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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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ich dort Rasen anlegen.«
    Liam verließ den Keller und fand Jackon hinter dem Heckenlabyrinth, wo er eine Vogeltränke von Moos und Flechten reinigte. Gemeinsam beluden sie eine Karre mit Hacken, Spaten und Äxten und schoben sie zur Brombeerhecke, die Hume meinte. Eigentlich war es gar keine richtige Hecke, sondern ein undurchdringliches Gestrüpp aus verschlungenen Dornensträngen, die eine Fläche von zehn mal zehn Schritt bedeckte. Eine verwitterte Statue stand inmitten des Dickichts. Sie stellte einen Basilisken dar, ein Mischwesen mit Flügeln, dem Körper eines Reptils und dem Kopf eines Hahns. Efeu wuchs am Sockel empor und rankte sich um den steinernen Schlangenleib.
    Die Hecke musste jahrelang gewuchert sein, ohne dass sich jemand darum gekümmert hatte. Da Hume nun über zwei Gehilfen verfügte, war er fest entschlossen, den Garten auf Vordermann zu bringen - angefangen mit dieser verwilderten Ecke.
    Liam und Jackon griffen sich Äxte und rückten dem Dickicht von zwei Seiten zu Leibe. Es war nicht ganz so heiß wie an den vergangenen Tagen, was die Arbeit erleichterte. Ein seltsames Licht lag über der Stadt. Dächer und Kuppeln zeichneten sich scharf umrissen gegen den stahlblauen Himmel und den Aetherdunst aus den Schloten des Kessels ab. Die dunklen Konturen des Wasserturms im Süden der Altstadt glichen einer geballten Faust.
    Liam arbeitete gern mit Jackon zusammen. In den vergangenen Tagen hatte er den Rothaarigen ein wenig kennengelernt und erfahren, dass dieser auch erst seit ein paar Tagen im Palast lebte. Jackon war ein angenehmer und zurückhaltender Zeitgenosse, der ihn nicht mit Fragen belästigte. Lediglich am ersten Abend, als Liams Geschichte im Gemeinschaftsraum
die Runde machte, hatte er versucht, ihn auszufragen - natürlich war der Rothaarige genauso neugierig auf den Neffen des berühmten Nestor Quindal wie die anderen Bediensteten. Liam hatte ihm zu verstehen gegeben, dass er nicht über seine Vergangenheit sprechen wollte, obwohl er wusste, dass er seinen neuen Gefährten damit wahrscheinlich vor den Kopf stieß. Doch Jackon war nicht beleidigt. Er respektierte seine Verschlossenheit und hörte auf, ihn zu bedrängen.
    Die Arbeit ging gut voran. Am frühen Nachmittag hatten sie die Fläche vollständig gerodet. Gestrüpp und Dornenranken bildeten einen mannshohen Haufen auf der Wiese. Die Basiliskenstatue ragte einsam inmitten der zerwühlten Erde auf, wodurch das Steingeschöpf Liam noch grotesker erschien. Offenbar hatte hier früher ein Gebäude gestanden: Zwischen den Wurzeln waren sie überall auf Mauerreste gestoßen. Vielleicht ein alter Schuppen, vermutete er, oder ein Pferdestall.
    »Ist noch Wasser da?«, fragte Jackon, nachdem sie die letzten Ranken aufgesammelt hatten.
    Liam reichte ihm die Flasche.
    Der Rothaarige trank einen Schluck und deutete auf die verwitterten Mauerstücke. »Was ist damit? Sollen wir die ganzen Steine ausgraben?«
    »Davon hat Hume nichts gesagt. Warten wir besser, bis er da ist. Komm, nehmen wir uns die Wurzel vor.«
    Sie holten ihr Werkzeug und stapften zu den Überresten des Baums am Rand des gerodeten Feldes. Er musste bereits vor mehreren Jahren abgesägt worden sein, denn der Stumpf war so morsch, dass sich nicht mehr feststellen ließ, was für ein Baum es gewesen war. Ein dicker, nur so viel konnte Liam sagen; allein hätte er den Stamm nicht umspannen können. Seine Wurzeln reichten vermutlich tief in die Erde. Sie zu entfernen würde nicht leicht werden.
    Sie zerhackten den Stumpf, bis er nur noch halb so groß
war. Das tiefer liegende Wurzelwerk gruben sie aus. Es war eine mühsame Arbeit, denn das Erdreich war von Wurzelfasern durchsetzt, sodass man den Spaten nur mit großem Krafteinsatz hineinstoßen konnte. Als sie etwa anderthalb Fuß tief gegraben hatten, stießen sie auf Stein, offenbar die Grundmauern des alten Gebäudes. Die Baumwurzeln klammerten sich daran fest.
    Jackons Gesicht war rot vor Anstrengung und Frustration. »Das haben wir gleich«, schnaubte er. »Gib mir die Axt.«
    Liam holte ihm das Werkzeug. Der Rothaarige begann, auf die Wurzeln einzuhacken.
    »Warte. Ich weiß nicht, ob das so gut ist.«
    »Wieso nicht?«
    »Das klingt irgendwie … hohl, findest du nicht?«
    »Ist mir egal, wie das klingt.« Verbissen arbeitete Jackon weiter.
    Jedes Mal, wenn die Axtklinge eine Wurzel durchtrennte und auf das Mauerwerk darunter traf, war Liam, als würde kaum merklich der Boden unter seinen Füßen vibrieren. Ein

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