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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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eingeschlagen, der sich den Bergrücken emporschlängelte und zu einer schmalen Kluft zwischen zwei scharfkantigen Gipfeln führte. Erschöpft von dem Gewaltmarsch mussten sie eine Pause einlegen. Von einem kleinen Felsplateau aus beobachteten sie die Dämonen, die immer näher kamen.
    »Das hat keinen Sinn«, sagte Madalin. »Wir müssen uns irgendwo verstecken.«
    »Nein«, erwiderte Lucien. »Nachach kennt diese Berge wie seine Westentasche. Wir haben nur dann eine Chance, wenn wir vor ihnen das Tor erreichen.«
    »Das sind mindestens zwei Tagesmärsche. Das schaffen wir nie.« Es war Vivanas Vater, der das einwarf. Er lehnte an einem Felsen und massierte sich die Schulter. Gemeinsam mit Nedjo hatte er Liam getragen, bis er vor Erschöpfung fast zusammengebrochen war.
    Vivana spürte die Hoffnungslosigkeit, die sich unter ihren Gefährten ausbreitete. Sogar die beherzten und stets zuversichtlichen Manusch verließ angesichts dieser Übermacht allmählich der Mut. Vivana wusste, dass sie etwas dagegen unternehmen musste. Sie waren so weit gekommen – sie durften jetzt nicht aufgeben. Doch so sehr sie sich auch den Kopf zerbrach, ihr wollte einfach kein Ausweg aus dieser aussichtslosen Situation einfallen.

    Lediglich Tante Livia ließ sich nicht von der allgemeinen Mutlosigkeit anstecken. Die Wahrsagerin hatte die Hände in die Ärmel ihres Umhangs geschoben und starrte in Gedanken versunken zum Fuß des Berghanges, wo die Dämonenhorde den Pfad zu erklimmen begann.
    Vivana kannte diesen Gesichtsausdruck nur zu gut. »Du planst etwas, oder?«
    Ihre Tante nickte. »Vielleicht können wir etwas tun, um sie aufzuhalten.«
    Augenblicklich galt ihr die Aufmerksamkeit der ganzen Gruppe. »Was?«, fragte Madalin.
    »Ich kenne einen alten Zauberspruch, mit dem wir sie in die Flucht schlagen können. Aber dafür brauche ich Zeit.«
    »Zeit haben wir nicht«, sagte Lucien.
    »Dann müsst ihr mir eben welche verschaffen.«
    Madalin trat zu ihr. »Wie viel brauchst du?«
    »Zwei Stunden. Vielleicht etwas mehr.«
    »Das schaffen wir.« Der Anführer der Manusch deutete auf die Kluft am oberen Ende des Bergpfades. »Seht ihr die Schlucht da oben? Dort verschanzen wir uns und verteidigen den Pass so lange, bis Livia bereit ist. Oder ist jemand dagegen? «
    »Was ist das für ein Zauberspruch?«, fragte Vivanas Vater und sprach das letzte Wort betont abfällig aus.
    »Einer, der dir den Hintern retten wird«, entgegnete Tante Livia ungehalten. »Aber vielleicht hast du ja eine bessere Idee und weißt, wie wir die Dämonen mit wissenschaftlichen Methoden loswerden.«
    Sein Gesicht verfinsterte sich, doch er war klug genug, den Mund zu halten und keinen neuen Streit anzufangen.
    Sonst erhob niemand Einwände.
    »Also los«, sagte Madalin.
    Erfüllt von neuer Zuversicht machten sie sich auf den Weg.
Während sie dem Pfad folgten, nahm Tante Livia Vivana zur Seite.
    »Du hast dir doch immer gewünscht, mehr über die alten Künste zu erfahren«, sagte die Manusch leise.
    »Wie meinst du das?«
    »Es war nicht einfach, dich im Pandæmonium aufzuspüren. Ich bin erschöpft; meine Kräfte reichen für den Zauber wahrscheinlich nicht aus. Ich werde deine Hilfe brauchen.«
    Aufregung erfasste Vivana. Seit Jahren bedrängte sie ihre Tante, sie in die Geheimnisse der Manusch einzuweihen, doch die Wahrsagerin hatte immer gesagt, sie sei noch zu jung. »Was muss ich machen?«
    »Du musst mir helfen, den Zauberspruch vorzubereiten. Aber das schaffe ich zur Not allein. Wichtiger ist etwas anderes. Der Zauber benötigt einen Fokus. Eine Art … Gefäß für die magische Energie. Du wirst dieses Gefäß sein.«
    »Und du glaubst, das kriege ich hin?«
    »Du musst. Ganz einfach.«
    Vivana hörte die Anspannung in Livias Stimme und kaute nervös auf ihrer Unterlippe. Ihr wurde klar, dass ihre Tante ihr soeben die alleinige Verantwortung für das Leben ihrer Gefährten übertragen hatte. Sie konnte nicht behaupten, dass ihr das gefiel. Andererseits war es irgendwie … gerecht. Sie hatte ihre Verwandten und Freunde in diese Lage gebracht – also war es verdammt noch mal ihre Pflicht, dafür zu sorgen, dass ihnen nichts zustieß.
    Sie bemerkte, dass ihr Vater stehen geblieben war. Seiner Mimik nach zu schließen hatte er das Gespräch mit angehört. »Mach diesen Hokuspokus, wenn du unbedingt willst, aber lass Vivana aus dem Spiel«, sagte er zu Livia.
    »Gut«, meinte die Wahrsagerin. »Dann werden wir eben sterben.«
    »Wieso fragst du nicht

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