Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
sicher waren wie gedacht.
Die Soldaten machten Platz, als zwei maskierte Männer in dunklen Roben auftauchten. Die beiden Astrophilosophen untersuchten den toten Dämon und gaben anschließend den Befehl, die Leiche auf einen Karren zu legen. Jackon blickte den Mystikern nach, bis sie in der Menge der Schaulustigen verschwanden. Trotz der Hitze fröstelte ihn. Was, wenn die Fischkreaturen in der Nacht zurückkämen, besser vorbereitet und so zahlreich, dass sie das Stadtfloß einfach überrannten?
Er verbannte diesen Gedanken und versuchte auch, sich nicht mehr vorzustellen, was noch alles in den Tiefen des Flusses lauern mochte.
Sieh lieber nach Ruac. Er wartet bestimmt schon auf sein Futter.
Träge schlenderte er durch die abendlichen Gassen. Trotz der bedrückten Stimmung gingen die Leute weiterhin ihrem Tagwerk nach, flickten Boote, räucherten Fisch und hegten die kleinen Gärten auf den Dächern. In den vergangenen zwei Tagen hatte Jackon gelernt, dass das Leben auf dem Stadtfloß hart war. Der ständige Kampf gegen das unberechenbare Wetter und die Gefahren des Dschungels hatten einen zähen Menschenschlag hervorgebracht. Der Überfall der Dämonen mochte die Bewohner Suurajs ängstigen, aber er nahm ihnen nicht ihren Überlebenswillen.
Vorod Khoroj hatte Jackon etwas Geld gegeben, von dem er eine Tüte Fischabfälle kaufte, bevor er zum Magistratsgebäude im Zentrum des Stadtfloßes zurückging. Ruac lag den ganzen Tag auf einer der Luftschifflandeplattformen und sonnte sich; im Gegensatz zu Jackon konnte er von der Hitze nicht genug kriegen. Seit seiner Ankunft tat er kaum etwas anderes, als zu fressen und zu dösen. Die Strapazen des Fluges hatten ihn so sehr erschöpft, dass er sogar den Dämonenangriff verschlafen hatte.
Als Jackon die Rampe heraufkam, stellte er fest, dass die Soldaten ihm wieder einmal zuvorgekommen waren. Zwei Aeronauten warfen Ruac Fleischstücke zu und lachten, wenn er sie mit dem Maul aus der Luft fing. So ging das seit zwei Tagen. Es hatte nicht lange gedauert, bis die Soldaten ihre anfängliche Furcht vor dem Lindwurm abgelegt und ihn ins Herz geschlossen hatten. Nun fütterten sie ihn bei jeder Gelegenheit und brachten ihm ständig irgendwelche Leckereien.
Die Männer klopften Jackon freundschaftlich auf den Rücken und widmeten sich wieder ihrer Arbeit. Ruac machte einen langen Hals und schnüffelte an der Tüte.
»Sag bloß, du hast immer noch Hunger? Was soll ich Vivana sagen, wenn sie zurückkommt und du bist fett geworden?«
Ruac rieb den Kopf an seiner Schulter, bis Jackon sich schließlich erweichen ließ und die Tüte auf den Planken ausschüttelte. Heißhungrig, als hätte er tagelang nichts gefressen, machte sich der Lindwurm über die Fischköpfe her, die er — Jackon würde es nie verstehen — mehr liebte als jedes andere Futter.
Anschließend sah Jackon sich Ruacs Kratzer und Schrammen an. Zu seiner Erleichterung verheilten sie gut. Er hätte auch nicht gewusst, was er hätte tun sollen, wenn es anders gewesen wäre. Einen Tierarzt rufen? Wusste ein Tierarzt, wie man Schattenwesen behandelte?
Ruac ließ die Prozedur klaglos über sich ergehen. Jackon spürte, dass der Lindwurm ihm inzwischen vertraute.
Wenigstens einer,
dachte er traurig.
Er sah Vorod Khoroj den Magistratspalast verlassen und winkte ihm zu. Der Südländer stieg die Rampe zu den Landeplattformen hinauf.
»Wie geht es Ruac?«, erkundigte er sich.
»Besser. Aber er frisst ziemlich viel. Könnte ich noch etwas Geld haben?«
»Natürlich.«
Jackon steckte die Münzen ein. Ihm fiel auf, dass Khoroj besorgt wirkte. »Stimmt etwas nicht?«
»Ich war eben bei Jerizhin. Sie hat den ganzen Tag mit den Ratsleuten verhandelt. Ich fürchte, für unseren Plan sieht es nicht gut aus.«
»Sind die Priester immer noch unentschlossen?«
»Die Priesterschaft konnte sie inzwischen überzeugen. Aber das hilft uns nichts, solange Vai sich stur stellt.«
Tymerion Vai war der Befehlshaber der Aeronauten. Jackon hatte ihn heute Morgen bei der Ratssitzung gesehen, bei der er mit Khoroj und Jerizhin gewesen war.
»Er hasst Bradost«, fuhr Khoroj fort. »Er sieht nicht ein, warum er für uns seine Luftschiffe und seine Leute in Gefahr bringen soll.«
»Es geht überhaupt nicht um Bradost. Es geht um Lady Sarka und die Dämonen.«
»Das hat Jerizhin ihm auch gesagt. Aber Vai ist nun einmal ein verbohrter alter Soldat. Mit vernünftigen Argumenten kommt man bei ihm nicht weit. Und jetzt erst recht nicht
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