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Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Titel: Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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Die Mumien würden sich augenblicklich auf ihn stürzen, ihre Krallen in sein Fleisch schlagen und ihn zerreißen.
    Ununterbrochen dachte er an die kurze Nahkampf-Lektion, die Nedjo ihm an Bord der
Jaipin
erteilt hatte.
Solange du unerfahren bist, kämpfe mit Waffen, mit denen du den Gegner auf Abstand halten kannst,
hatte der Manusch gesagt.
Stoß zu, bevor er in deine Nähe kommt. Nutze die Überraschung aus. Mach kurzen Prozess. Lass dich nie auf ein Handgemenge ein — das kannst du nur verlieren.
    Nedjos Ratschlag hatte ihm in den letzten Minuten mehr als einmal das Leben gerettet, aber das änderte nichts daran, dass er kein ausgebildeter Kämpfer war. Irgendwann würden die Untoten ihn überwältigen, spätestens, wenn ihn die Kräfte verließen. Was nicht mehr lange dauern würde. Schon jetzt lief ihm der Schweiß in Strömen über das Gesicht, sein Atem ging keuchend, seine Glieder wurden müde.
    Neben ihm streckte Quindal eine Mumie nieder. Für eine Sekunde öffneten sich die Reihen ihrer Gegner — und Liam entdeckte Vivana.
    O Gott, nein!
    Sie ging über die Empore, näherte sich langsam Mahoor Shembar.
    Der untote Nigromant hob die Hand. Zwei Mumien ergriffen Vivana und zwangen sie vor ihrem Meister auf die Knie.
    Wer bist du?
    Ein eisiger Luftzug schien durch die Halle zu wehen, als Mahoor Shembar sprach. Seine Stimme ertönte in Liams Gedanken, wie ein Flüstern in den Grabkammern eines uralten Mausoleums, wie eine rostige Klinge, die über eine Schiefertafel schabte.
    Die Untoten ließen die Waffen sinken und erstarrten augenblicklich.
    Liams Hände umklammerten den Schaft der Hakenlanze. Wenn er jetzt losstürmte, konnte er sicher eine oder zwei Mumien vernichten, die übrigen überrumpeln und ihre Reihen durchbrechen. Mit ein bisschen Glück wäre er in wenigen Augenblicken bei Vivana.
    »Warte«, murmelte Lucien, der seine Absichten durchschaute. »Vielleicht tut sie das Richtige.«
    Vivana begann zu sprechen.
    Reiß dich zusammen! Lass ihn nicht spüren, dass du Angst vor ihm hast.
Vivana hob den Kopf und sah Mahoor Shembar in die Augen, obwohl sie der Anblick seines welken Mumiengesichts zutiefst entsetzte.
    »Ich heiße Vivana Quindal«, sagte sie so fest, wie es ihr möglich war. »Meine Gefährten und ich sind hier, weil wir deine Hilfe brauchen.«
    Du sprichst eine Sprache, die ich schon lange nicht mehr vernommen habe. Woher kommst du?
    Die Stimme des Nigromanten schnitt wie Eissplitter durch ihr Bewusstsein. Sie biss die Zähne zusammen, bis sie verklang. »Aus der Stadt Bradost im Norden.«
    Diesen Ort kenne ich nicht. Lügst du mich an?
    Die Knochenfinger lagen noch immer auf ihren Schultern. Vivana hatte nicht den geringsten Zweifel, dass die beiden untoten Krieger sie auf der Stelle töten würden, wenn sie etwas sagte, das Mahoor Shembar missfiel. »Ich lüge nicht. Du hast mein Wort. Du hast noch nie von Bradost gehört, weil es viel jünger ist als Ilnuur. Zu deinen Lebzeiten war es nur ein kleines Dorf an der Mündung des Rodis.«
    Zu meinen Lebzeiten? Shembars Gedankenstimme wurde so schneidend, dass sie vor Schmerz zusammenfuhr. Wie kannst du es wagen! Sieh mich an. Ich bin ein Haufen aus morschen Knochen und verdorrtem Fleisch. Meine Gedanken sind so kalt wie die Finsternis zwischen den Sternen. Ich kann nicht mehr atmen, nicht mehr schmecken. Das Sonnenlicht bereitet mir Schmerzen. Wie fühlt sich heißes Blut an, das durch Venen strömt? Ich habe es vergessen, denn es ist zu lange her. Und du besitzt die Dreistigkeit, mich daran zu erinnern, was ich einst gewesen bin!
    Vivana hätte sich am liebsten für ihre Dummheit geohrfeigt. »Bitte verzeih mir. Das war töricht und respektlos.«
    Du und deine Gefährten sind nicht die ersten Lebenden, die nach Ilnuur kommen, sagte der Nigromant. Dutzende sind in den letzten hundert Jahren hier gewesen. Narren, die glaubten, sie könnten in diesen Kammern Schätze finden. Ich habe sie alle vernichtet, einen nach dem anderen, ohne Gnade. Ich hasse die Wärme eurer Körper, eure Leidenschaften und Begierden, ich hasse alles, was ihr seid. Sag mir warum ich nicht auch dich töten soll.
    Vivanas Furcht war so groß, dass sie ihrer Stimme jede Kraft nahm. »Weil wir dir helfen können, endlich Ruhe zu finden.«
    Sie hätte nicht gedacht, dass Shembar noch zorniger werden könnte. Willst du mich verspotten? , donnerte er.
    »Der Phönix«, ächzte Vivana. »Seinetwegen sind wir hier.«
    Plötzlich herrschte Stille. Die Augen des Nigromanten

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