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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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fragte sie leise.
    »Das weiß ich noch nicht«, antwortete die Wahrsagerin. »Zuerst musst du mir beweisen, dass ich dir wieder vertrauen kann.«
    Vivana nickte. Sie hätte alles getan, damit ihre Tante ihr verzieh. Doch bevor sie etwas sagen konnte, mischte sich ihr Vater ein. »Jetzt sei nicht so streng mit ihr«, wandte er sich an Livia. »Sie hat doch nur versucht, das Richtige zu tun.«
    Die Wahrsagerin tat, als bemerke sie ihn erst jetzt, und bedachte ihn mit einem eisigen Blick. »Halt dich da raus, Nestor. Das ist eine Sache unter Manusch und geht dich nichts an.«
    »Und ob es mich etwas angeht. Vivana ist verdammt noch mal meine Tochter!«
    Vivana wusste es zu schätzen, dass er sich für sie einsetzte. Doch damit machte er alles nur noch schlimmer. »Lass gut sein, Paps. Ich komme schon klar.« Dabei drückte sie seine Hand. Er verstand die Geste und schwieg, wenn auch widerwillig.
    Sie wandte sich wieder ihrer Tante zu. »Was ich getan habe, war falsch. Ich werde dich nie wieder belügen und hintergehen. Du hast mein Wort.«
    »Hoffen wir, dass es mehr wert ist als beim letzten Mal.« Livias Gesichtszüge wurden kaum merklich weicher. »Komm her, du dummes Kind.« Sie nahm Vivana in die Arme, drückte sie an sich und strich ihr über das Haar. »Was fällt dir ein, ins Pandæmonium hinabzusteigen? Bist du denn völlig verrückt geworden?«
    Vivana war so erleichtert, dass sie ihr Gesicht in Livias Halsbeuge vergrub und anfing zu schluchzen.
    »Können wir jetzt endlich von hier verschwinden?«, fragte Nedjo.

    Livia küsste Vivana auf die Stirn. »Zuerst muss ich wissen, was passiert ist«, sagte sie. »Wo ist Liam? Wir haben gesehen, dass er bei euch war, als die Dämonen euch zur Burg brachten. «
    »Ihr habt uns beobachtet?«, wollte Lucien wissen.
    »Als wir euch eingeholt hatten, wart ihr bereits in der Gewalt der Dämonen«, antwortete Madalin. »Gegen so viele konnten wir nichts ausrichten, sonst hätten wir schon früher versucht, euch zu befreien. Wir haben die Burg beobachtet und auf einen geeigneten Moment gewartet, um einzudringen. «
    »Das war nicht Liam, den ihr gesehen habt«, sagte Vivana und wischte ihre Tränen weg. »Ein Dämon steckt in seinem Körper. Er ist nicht mehr er selbst.«
    Tante Livia nickte ernst, als hätte sie so etwas erwartet. »Was ist mit dem Gelben Buch von Yaro D’ar?«
    »Die Dämonen haben es uns weggenommen.« In knappen Worten erzählte Vivana, wie sie Liam gefunden hatten und was seitdem geschehen war.
    »Kannst du etwas für Liam tun?«, fragte Madalin die Wahrsagerin.
    »Vielleicht. Aber nicht hier. Wir müssen ihn nach Bradost bringen.«
    »Gut«, sagte Madalin. »Dann lasst uns den Jungen holen.« Mit Messern und Armbrüsten in den Händen huschten sie die Rampe hinauf. Oben in der Halle erwartete Vivana ein bizarrer Anblick: Auf dem Boden, im Schein der Feuer, die in den Schächten flackerten, lagen Dutzende von Dämonen und schliefen. Sie lagen kreuz und quer und teilweise übereinander oder eng umschlungen, als hätten sie bis zur Besinnungslosigkeit getanzt und wären dann zusammengebrochen. Geifer troff aus Mäulern und Schnauzen. Klauen und vielfingrige Hände umklammerten abgenagte Knochen und Trinkbecher,
aus denen scharf riechende Flüssigkeit rann. Die Luft war zum Schneiden dick.
    Vivana biss sich auf die Lippe, als sie ihren Blick durch die Halle schweifen ließ. Sie wollte gar nicht wissen, was für Szenen sich in den vergangenen Stunden hier abgespielt hatten …
    »Sucht Liam«, sagte Tante Livia im Flüsterton. »Aber seid um Himmels willen leise.«
    Sie schwärmten einzeln oder zu zweit aus und achteten darauf, keinen Dämon zu berühren oder Lärm zu machen, während sie den Saal absuchten. Vivana stieg über die liegenden Körper und hielt angestrengt nach einem blonden Haarschopf Ausschau. Sie atmete durch den Mund, denn der Gestank war überwältigend. Der Sud, an dem sich die Dämonen berauscht hatten, sah verdächtig wie Blut aus und roch faulig, süßlich und auf eine widerwärtige Weise betörend.
    Sie sah, dass Lucien ihr ein Zeichen gab, und eilte zu ihm. Der Alb stand mit ihrem Vater in einer Nische der Halle. Sie hatten nicht Liam gefunden, wie Vivana enttäuscht feststellte, sondern ihre Ausrüstung – besser gesagt, das, was davon übrig war. Die Dämonen hatten ihr Gepäck aufgerissen, die Vorräte gefressen und alles zerstört, was keinen Wert für sie besaß. Das wenige, das nicht zerbrochen oder zerfetzt war, nahmen

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