Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
schritt durch die Bibliothek.
»Geht es ein bisschen schneller?«, fauchte Umbra. Sie packte den Untoten am Arm und zog ihn in den Tunnel.
Der Lärm der Spiegelmänner verstummte, als sie den Eingang schloss. Liam und Jackon stützten Lucien, während sie dem schattenhaften Korridor folgten.
»Wie schlimm ist es?«, fragte Liam.
»Ein paar Minuten länger, und ich wäre jetzt tot.«
Sie verließen den Tunnel in einem der vielen leer stehenden Zimmer des Palasts. Liam spähte aus der Tür auf den staubigen Flur. Stille. Nirgendwo waren Spiegelmänner zu sehen.
Lucien setzte sich in einen abgewetzten Ohrensessel.
»Können wir etwas für dich tun?«, erkundigte sich Vivana besorgt.
»Gebt mir eine halbe Stunde, dann sollte ich wieder auf den Beinen sein.«
»Wohin ist Lady Sarka verschwunden?«, fragte Liam.
»In die Traumlanden«, antwortete Jackon. »Ihre Macht ist inzwischen so groß, dass sie sie betreten und verlassen kann wie ein Alb.«
»Kannst du den Bindezauber brechen, wenn sie nicht da ist?«, wandte sich Vivana an Mahoor Shembar, der am Fenster stand und die Stadt betrachtete.
Nein. Der Gegenzauber erfordert, dass ich sie berühre.
»Mit anderen Worten«, sagte Liam, »solange Lady Sarka in den Traumlanden ist, können wir nichts ausrichten. Sie kann sich beliebig lange vor uns verstecken.«
»Es gibt einen Weg«, sagte Lucien. »Wir müssen sie zwingen, die Traumlanden zu verlassen.«
»Und wie?«
»Jackon muss sie in den Träumen besiegen, so wie er einst Aziel besiegt hat.«
Jackons Augen weiteten sich. »Aber das kann ich nicht! Sie ist viel zu stark.«
»Du musst ja nicht allein gegen sie kämpfen«, erwiderte der Alb. »Ich komme mit. Meine Kräfte in den Traumlanden sind zwar nicht mehr so stark wie früher, aber zu zweit haben wir vielleicht eine Chance gegen sie.«
Jackon blickte nacheinander Liam, Lucien, Vivana und Umbra an. »Also gut. Ich mache es. Es gibt da nur ein Problem: Wie soll ich einschlafen? Ich bin viel zu nervös.«
»Würde dir das Bittergras helfen, dass du immer von Lady Sarka bekommen hast?«, fragte Umbra.
»Ich glaube nicht. Es ist nicht stark genug.«
»Also brauchen wir ein richtiges Schlafmittel. Ich bringe uns zu Lady Sarkas Labor. Dort bewahrt sie alle möglichen Substanzen und Tränke auf. Da finden wir sicher was für dich.«
»Warte noch ein paar Minuten«, sagte Lucien. »Ich muss bei Kräften sein, wenn ich Jackon helfen will.«
Liam spähte durch den Türspalt. »Ich fürchte, so viel Zeit haben wir nicht. Ich habe Geräusche gehört. Wahrscheinlich die Spiegelmänner, die den Palast nach uns absuchen.«
Der Alb seufzte und stemmte sich hoch. »Also los.«
Diesmal führte Umbras Tunnel steil abwärts. Liam und seine Gefährten traten durch die Öffnung in der Schattenwand und gelangten in eine Höhle, die von einem fahlen, blauen Glühen erfüllt war. Die Wände waren glatt und transparent wie Eis.
»Wo sind wir?«, fragte Liam, während er sich umschaute.
»In den Glashöhlen unter dem Palastkeller.« Umbra schritt zu einer geräumigen Nische, worin sich ein Athanor und ein Tisch mit einer alchymistischen Apparatur, bestehend aus allerlei Röhren und Glaskolben, befanden. Sie öffnete einen Blechschrank und durchsuchte die Tiegel und Trankfläschchen. »Hier. Ein starkes Beruhigungsmittel. Das sollte gehen. Nimm einen Schluck, aber nicht zu viel, hörst du? Wir wollen nicht, dass du ins Koma fällst.«
Skeptisch betrachtete Jackon die rotbraune Glasphiole, entfernte den Korkpfropfen und setzte sie an die Lippen. Er verzog das Gesicht. »Schmeckt scheußlich.«
»Wie jede wirksame Medizin.« Umbra schob die Gerätschaften vom Tisch. Glas zersplitterte auf dem Höhlenboden. »Leg dich da drauf Etwas Bequemeres haben wir leider nicht.«
Der Rothaarige streckte sich auf dem Steintisch aus. Die ehemalige Leibwächterin faltete einen ledernen Schutzumhang zusammen und schob ihn unter seinen Kopf. Das Mittel begann bereits zu wirken: Liam sah, wie Jackon die Lider schwer wurden.
Lucien trat zu ihm. »Wir treffen uns an deinem Seelenhaus, in Ordnung?«
»Bis gleich.« Jackon schlief ein.
»Wünscht mir Glück«, sagte der Alb und verschwand.
42
Der letzte Kampf
V orsichtig tastete Nestor Quindal über sein ausgestrecktes Bein. Er konnte spüren, dass der Oberschenkel gebrochen war, genau da, vier Zoll über dem Knie. Er verzog das Gesicht, als der Schmerz von Neuem aufflammte.
Ausgerechnet jetzt ließen ihn seine alten Knochen im
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