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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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besiegt hast, musst du sofort zu meinem Seelenhaus kommen. Ich erwarte dich dort. Unter keinen Umständen darfst du das vergessen.«
    »Zu Eurem Seelenhaus? Aber ich dachte, Ihr müsst nicht schlafen.«
    »Ich werde dort sein«, sagte sie nur.
    »Wieso?«
    »Es ist von größter Wichtigkeit für die Zukunft der Träume. Vertrau mir einfach.«
    Er nickte. »Ich komme. Ihr habt mein Wort.«
    Sie lächelte wieder. »Viel Glück, mein Traumwanderer.«
    Kurz darauf betrat Jackon sein Zimmer. Er zog sich aus, löschte das Licht und legte sich ins Bett. Sein Herz pochte wie verrückt. Das Entsetzen, das er vorhin im Kuppelsaal verspürt
hatte, war zwar verschwunden, aber die Euphorie auch. Alles, was er empfand, war eine gewaltige Anspannung, eine vibrierende Nervosität, die jede Faser seines Körpers ausfüllte.
    Was du heute Nacht tun wirst, hat noch nie ein Mensch getan.
    Für einen kurzen Moment fragte er sich, ob er im Begriff war, einen enormen Fehler zu begehen. Aber dann rief er sich Lady Sarkas Worte ins Gedächtnis: Glaubst du wirklich, ich würde leichtfertig zulassen, dass du dich in Gefahr begibst? Er musste ihr vertrauen. Sie war so viel klüger als er. Sie wusste immer, was zu tun war, und sie hatte ihn noch nie im Stich gelassen.
    Er würde ihr gehorchen. Das war er ihr schuldig.
    Mit der Zeit wurde er ruhiger. Trotzdem gelang es ihm nicht, einzuschlafen. Glücklicherweise hatte Cedric vorgesorgt und ihm einen Tee aus Bittergras gekocht. Jackon trank die Tasse in einem Zug aus und legte sich wieder hin.
    Es dauerte nicht lange, bis das Bittergras Wirkung zeigte. Kurz darauf schlief er ein.
    Er fand sich in seinem Seelenhaus wieder, wo seine Träume erwachten und ihn mit verwirrenden Bildern umgarnten. Er fokussierte seine Gedanken auf seine Aufgabe, verließ das Haus und sprang auf einen nahen Turm. Von dem Dach des Gebäudes aus blickte er über die verfallende Stadt der Seelen und spähte zu Aziels Palast, dessen Mauern und Minarette in der Ferne aufragten.
    Jetzt ist es also so weit , dachte er, schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Sprung.
    Keinen Wimpernschlag später ragte das dunkle Schloss vor ihm auf. Windböen rissen an seiner Kleidung und wirbelten den Silberstaub auf, der sich auf Zinnen und Dachschrägen ablagerte. In den Seelenhäusern, die den weiten Platz umgaben, flüsterten die Träume.
    Ein festes Tor, das bei seinem ersten Besuch noch nicht da
gewesen war, verschloss den Eingang. Jackon rüttelte daran. Es gab nicht nach.
    Sollte er ins Innere des Palastes springen? Nein. Er kam als Herausforderer. Er schlich sich nicht an.
    »Aziel!«, rief er zu den Zinnen hinauf. »Zeig dich!«
    Keine Antwort.
    Grimmig runzelte er die Stirn und streckte den Arm aus. Eine Blase aus Traumsubstanz wuchs aus seiner Handfläche, fiel zu Boden und wuchs zu einem Koloss heran, zu einem hässlichen Riesen, der eine gewaltige Axt schwang. Der Gigant warf sich gegen das Tor, das schon beim ersten Ansturm barst und in sich zusammenfiel.
    »Folge mir«, befahl Jackon, stieg über das gesplitterte Holz und betrat die Festung.
    Mit dem Traumkoloss im Schlepptau schritt er durch Korridore und Hallen und rief Aziels Namen. Nichts geschah. Der Palast war noch stiller und verlassener als beim letzten Mal.
    Schließlich, im großen Saal im Herzen des Schlosses, zeigte sich der Herr der Träume. Er trat aus den Schatten und blieb im Zwielicht zwischen den Säulen stehen.
    Jackon hätte ihn beinahe nicht erkannt. Aziel wirkte alt . Er war abgemagert und ging leicht nach vorne gebeugt, als hätte er nicht genug Kraft, sich vollständig aufzurichten. Der Glanz seiner Augen war erloschen, ebenso die Aura der Macht, die ihn stets umgeben hatte. An der Art, wie er sich bewegte, sah Jackon, dass er Schmerzen litt. Selbst ein Blinder hätte gesehen, dass er sich von seinen Verletzungen längst nicht erholt hatte.
    Und dennoch verspürte Jackon einen Anflug von Furcht beim Anblick des einstigen Albenkönigs. Hier stand das Geschöpf, das mit aller Macht versucht hatte, ihn zu töten. Das ihn hasste und bis ans Ende der Welt verfolgt hätte, wenn es nicht zu schwach gewesen wäre.

    »Hallo Aziel«, sagte er.
    Der Herr der Träume kam nicht näher. »Dir ist es also gelungen, dein Seelenhaus zu verlassen.«
    »Natürlich. Hast du etwa geglaubt, diese lächerlichen Ranken würden mich aufhalten?«
    »Du bist mächtig geworden. Bei unserer letzten Begegnung warst du noch ein kleiner, verängstigter Junge.«
    Zorn keimte

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