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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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frühen Menschen gewesen waren. Sogar ihr Vater empfand Ehrfurcht beim Anblick der gleißenden Barriere, und Vivana fiel auf, dass er schon
lange nicht mehr gesagt hatte, es müsse eine wissenschaftliche Erklärung dafür geben.
    Dass Ruac größer wurde, hatte sie sich nicht eingebildet. Seit seinem Bad in dem Schwefelpfuhl war er um die Hälfte gewachsen. Sie wusste, dass Tatzelwürmer gewissermaßen kleine Lindwürmer waren und sich im Lauf der Zeit zu jenen drachenähnlichen Geschöpfen entwickelten. Aber normalerweise dauerte dieser Prozess Jahrzehnte – dass ein Tatzelwurm so rasch wuchs, hatte sie noch nie gehört. Möglicherweise, vermutete Lucien, hatte die Hitze des Schwefeltümpels Ruacs Wachstum extrem beschleunigt. Besorgt beobachtete Vivana ihren geschuppten Gefährten und fragte sich, was sie tun sollte, wenn Luciens Vermutung zutraf. Wie hielt man einen Lindwurm als Haustier?
    Kurz darauf sahen sie abermals die Dämonenhorde, allerdings waren die Kreaturen diesmal zu weit weg, um eine Gefahr darzustellen. Sie wanderten durch ein benachbartes Tal, mindestens fünf Meilen entfernt.
    »Sieht aus, als würden sie in den Krieg ziehen«, bemerkte Vivanas Vater.
    »Tun sie vermutlich auch«, erwiderte Lucien. »Die Herrscher des Pandæmoniums kämpfen ständig gegeneinander.«
    Ein paar Stunden später stellte sich heraus, dass die Dämonenhorde keineswegs in die Schlacht zog, sondern scheinbar auf dem Weg nach Hause war. Vor Vivana und ihren Gefährten erstreckte sich ein weiter Talkessel, in dessen Zentrum eine gewaltige Säule auf ragte, durch einen Sattel mit den Berghängen verbunden. Ob die Säule natürlichen Ursprungs war oder ob es sich um ein Bauwerk des Verlorenen Volkes handelte, war schwer zu sagen, denn geometrische Formen und ebene Flächen durchsetzten den gewachsenen Fels. Auf der Spitze des Gebildes stand eine Burg, eine Festungsanlage mit dornartigen Türmen und wulstigen Wehrmauern, die seltsam organisch
wirkte, obwohl sie zweifellos aus Stein bestand. Mehrere Verschlinger, schwarze Riesenvögel, umkreisten das Gemäuer.
    Das Dämonenheer kroch die Bergflanke empor, zog über den Sattel und marschierte schließlich die Serpentinen hinauf, die zu den Toren der Burg führten.
    Vivana empfand Beklemmung und Ekel, als sie zur Festung aufblickte. Wie ein Geschwür wuchs das Gebäude aus der Felssäule, und sie konnte förmlich spüren, wie sich dort oben das Böse ballte. »Wem gehört die Burg?«
    »Nachach, dem Herrn dieser Berge«, antwortete Lucien.
    »Ist er ein Dämon?«
    »Ein sehr mächtiger. Ein Fürst des Pandæmoniums.«
    »Können wir das Tal nicht umgehen?«
    Der Alb wandte sich an ihren Führer. »Können wir?« »Bedauerlicherweise nicht«, erwiderte der Dämon glattzüngig. »Dies ist der einzige Weg.«
    »Glaube ich dir nicht.«
    »Würde ich dich je belügen, Meister?«
    »Du wartest doch nur darauf, dass Nachach uns erwischt. Führ uns über die Berge«, sagte Lucien. »Aber so, dass wir keinem von Nachachs Blutsklaven begegnen, verstanden?«
    »Dein Wunsch ist mir Befehl«, meinte der Dämon und verneigte sich, woraufhin sein Bauch obszön zu schmatzen begann.
    Die Umgebung der Burg war keineswegs so verlassen, wie es den Anschein hatte. Als sie tiefer in die Berge vordrangen, trafen sie immer wieder auf kleine Gruppen von Dämonen, offenkundig Patrouillen von Nachach, die die Gegend nach Eindringlingen absuchten. Meist handelte es sich um vierbeinige Kriegerdämonen, doch einmal erblickten sie auch eine Schar hundsköpfiger Menschen – Kynokephale, wie Lucien die Geschöpfe nannte. Der Alb bemerkte die Dämonen dank seiner scharfen Sinne stets, lange bevor diese sie sehen konnten, sodass
sie sich rechtzeitig hinter einem Felsen oder in einer Spalte verstecken konnten, bis die Patrouille verschwunden war.
    Die Wanderung durch die Berge war überaus beschwerlich, und der gestörte Schlaf zehrte so sehr an ihren Kräften, dass sie nur ein paar Meilen vorankamen, ehe sie wieder rasten mussten. Lucien fand die Ruine einer kleinen Bergfestung, die gut verborgen zwischen den Felsen lag. Dort, im Windschatten der Obsidianmauern, schlugen sie ihr Lager auf.
    Vivana hatte sich kaum hingelegt, als sie auch schon in Schwärze versank. Sie hatte mit ihrem Vater vereinbart, dass sie ihn mit der Wache ablöste. Deswegen überraschte es sie, dass nicht er es war, der sie weckte, sondern Ruac.
    »Was ist denn?«, murmelte sie verschlafen und wischte sich das Haar aus dem Gesicht. Ruhe

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