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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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jemand wagte, sich zu rühren.
Vorsichtig näherte sich Nedjo dem reglosen Incubus und stieß ihn mit dem Fuß an. »Er ist tot.« Er hob den Kopf, blickte Vivana an. »Du hast ihn erschossen.«
    Der Zorn verschwand so plötzlich, wie er gekommen war. Vivana konnte sich nicht erklären, was sie gerade getan hatte – es war, als hätte ein Teil von ihr, den sie noch nicht kannte, die Kontrolle über ihren Körper übernommen. Ihre Hand begann zu zittern. Sie warf die Armbrust weg. »Gehen wir«, murmelte sie.
    Die Gefährten machten einen weiten Bogen um Seth, als sie den Saal verließen. »Du hast einen verdammten Incubus erschossen«, keuchte Nedjo, während sie durch die Gänge hasteten. »Weißt du, wie schwer sie zu töten sind?«
    Sie kamen zur großen Halle, wo sich nach wie vor keiner der Dämonen regte. Vivana hatte Sorge, dass Ruac die Schlafenden aufwecken würde, doch der Tatzelwurm überraschte sie ein weiteres Mal. Trotz seiner Größe kroch er geschmeidig wie eine Katze durch die Halle, ohne einen einzigen Dämon zu berühren.
    Der Rest ihrer Gruppe erwartete sie am Ausgang der Burg. Das Haupttor war verschlossen, doch eine kleine Pforte unter dem Wehrgang stand offen. Die Manusch mussten sie von außen aufgebrochen haben, als sie in die Festung eingedrungen waren.
    »Das ist Ruac?«, fragte Madalin entgeistert.
    Vivana berichtete kurz, was geschehen war und dass sie Seth getroffen hatten.
    »Sie hat ihn erschossen«, ergänzte Nedjo.
    »Sie hat was ?«, fragten Lucien und Tante Livia gleichzeitig.
    »Seth ist tot. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen«, erwiderte Vivana. »Jetzt lasst uns endlich gehen.«
    Die Manusch schulterten ihr Gepäck, das sie bei der Pforte
zwischen den Felsen versteckt hatten. Madalin und Lucien trugen Liam, der immer noch ohnmächtig war. Ohne sich noch einmal nach der Festung umzuschauen, machten sie sich auf den Weg die windgepeitschten Serpentinen hinab.
    Vivana fragte sich, wo die Verschlinger steckten, die ständig die Felsnadel umkreist hatten. Unterwegs fand sie die Antwort. Die schwarzen Dämonenvögel lagen tot auf dem Pfad, von Armbrustbolzen durchbohrt. Die Manusch waren von ihnen angegriffen worden, als sie zur Burg hinaufgestiegen waren, und hatten sie erschossen.
    Sie erreichten den Sattel, der die Felsnadel mit dem Bergrücken verband, und gut eine Stunde später wanderten sie durch das Tal.
    Sie hatten gerade den Rand des Kessels erreicht, als ein Schrei erklang, ein Laut voller Zorn und Hass, der aus der Festung drang und von den Winden in jeden Winkel des Tales getragen wurde.
    Kurz darauf öffneten sich die Tore der Burg.

24
Die Flucht
    D ämonen ergossen sich aus der Pforte der Festung, vierbeinige Krieger, Kynokephale und Kobolde auf schwarzen Riesenkäfern. Kreischend und ihre Waffen schwenkend marschierten die Kreaturen die Serpentinen hinab. Nachach ragte wie ein Rachegott zwischen ihnen auf, brüllte vor Zorn und schlug mit einer dreischwänzigen Peitsche auf seine Blutsklaven ein.
    Obwohl es ein Furcht erregender Anblick war, verspürte Vivana in diesem Moment nichts als Wut. In den vergangenen Tagen hatte sie so oft Angst gehabt, dass ein paar Dämonen sie nicht mehr erschrecken konnten. Außerdem hatte sie es satt, sich immerzu zu fürchten.
    Voller Unbehagen stellte sie fest, dass es ihr gefallen hatte, Seth zu töten. Es war ein gutes Gefühl gewesen, ihrem Zorn und ihren Rachegedanken freien Lauf zu lassen und einfach abzudrücken. Sie spürte, dass sie sich veränderte – in einer Weise, die ihr nicht unbedingt gefiel.
    Es wird Zeit, dass wir nach Hause kommen , dachte sie.
    Die Gefährten beeilten sich, den Talkessel zu verlassen und die Berge zu erreichen. Ihr Vorsprung vor den Dämonen schwand zusehends, denn wegen Liam kamen sie nur langsam voran, obwohl sich die Manusch, Vivanas Vater und Lucien abwechselten, ihn zu tragen. Schließlich weckte Lucien ihn, löste die Fesseln an seinen Beinen und wollte ihn zwingen, zu
Fuß zu gehen. Liam weigerte sich jedoch und ließ sich einfach auf den Boden fallen. Der Dämon wusste genau, dass Vivana es nicht zulassen würde, dass ihm Gewalt angetan wurde. Somit blieb ihnen nichts anderes übrig, als Liam wieder zu fesseln und weiterzutragen.
    Ihre Verfolger waren deutlich im Vorteil. Sie kannten keine Erschöpfung, und die Furcht vor ihrem Herrn trieb sie zu größter Eile an. Nach ein paar Stunden war die Horde nur noch knapp zwei Meilen entfernt.
    Vivana und ihre Gefährten hatten einen Pfad

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