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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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Stoff ihres Kleides und ließ es mal rot, mal gelb, mal blau schimmern, beinahe so, als bestünde es aus dem Licht des Regenbogens.

    Ihre Schönheit schlug Jackon jedes Mal aufs Neue in den Bann. »Ihr habt mich rufen lassen, Herrin«, sagte er und verneigte sich.
    Sie lächelte, und ihre Stimme war so geschmeidig wie Samt.
    »Heute ist ein großer Tag, Jackon. Deine Ausbildung ist zu Ende. Du hast deine Bestimmung gefunden. Du bist jetzt ein Traumwanderer mit allen Kräften, die ein Mensch mit deiner Gabe besitzen kann.«
    Ihre Worte erfüllten ihn mit Stolz – obwohl sich ein Teil von ihm fragte, wie sie das so genau wissen konnte. Von seinen jüngsten Fortschritten hatte er ihr noch gar nichts erzählt.
    »Du hast gelernt, dein Seelenhaus zu verlassen und zu springen«, fuhr sie fort. »Du weißt, wie man die Träume anderer beeinflusst und wie man kämpft. Bei alldem hast du meine Erwartungen weit übertroffen. Kein anderer Mensch hat im Reich der Träume je so viel Macht besessen wie du, Jackon. Das macht mich stolz.«
    »Ich danke Euch.« Er verneigte sich erneut.
    »Dein Schicksal hat sich beinahe erfüllt.«
    »Beinahe?«
    »Eines gibt es noch zu tun«, antwortete Lady Sarka. »Heute Nacht wirst du vor Aziels Thron treten und ihn herausfordern. «
    Jackon schwieg. Er wusste seit Wochen, dass dieser Tag irgendwann kommen würde, und es hatte Zeiten gegeben, da hatte er ihn sogar herbeigesehnt. Dennoch stieg Angst in ihm auf, eisige, alles verschlingende Furcht.
    »Was ist?«, fragte Lady Sarka sanft. »Fürchtest du dich?« »Es gibt noch so viel, das ich lernen muss«, erwiderte er zögernd. »Warum ausgerechnet heute Nacht? Kann ich nicht gegen ihn kämpfen, wenn ich besser bin?«
    »Aziel erholt sich allmählich von seiner Niederlage. Mit jedem
Tag wird er stärker. Wenn du zu lange wartest, wird er dir bald überlegen sein.«
    »Aber Ihr habt gesagt, es wird Monate dauern, bis er sich erholt hat. Oder sogar Jahre. Es ist doch erst ein paar Wochen her, dass er …«
    »Genug jetzt«, fiel ihm die Lady ins Wort. »Aziel hasst dich. Er wird nicht ruhen, bis er dich vernichtet hat. Du kannst entweder warten, bis er dich im Schlaf überrascht, oder du kommst ihm zuvor. Was ist dir lieber?«
    Jackon schluckte eingeschüchtert. Woher kam auf einmal diese Ungeduld? Vor einer Sekunde war sie doch noch die Freundlichkeit in Person gewesen. »Ich frage mich nur, ob ich ihm gewachsen bin«, erwiderte er.
    »Natürlich bist du das. Deine Kräfte sind groß. Du wirst Aziel zerschmettern, bevor er auch nur begreift, was geschieht. «
    Jackon war nicht überzeugt. Er dachte an die überwältigende Macht, die von Aziel ausgegangen war, als er ihn in seinem Palast getroffen hatte. Aziel war uralt, er herrschte seit Anbeginn der Zeit über die Träume. Selbst in geschwächtem Zustand würde er ein schrecklicher Gegner sein.
    Lady Sarkas Zorn verschwand so schnell, wie er gekommen war, und wich einem warmen Lächeln. »Jackon«, sagte sie. »Von all meinen Dienern bist du mir der liebste. Ich habe dir ein besseres Leben geschenkt und dich gepflegt, als du dem Tode nah warst. Ich habe deine Kräfte geschult und dir große Macht gegeben. Glaubst du wirklich, ich würde leichtfertig zulassen, dass du dich in Gefahr begibst?«
    Gegen dieses Lächeln war er machtlos. »Nein«, hörte er sich sagen.
    »Siehst du. Ich will nur dein Bestes, damit du mir noch viele Jahre dienen kannst. Aber dazu gehört nun einmal, dass du tust, was ich dir sage. Das verstehst du doch, oder?«

    Er nickte.
    »Schön. Also, Jackon – wirst du Aziel herausfordern, wie ich es dir befohlen habe?«
    Er schluckte seine Furcht herunter. »Das werde ich«, murmelte er.
    Lady Sarka wirkte so glücklich, dass sie innerlich zu leuchten schien. »Ich wusste, dass ich auf deinen Mut zählen kann. Ein großartiger Sieg steht dir bevor. Was du heute Nacht tun wirst, hat noch nie ein Mensch getan.«
    Jackon blickte zur Glaskuppel auf. Während sie gesprochen hatten, war es dunkel geworden, und Myriaden von Sternen sprenkelten den Nachthimmel über Bradost. Mit einem Mal fühlte er sich leicht und unbeschwert, so wie in der Stadt der Seelen, wo er Kraft seines Willens viele Meilen weit springen konnte. Plötzlich fragte er sich, wovor er eigentlich solche Angst hatte. Er war ein Traumwanderer. Nichts und niemand konnte ihn aufhalten.
    »Ja«, sagte er leise. »Ein großartiger Sieg.«
    »Bevor du gehst, musst du noch etwas wissen«, sagte die Lady. »Sowie du Aziel

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