diktierte die Aufgaben vor sich hin. Es fiel ihm gar nicht ein, auf die Tafel zu schauen. Als er fertig war, drehte er sich um und teilte die Bankreihen in Gruppen ein. »Gruppe A... Gruppe B... A... B... Los, schreiben!«
    Er klatschte in die Hände und wartete. Nichts passierte. Keiner schrieb. Was hätten sie auch schreiben sollen. Die Tafel war leer. Sie glänzte von Fett.
    Der Lehrer hatte begriffen.
    »Immer diese alten Tricks...«
    Er warf die Kreide beiseite und wischte die Tafel mit einem Tuch ab.
    »Wer von euch hat eine ordentliche Kreide?«
    Emil stand auf. Er durchwühlte seine Taschen. Sie waren voll von abgebrochenen Kreidestückchen. Er trug die Kreiden zur Tafel. Als er an seinen Platz zurückging, stellte ihm Braun ein Bein. »Verräter!«
    »Diese Ratte«, schimpfte die Pittermann und begann stöhnend die Aufgaben von der Tafel abzuschreiben. »Wenn ich eine Fünf schreibe...« Der einzige, der nicht schrieb, war Emil. Er klappte sein Heft zu und legte die Füllfeder aus der Hand. Er hatte keine Lust, diese Arbeit zu schreiben. Er wollte auch nicht, daß die Pittermann eine Fünf bekam. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war zehn Minuten nach acht. Dann klopfte er an die Schultasche. 139 Die Kreide knirschte.
    Der Lehrer schrieb mit trockener Kreide die letzten Rechenbeispiele für die Gruppe B auf die trockene Tafel.
    Emil schob den Uhrzeiger auf die Neun vor. Auf dem Gang klingelte es. Die Pause hatte begonnen. Die dritte A packte johlend ihre Schulsachen zusammen und rannte die Stiegen hinunter zum Turnsaal. Als letzter lief der Herr Lehrer Radetzky hinter ihnen her. Er hatte das Gefühl, die Zeit sei verrückt geworden. Ratlos blickte er auf seine Armbanduhr. Neun Uhr! Neun war es auch auf den Uhren in den Gängen und auf der Armbanduhr des ebenso verdutzten Kollegen, der mit der fünften B aus dem Turnsaal zurückkehrte. Die Trillerpfeife hatte er noch im Mund, als er ganz bestürzt rief: »Ich kam nicht einmal dazu (Pfiff), die Barren vorzubereiten (Pfiff)! Wie die Zeit davonfliegt!«
    In diesem Augenblick klopfte Emil, der nicht ahnte, daß er nur noch einen und einen halben Wunsch frei hatte, an die Schultasche und verwandelte die Trillerpfeife im Mund des Lehrers der fünften B in eine Kinderschnarre. Nur so zum Spaß.
    Dann griff er zum sechstenmal nach der Schultasche. Er holte Pan-Tau heraus und steckte ihn unter die Jacke seines Trainingsanzugs. »Ich möchte im Weitsprung besser sein als der Braun«, wünschte sich Emil. »Weil er mir das Bein gestellt hat. Und im Hochsprung besser als der Andermann. Auf der Kletterstange möchte ich der erste sein und beim Basketball mindestens zwanzig Körbe schießen.« Für einen halben Wunsch war das mehr als genug.
    Andermann schaffte einen Meter und zwanzig.
    Die Klasse brüllte:
    »Eeeemil!«
    Emil riß sonst die Latte bei einem Meter fünf. Diesmal nahm er Anlauf vom äußersten Ende des Turnsaals.
    Die dritte A vergaß zu atmen. Emil sprang, stieg höher und höher und schwebte über die Latte hinweg. Es war wie der Flug eines Vogels oder der sagenhafte Hochsprung des Russen Tarmak auf der Olympiade in München, obgleich Tarmak es nur auf lächerliche zwei Meter und dreiundzwanzig Zentimeter gebracht hatte. Emil sprang zwei Meter und fünfzig. Die Jungen jubelten vor Begeisterung.
    »Wie hast du das geschafft?«
    »Ich bin eben in Form“, sagte Emil bescheiden und ließ sich beglückwünschen. »Ich habe ein bißchen trainiert. Auch Weitsprung. Wie weit springt der Braun? Vier dreißig?«
    Braun war nervös. Beim erstenmal übertrat er. Beim zweitenmal rutschte er aus. Beim drittenmal sprang er vier Meter fünfundvierzig. Er strahlte.
    Das war seine persönliche Bestleistung.
    Emil übertraf ihn gleich beim erstenmal. Sein Weitsprung entsprach zwei Braun-Weitsprüngen

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