Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
mehr. Den Dämonenüberfall heute Mittag betrachtet er als Bestätigung, dass Suuraj alle Luftschiffe für seine Verteidigung braucht.«
»Die Luftschiffe haben sich doch überhaupt nicht an den Kämpfen beteiligt.«
»Ja, und selbst wenn sie es getan hätten, wären sie gegen die Flussdämonen vermutlich nutzlos gewesen. Doch davon will Vai nichts hören. Du hättest ihn eben sehen sollen. Er hat getobt vor Zorn und Jerizhin vorgeworfen, die Interessen von Ausländern über die Suurajs zu stellen. Bornierter Narr.«
Jackon hatte sich gefragt, warum Jerizhin den Aeronauten nicht einfach befahl, ihr zu gehorchen — immerhin war sie das gewählte Oberhaupt des Stadtfloßes. Inzwischen wusste er, dass die Dinge nicht so einfach lagen. Die Aeronauten besaßen seit dem Aufkommen der ersten Luftschiffe einen politischen Sonderstatus und achteten sorgsam darauf, ihre Unabhängigkeit zu wahren. Das machte es den Kapitänmagistraten seit jeher schwer, sie zu kontrollieren.
»Die nächste Ratssitzung ist morgen Früh, richtig?«, fragte er.
Khoroj nickte.
»Darf ich wieder mitkommen?«
»Natürlich. Aber stell dich besser auf einen langweiligen Vormittag ein. Jerizhin bleibt nichts anderes übrig, als weiter mit Vai zu verhandeln, in der Hoffnung, ihm Zugeständnisse abzuringen. Das kann dauern.«
Nachdem sich Khoroj verabschiedet hatte, ging Jackon zum Hospital und besuchte Nedjo. Der Manusch erholte sich langsam von seinem Nervenzusammenbruch und wirkte schon etwas kräftiger als gestern. Sie unterhielten sich eine Weile, bis die hübsche Pflegerin auftauchte. Von da an war Nedjo kaum noch in der Lage, sich auf das Gespräch mit seinem Besucher zu konzentrieren. Jackon kam sich schließlich überflüssig vor und ging, was der Manusch nicht einmal zu bemerken schien.
Es wurde bereits dunkel, als er zum Magistratspalast zurückkehrte. Wegen der Hitze war er ständig müde, und er beschloss, früh schlafen zu gehen. In dem Gästezimmer, das Jerizhin ihm zugeteilt hatte, legte er sich ins Bett und griff nach der Phiole mit dem Anti-Traum-Trank auf seinem Nachttisch.
Schon die ganze Zeit musste er an Luciens Worte denken:
jetzt hast du die Chance, deine Kräfte für etwas Sinnvolles einzusetzen. Lass sie dir nicht entgehen, nur weil du Angst hast.
Er begriff allmählich, warum Lucien darauf bestanden hatte, dass er hierblieb. Und es dauerte nicht lange, bis er sich einen Plan zurechtgelegt hatte. Aber es gab sehr viele Unwägbarkeiten.
Wenn er seine Fähigkeiten einsetzen wollte, durfte er den Trank nicht mehr nehmen. Doch damit lief er Gefahr, dass Lady Sarka ihn wieder in den Träumen heimsuchte. Er wusste nicht, ob er noch einen Angriff von ihr überstehen würde. Möglicherweise setzte ihm eine neuerliche Traumattacke so sehr zu, dass es ihm wie Nedjo erging.
Und waren seine Kräfte überhaupt schon stark genug? Wegen des Tranks hatte er noch keine Gelegenheit gehabt, es auszuprobieren. Vielleicht war es noch viel zu früh.
Und dann war da noch das grundlegende Misstrauen, das er seiner Gabe entgegenbrachte. Bisher hatte sie nichts als Unheil verursacht. Warum sollte es diesmal anders sein?
Lange lag er da und betrachtete die Phiole — bis er sie schließlich öffnete und an die Lippen setzte.
Du jämmerlicher Feigling,
dachte er.
Während er gemütlich im Bett lag und sich den Luxus von Selbstzweifeln leistete, blickten Liam, Vivana, Lucien und Quindal bereitwillig den Gefahren eines unbekannten Landes ins Auge und setzten ihr Leben aufs Spiel, um einen untoten Sterndeuter zu finden. Wie konnte er jemals erwarten, dass sie ihn als gleichwertigen Gefährten betrachteten, wenn er nicht bereit war, einen Beitrag zu leisten, weil er selbst das kleinste Risiko scheute?
Er verschloss die Phiole und stellte sie zurück auf den Nachttisch. Wenig später schlief er ein.
In seinem Seelenhaus erwarteten ihn verworrene Träume. Er eilte durch ein düsteres Bradost, das nur aus brennenden Ruinen bestand. Schwarze Riesenvögel kreisten am flammenden Himmel, und überall irrten verzweifelte Menschen umher. Umbra war auch da.
Du hast mich belogen!,
warf sie ihm vor und weinte gleichzeitig, was ihn zutiefst verstörte. Er hatte sie noch nie weinen gesehen. Er hatte nicht einmal für möglich gehalten, dass sie überhaupt weinen
konnte.
Jackon war aus der Übung, weshalb es ihm erst nach einer Weile gelang, seine Gedanken zu fokussieren.
Es ist nur ein Traum. Mir kann nichts geschehen.
Er hängte Umbra ab, versteckte
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