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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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Alchymist versteckt«, knurrte Umbra.
    Mama Ogda lächelte und entblößte dabei faulige Zahnstümpfe. »Welcher Alchymist? Ich weiß nicht, wovon du redest, meine Liebe.«
    Umbra war nicht in der Stimmung für langes Gerede. Sie sammelte sich und spürte, wie die Kraft durch ihre Glieder strömte. Ihr Schatten begann zu wachsen und sich über die schmutzige Theke auszudehnen.
    »Was machst du da?«, kreischte die Harpyie und wich ungeschickt zurück. Sie zappelte, als sich Umbras Schattenarme um ihren Körper schlangen und sie vom Boden hochhoben. Dabei trat sie versehentlich gegen eines der Regale, woraufhin einige ihrer kostbaren Phiolen zu Boden fielen und zerbrachen. Die Substanzen darin verflüchtigten sich augenblicklich in der warmen Luft. Bilder, Geräusche und Düfte huschten durch Umbras Verstand, Fetzen von Erinnerungen, die sie zornig abschüttelte.
    »Jetzt sieh dir an, was du angerichtet hast!«, jammerte Mama Ogda und wand sich in der schattenhaften Umklammerung.
    »Ich habe noch gar nicht richtig angefangen«, erwiderte Umbra. »Willst du sehen, was passiert, wenn ich richtig anfange? Oder willst du lieber reden?«
    »Lass mich runter!«

    »Ich frage dich nur noch einmal, Mama Ogda: Wo ist Silas Torne?«
    »Ich weiß es nicht!«
    Der Schatten drückte fester zu. Der Harpyie quollen beinahe die Augen aus dem Kopf. »Schon gut!«, ächzte sie, »aufhören! Torne ist unten. Im Keller.«
    »Zeig mir die Treppe.«
    »Keine Treppe. Nur eine Luke. Hinter der Theke.«
    Umbras Schattenarme ließen Mama Ogda nicht los, während sie in den hinteren Teil des Ladens ging. Tatsächlich, hinter der Theke, halb verborgen unter einem schäbigen Läufer, befand sich eine Kellerluke.
    »Ich lasse dich jetzt runter. Aber ich warne dich: irgendwelche Tricks und ich werde ungemütlich.«
    Mama Ogda bewegte die Flügel, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, wodurch der Buckel unter der Kutte grotesk hin und her ruckte. Durch den Schmerz der Umklammerung hatte sie Schwierigkeiten, ihr wahres Aussehen zu verbergen, und für einen Augenblick sah sie noch hässlicher und harpyienhafter aus. Mit einem feindseligen Glitzern in den Äuglein starrte sie ihre Peinigerin an.
    »Das war nicht nötig«, zischte sie.
    Umbra ließ ihren Schatten auf normale Größe schrumpfen. »Nein, war es nicht. Aber du wolltest mich ja unbedingt zum Narren halten.« Es hatte gutgetan, ihre Kräfte spielen zu lassen. Nun fühlte sie sich nicht mehr ganz so aufgekratzt und weinerlich.
    »Umbra, die gefürchtete Leibwächterin von Lady Sarka – pah!«, murmelte die Harpyie. »Die Macht ist dir zu Kopf gestiegen. Früher hättest du es nicht gewagt, mich anzurühren. Du hast mich respektiert, denn du hast gewusst, dass es Regeln gibt – Regeln, an die sich jeder im Rattennest halten muss. Aber das hast du offenbar vergessen, Umbra … oder sollte ich
Umbra Malumo sagen? Du brauchst mich nicht so anzuglotzen – ich weiß, wer du bist. Viele im Rattennest wissen das, denn die Leute hier haben ein gutes Gedächtnis, im Gegensatz zu …« Mama Ogda verstummte, als Umbra drohend einen Schattenarm in die Länge wachsen ließ.
    »Es reicht«, sagte Umbra leise, und in den Augen des Geschöpfs flackerte neuerliche Furcht auf.
    Mit dem Fuß schob sie den Läufer weg und sah sich nach etwas um, womit sie die Luke aufhebeln konnte, denn sie wies keinen Griff oder Ring auf. »Weißt du, was ich mich schon die ganze Zeit frage? Wieso lässt du dich mit einem Kerl wie Torne ein? Hast du keine Angst, dass er dich zu Harpyienessenz verarbeitet?«
    »Silas würde mir nie etwas tun. Wir kennen uns schon viele Jahre.«
    Umbra entdeckte ein Stemmeisen unter der Theke und machte sich damit an der Luke zu schaffen. »Sag bloß, du magst ihn.«
    »Ihn mögen?« Mama Ogda lachte meckernd. »Für wie dumm hältst du mich? Wir haben Abmachungen. Zu beiderseitigem Nutzen.«
    Knarrend öffnete sich die Klappe. »Du wartest hier oben«, sagte Umbra, bevor sie die Holztreppe hinabstieg. »Und denk daran: keine faulen Tricks.«
    Vor ihr tat sich ein muffiger Gewölbekeller auf, voller Regale mit Erinnerungen, sorgfältig destilliert und abgefüllt in Fläschchen und Glasröhren. Sie ging auf den Fackelschein zu und gelangte in den angrenzenden Raum.
    Dort saß Silas Torne, einer der mächtigsten Alchymisten Bradosts. Und er sah schrecklich aus.
    Er war schon früher hässlich gewesen, denn die jahrzehntelange Arbeit mit giftigen und ätzenden Substanzen hatte ihn

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