Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
Vom Netzwerk:
blinzelte.
    Er musste für eine Sekunde bewusstlos gewesen sein, denn seine Albträume taumelten orientierungslos durch die Gegend und wehrten sich nicht, als Aziels Nachtmahre sie zerstampften. Die Traumgeschöpfe seines Gegners machten jedoch keine Anstalten, ihn anzugreifen. Sie schienen abzuwarten. Zwei verschwammen und lösten sich schließlich in Traumsubstanz auf.

    Jackon benötigte einen Moment, bis er begriff, was geschah. Er entdeckte Aziel auf der anderen Seite des Saales, wo er sich gegen eine Säule lehnte. Der Herr der Träume war erschöpft. Er besaß nicht mehr genug Kraft, um seine Kreaturen zum Angriff zu führen.
    Jackon schöpfte neuen Mut. Schwankend richtete er sich auf, machte sich einen neuen Helm und ließ die Löcher und Kratzer in seinem Brustpanzer verschwinden, sodass die Rüstung wie neu schimmerte. Obwohl es kaum eine Stelle seines Körpers gab, die nicht schmerzte, gelang es ihm, seine Gedanken zu fokussieren. Blasen wuchsen aus seiner Hand und bildeten Albträume, erst vier, dann acht, dann ein ganzes Dutzend. Er war so wütend, dass er kaum noch atmen konnte. Aziel hatte ihn zum letzten Mal in Angst und Schrecken versetzt.
    An der Spitze seiner albtraumhaften Horde schritt er durch den Saal.
    Aziels Träume, nur noch drei an der Zahl, scharten sich um ihren Meister. Der einstige Albenkönig hob die Hand. »Warte«, sagte er schwach. »Lass uns reden.«
    »Nein.«
    »Ich werde nicht mehr versuchen, dich zu töten. Du hast mein Wort.«
    »Dafür ist es jetzt zu spät.«
    Und Jackon ließ seine Schar vorrücken.
    Aziels Kreaturen bildeten eine Verteidigungslinie, die er verstärkte, indem er neue Träume erschuf. Seine Kraft reichte jedoch nicht mehr aus, ihnen Form zu geben, sodass sich aus den Blasen konturlose Wesen bildeten, Geschöpfe mit silbrigen Leibern und teigigen Gliedmaßen.
    Der Kampf, der nun entbrannte, war heftig, aber kurz. Jackons Nachtmahre stürzten sich auf ihre Gegner und zerfetzten die schwachen und unfertigen Wesen regelrecht. In seiner Hilflosigkeit griff Aziel auf seine alte Strategie zurück
und ließ zwei Träume durchbrechen, damit sie sich auf Jackon stürzten. Jackon verwandelte sein Schwert in eine Armbrust und schoss den ersten Angreifer nieder. Der zweite wollte ihn schon packen, doch er schlug die unförmige Hand mit seinem Schild zur Seite, sprang in die Höhe und machte sich im gleichen Moment ein Rapier, das er dem Wesen in den Leib stieß. Als er wieder auf dem Boden aufkam, hatte es sich bereits in eine Pfütze aus Traumsubstanz verwandelt.
    Aziel hatte die Hälfte von Jackons Albträumen vernichtet, dabei allerdings fast alle seiner Kreaturen verloren. Jackon bündelte den Rest seiner Willenskraft und befahl seinen Traumgeschöpfen, Aziels letzten verbliebenen Nachtmahr zu vernichten. Einen Augenblick später war das Wesen verschwunden. Auch zwei von Jackons Albträumen lösten sich auf – erverfügte nicht mehr über genug Konzentration, um sie zu lenken. Die Übrigen verschwammen und wurden teilweise durchsichtig. Nicht mehr lange und sie würden ebenfalls verschwinden.
    Aziel lag auf dem Boden. Erschöpft schlurfte Jackon zu ihm. Der einstige Albenkönig versuchte, ihn aufzuhalten, indem er neue Träume herbeirief. Zwei Blasen dehnten sich aus – und fielen schon im nächsten Moment wieder in sich zusammen. Der Herr der Träume hatte keine Kraft mehr.
    Als Jackon vor ihm stand, sah er, dass Aziel verletzt war. Seine silbergraue Robe war zerfetzt; einer der Träume hatte seinen Arm aufgeschlitzt. Dunkles Blut sammelte sich auf den Steinfliesen.
    »Gibst du auf?«, fragte Jackon.
    Das Licht in Aziels Augen flackerte. »Habe ich … eine andere Wahl?«, flüsterte er.
    Jackon fiel neben ihm auf die Knie und hielt ihm das Rapier an die Kehle. »Ich habe dich besiegt. Verschwinde von hier und kehre nie wieder zurück.«
    Aziels Hand schloss sich um seinen Arm, die Finger gruben
sich schmerzhaft in Jackons Fleisch. »Du bist mächtig, Traumwanderer. Mächtig, aber dumm. Bald schon wirst du all das bereuen.«
    Und damit verschwand der Herr der Träume.
    Lähmende Erschöpfung überkam Jackon. Er sank zusammen, blieb auf dem kühlen Boden liegen und blickte zur Hallendecke empor. Seine Waffe und seine Rüstung lösten sich auf, ebenso seine Albträume.
    Er hatte gesiegt. Hatte Aziel bezwungen und verjagt. Leise begann er zu lachen, wenngleich sich das überwältigende Triumphgefühl, mit dem er gerechnet hatte, nicht einstellte. Er war viel zu

Weitere Kostenlose Bücher