Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
hergekommen war. Er fokussierte seine Gedanken und konzentrierte sich auf Tymerion Vai, dachte an dessen dröhnende Stimme, das bärtige Gesicht, den herrischen Glanz in den Augen — und sprang.
Erwartungsgemäß besaß Vai ein eindrucksvolles Seelenhaus. Es ähnelte den anmutigen Holzpalästen der besseren Gesellschaft Suurajs und besaß elegante Balkone, geschwungene Treppen und eine Kuppel.
Verwundert stellte Jackon fest, dass die Fenster dunkel waren. Mit gerunzelter Stirn warf er einen Blick hinein.
Das Seelenhaus war leer. Keine Spur von Träumen.
Natürlich — der Admiral hatte zum Schutz vor den Traumstörungen den Anti Traum Trank zu sich genommen, wie wahrscheinlich jeder hochrangige Beamte und Offizier Suurajs. Jackon hätte es sich denken können.
»Verdammter Mist«, murmelte er und wachte auf.
Schlaftrunken zündete er die Kerze auf seinem Nachttisch an und schaute zur Wanduhr. Kurz nach drei. Er trat zum Fenster, atmete die kühle Nachtluft ein und lauschte dem Plätschern der Wellen, die viele Fuß unter ihm gegen die Schwimmfässer schlugen.
Es hatte keinen Zweck. Ohne Hilfe konnte er seinen Plan nicht in die Tat umsetzen. Er musste Khoroj und Jerizhin einweihen.
Zwanzig Minuten später saß er im Büro der Kapitänmagistratin. Die beiden waren nicht gerade begeistert, dass er sie aus den Betten geholt hatte.
»Noch mal von vorne«, sagte Jerizhin müde. »Ich soll die Ratssitzung um einen Tag verschieben und Tymerion überreden, den Trank nicht mehr zu nehmen. Habe ich das richtig verstanden?«
»Es genügt, wenn er ihn morgen Abend ... ich meine
heute
Abend nicht nimmt. Er muss nur eine Nacht träumen.«
»Damit du
was
tun kannst?«
»Ich werde ihn dazu bringen, unsere Pläne nicht mehr zu behindern.«
»Und wie, wenn ich fragen darf?«
Sie hatten Jerizhin nicht erzählt, dass er es gewesen war, der Lady Sarka zur Herrin der Träume gemacht hatte. Folglich wusste sie auch nicht, dass er ein Traumwanderer war, und Jackon wollte, dass das so blieb.
Als er noch über eine Antwort nachdachte, sagte Khoroj: »Der Junge hat gewisse Fähigkeiten. Du solltest ihm vertrauen.«
»Gewisse Fähigkeiten, so. Mir scheint, ich weiß über deine neuen Freunde nicht halb so viel, wie ich dachte.« Jerizhin musterte Jackon argwöhnisch. »Damit eins klar ist: Ich lasse nicht zu, dass du Tymerion Schaden zufügst. Er ist ein sturer Ochse, und er geht mir auf die Nerven, aber ich möchte nicht, dass ihm etwas zustößt, verstanden? Immerhin ist er ein Admiral von Suuraj.«
»Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass er Angst bekommt. Das ist alles.« Dass er vorhatte, Vai entsetzliche, Blut gefrierende Angst und an schreienden Wahnsinn grenzendes Grauen einzuflößen, behielt Jackon für sich.
»Gut. Ich hoffe, du weißt, was du tust«, sagte Jerizhin skeptisch.
»Kannst du die Ratssitzung verschieben?«, fragte Khoroj.
»Das sollte kein Problem sein. Der Rat hat ohnehin keine große Lust, sich mit dieser Angelegenheit zu befassen. Viel schwieriger wird es, Tymerion dazu zu bringen, den Trank nicht zu nehmen.«
»Könnten Sie dafür sorgen, dass der Trank verschwindet?«, fragte Jackon.
»Tymerion hat wie ich einen größeren Vorrat davon. Es wäre zu auffällig, alle Phiolen verschwinden zu lassen. Außerdem kann er sich jederzeit neuen besorgen. Nein, wir müssen anders vorgehen.«
»Wie sind seine Gewohnheiten?«, erkundigte sich Khoroj. »Hat er einen Diener, der ihm den Trank vor dem Schlafengehen darreicht?«
»Vermutlich stellt Samui, sein Leibdiener, ihm die Phiole jeden Abend mit seiner Arznei hin.«
»Wir könnten den Trank austauschen lassen«, schlug der Südländer vor. »Durch ein Mittel, das genauso schmeckt, aber völlig wirkungslos ist.«
Jerizhin nickte langsam. »Ja, das könnte klappen. Mein Hermetiker kann so etwas sicher anrühren.«
»Aber wie kommt der falsche Trank auf Vais Nachttisch?«, fragte Jackon.
»Das überlassen wir dem guten alten Samui. Es wäre nicht das erste Mal, dass er mir einen Gefallen tut. Er ist immer knapp bei Kasse und weiß einen funkelnden Silber-Shii durchaus zu schätzen. Tymerion will einfach nicht begreifen, dass man seine Diener anständig bezahlen muss«, fügte die Kapitänmagistratin mit einem listigen Lächeln hinzu.
Die Stunden bis zum Abend verbrachte Jackon in gespannter Erwartung. Jerizhin gelang es mit einem Vorwand, die Ratssitzung auf den nächsten Tag zu verschieben. Als Jackon der Kapitänmagistratin bei Einbruch der
Weitere Kostenlose Bücher