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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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zerstört. Im Grunde sind Männer wie dein Vater dafür verantwortlich.«
    Vivana blickte über die Schulter. Ihr Vater war etwas zurückgefallen, weil er wieder einmal damit beschäftigt war, sich Notizen zu machen. Er schrieb alles auf, was er im Pandæmonium beobachtete, vielleicht weil er hoffte, doch noch eine wissenschaftliche Erklärung für die Existenz dieses Ortes zu finden. Durch das Heulen des Windes konnte er unmöglich hören, was sie mit Lucien besprach. Besser so , dachte sie. Andernfalls hätte er nur wieder Streit angefangen. »Hasst du ihn deswegen?«, fragte sie den Alb.
    »Nein. Was passiert, passiert. Es ist der Lauf der Welt. Daran kann man nichts ändern. Dein Vater tut nur, was er für richtig hält.«

    Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Der Wind ließ etwas nach, denn sie durchquerten eine Kluft, die von hohen Felskämmen flankiert wurde. Magmaartige Wolkenschlieren bewegten sich am Himmel.
    »Bist du der einzige Alb, der noch da ist?«, fragte Vivana schließlich.
    »Ja. Außer Aziel natürlich.«
    »Wieso bist du geblieben? Wärst du nicht lieber bei deinem Volk?«
    »Ich verstehe mich besser mit euch Menschen«, erwiderte Lucien mit einem seltsamen Lächeln.
    Sie erinnerte sich an etwas, das er am Morgen nach dem Ghulangriff gesagt hatte. »Hat das etwas mit der Frau zu tun?«
    »Was meinst du?«
    »Die Frau, die dir einst viel bedeutet hat. Und an die ich dich erinnere.«
    »Du hast ein verteufelt gutes Gedächtnis«, stellte er fest. »Ja, hat es.« Lucien zögerte und fügte schließlich hinzu: »Ihr Name war Caitlin. Und du siehst ihr wirklich sehr ähnlich. Zumindest auf den ersten Blick.«
    »Bin ich vielleicht mit ihr verwandt oder so?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Die Ähnlichkeit ist wohl einfach Zufall.«
    Vivana hatte sich gefragt, ob der Alb möglicherweise etwas für sie empfand, Gefühle, die eigentlich einer anderen Person galten – dieser Frau namens Caitlin. Doch inzwischen war sie sich ziemlich sicher, dass Lucien lediglich freundschaftliche Sympathie für sie hegte. »Was ist passiert?«
    »Nicht so laut. Es ist besser, wenn er so wenig wie möglich über uns erfährt.« Er meinte den Dämon, der stehen geblieben war, weil sich die Kluft gabelte. Die Kreatur entschied sich für den linken Weg und ging weiter. Die Augen an ihrem Hinterkopf beobachteten sie unablässig.

    »Caitlin und ich verliebten uns ineinander«, fuhr Lucien leiser fort. »Allerdings verbieten es die Gesetze der Alben, dass wir uns mit Menschen einlassen. Als mein Volk davon erfuhr, stellte man mich vor die Wahl, sie entweder zu verlassen oder in die Verbannung zu gehen. Ich entschied mich für Caitlin und wurde ausgestoßen.«
    »War Aziel damals schon euer Herrscher?«
    »Ja. Er hat den Bann über mich verhängt.«
    »Ich dachte, du hast bis zu der Sache mit Jackon für ihn gearbeitet. «
    »Nach meiner Ächtung wohnte ich mit Caitlin in Bradost und schlug mich als Dieb durch. Aziel begriff irgendwann, dass ihm ein Alb, der unter den Menschen lebt, nützlich sein könnte. Er lockerte den Bann, und im Gegenzug lieferte ich ihm Informationen oder führte hin und wieder Aufträge für ihn aus.«
    »Und darauf hast du dich eingelassen? Warst du nicht wütend auf ihn?«
    »Auch die größte Wut kühlt irgendwann ab. Und hundertfünfzig Jahre sind eine lange Zeit, sogar für uns Alben. Ich war einsam.«
    »Hundertfünfzig Jahre?«, wiederholte Vivana. »So lange ist das schon her? Aber das heißt ja, dass Caitlin … dass sie …« Sie brachte es nicht über sich, den Satz zu beenden.
    »Dass sie tot ist, richtig. Sie wurde alt und starb, wie Menschen es nun einmal tun.«
    Vivana schwieg. Sie kam sich so plump vor. Dass Caitlin nicht mehr lebte, war schließlich offensichtlich.
    »Mach nicht so ein Gesicht«, sagte Lucien lächelnd. »Es ist ja nicht deine Schuld.«
    »Vermisst du sie?«
    »Sehr. Aber noch schlimmer ist, dass meine Erinnerung an sie von Jahr zu Jahr schwächer wird.«

    »Hilfst du mir deswegen? Damit du dich wieder an sie erinnerst? «
    »Ja. Ich muss dich nur ansehen, und mir fallen zahllose Dinge ein, von denen ich glaubte, dass ich sie längst vergessen hätte. Kleinigkeiten. Zum Beispiel, wie sie ihr Haar zurückgestrichen hat, wenn sie … Was gibt’s da zu lachen?«, fuhr er den Dämon an.
    Vivana hatte nicht auf die Kreatur geachtet und bemerkte erst jetzt, dass sie sich zu ihnen umgedreht hatte. Beide Mäuler formten zahnbewehrte Sicheln, aus denen kehliges,

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