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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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seinem Mund, und Vivana sah das Grauen in seinem Gesicht, bevor auch er verschwand.
    Eiseskälte breitete sich in ihren Gliedern aus. Mit fahrigen Bewegungen griff sie nach Luciens Laterne, drückte Ruac an sich und erklomm die Schutthalde.
    Die Membran schmatzte leise. In Vivanas Kopf drehte sich alles.
    Ich komme, Liam , dachte sie. Halte durch. Bitte halte durch.

4
Trauer
    R oter Nebel umgab Jackon und hüllte ihn von Kopf bis Fuß ein. Blind und taub taumelte er darin umher, erfüllt von einem unbestimmten Gefühl der Furcht, von einer vagen Ahnung, dass er fliehen sollte, obwohl er sich nicht erinnern konnte, wovor. Manchmal murmelten Stimmen und tauchten schemenhafte Gesichter auf, doch sie verschwanden wieder, bevor er sie erkannte oder verstand, was sie sagten.
    Der Nebel lichtete sich auch dann nicht, als er aufwachte, zumindest nicht sofort. Jackon lag reglos da, atmete flach und wartete. Irgendwo glühte ein Licht.
    Er blinzelte die letzten Dunstschleier fort. Eine seltsame Taubheit erfüllte seinen Körper, am stärksten in Armen und Beinen, die er kaum bewegen konnte. Langsam drehte er den Kopf.
    Holzgetäfelte Wände.
    Ein karmesinroter Teppich auf dem Boden.
    Eine Stellwand.
    Vitrinen, ein abgenutzter Ohrensessel, ein geschnitztes Tischchen, auf dem verschiedene Phiolen standen.
    Nirgendwo Fenster oder eine Tür.
    Das geheime Zimmer , dachte er benommen. Ja. Er hatte viele Nächte hier verbracht und kannte es in- und auswendig.
    Er lag auf der roten Couch, zur Hälfte von einem durchgeschwitzten Laken bedeckt, das sich um seine Beine schlang. Er
hatte Durst, war jedoch zu schwach, um nach der Wasserkaraffe auf dem Tischchen zu greifen.
    Jackon erinnerte sich, dass er hergetragen worden war … von Corvas und Amander. Er hatte Schmerzen gehabt, schreckliche Schmerzen. Ein fremder Mann hatte ihm eine Spritze gegeben; wenig später war er eingeschlafen.
    Was war davor geschehen?
    Eine missgestaltete Fratze tauchte aus den Tiefen seines benebelten Gedächtnisses auf – und schlagartig fiel ihm alles wieder ein: die Ghule. Ihre heillose Flucht. Der Kampf im Kuppelsaal. Aziel, der versucht hatte, ihn zu töten.
    Jackon keuchte vor Entsetzen, als ihm klar wurde, dass er vielleicht immer noch in Gefahr schwebte. Er musste fort, so schnell wie möglich, und sich irgendwo verstecken.
    Schwerfällig streifte er das Laken ab, um sich aufzurichten. Doch der Schmerz, der daraufhin in seiner Brust aufwallte, war so heftig, dass er beinahe das Bewusstsein verlor. Schwer atmend blieb er liegen und vermied jede weitere Bewegung, bis das Stechen und Brennen nachgelassen hatte.
    Vorsichtig, Zentimeter für Zentimeter, führte er die Hand zu seinem Schlüsselbein. Er war nackt bis auf die Unterhose; um seine Brust hatte man Bandagen geschlungen. Das Fleisch darunter begann zu pochen, als er die Kompresse berührte.
    Seth hatte ihn angegriffen, hatte ihm eine glühende Dolchklinge in den Körper gestoßen. Die Erinnerung daran war verschwommen, überlagert von Grauen und Schmerz, doch eines wusste er noch ganz genau: Der Incubus hätte ihn getötet, wenn Liam den Halbdämon nicht abgelenkt hätte.
    Jackon schloss die Augen und versuchte, seine spröden Lippen zu befeuchten. Seine Zunge war taub und angeschwollen. Er brauchte dringend etwas zu trinken.
    Irgendwann hörte er leise Schritte. Er erwartete schon, Aziel oder einen Ghul zu sehen, als er den Kopf zur Seite drehte,
aber er erblickte nur einen Mann in schlichter Livree. Jackon kannte ihn: Es war einer der stummen Zwillinge, die vor ein paar Wochen auf ihn aufgepasst hatten. Wellcott … oder Kendrick. Jackon konnte die beiden Männer nicht auseinanderhalten.
    Der Diener lächelte, stellte eine Schale mit dampfender Suppe auf den Tisch, ersetzte das Laken durch ein frisches und schob ihm behutsam ein zweites Kissen unter den Kopf. Dann füllte er einen Becher mit Wasser und half Jackon beim Trinken. Endlich ließ der quälende Durst nach, und der scheußliche Geschmack in seinem Mund verschwand.
    Anschließend fütterte der Mann ihn. Die Gemüsesuppe war heiß, weswegen er auf den Löffel blies, bevor er ihn Jackon zum Mund führte. Jackon schaffte nicht einmal die halbe Schale. Sogar zum Essen war er zu schwach. Er sank auf das Kissen zurück, schöpfte Atem und brachte leise hervor: »Wo ist die Herrin?«
    Der Diener machte eine unbestimmte Geste, hob das Tablett mit dem Suppennapf an und verschwand hinter der Stellwand. Jackon legte die Hände auf das Laken,

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