Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
im Mund eben möglich war.
»Mh-mh!«
»Sei still«, fuhr ihn der Manusch an.
Jackon schnitt Grimassen, bis es ihm schließlich gelang, den Knebel auszuspucken. Ruac zischte.
»Du musst mich losbinden!«
»Hältst du mich für dumm? Du bleibst schön gefesselt.« Nedjo wollte ihm den Knebel wieder in den Mund stecken.
»Nicht!«, bat Jackon schnell. »Jetzt hör mir doch zu. Ich muss ihnen helfen.«
»Und wie, wenn ich fragen darf?«
»Lass mich zum Ministerium gehen. Wenn ich mit den Soldaten rede, kann ich vielleicht verhindern, dass Vivana, Lucien und Godfrey etwas passiert. Ich bin ein Leibwächter von Lady Sarka. Sie werden auf mich hören.«
»Nein«, sagte Nedjo. »Das ist nur wieder eine von deinen Lügen.«
»Ist es nicht. Ich schwöre es! Bitte!«, stieß Jackon hervor. »Wenn du mich nicht gehen lässt, wirft man sie ins Gefängnis. Oder hast du eine bessere Idee?«
Nedjo blickte zum Ministerium. Das ganze Gebäude befand sich inzwischen in Aufruhr. Er fluchte und begann, Jackons Fesseln zu lösen. »Dafür wird Vivana mich umbringen.«
Jackon konnte kaum aufstehen, so taub waren seine Beine. Nedjo half ihm. Ruac zischte feindselig und stellte die Rückenstacheln auf.
»Sag diesem Vieh, es soll mich in Ruhe lassen.«
Der Lindwurm hatte sich unauffällig gemacht, deshalb konnte Nedjo ihn im Gegensatz zu Jackon nicht sehen. Er schaute zu der Stelle, wo er das Geschöpf vermutete, und sagte: »Lass ihn gehen. Er will Vivana helfen ... wenigstens hoffe ich das.«
In Ruacs Augen blitzte es. Eine Drohung?
»Warte hier auf mich. Und stell nichts Dummes an, ja?« Schwankend setzte Jackon sich in Bewegung.
Während er den kleinen Platz vor dem Ministerium überquerte, kehrte allmählich das Gefühl in seine Beine zurück. Wegen des Alarms waren die meisten Torwachen nach drinnen gegangen, nur zwei standen noch da. Vor ein paar Wochen war er mit Corvas und Umbra hier gewesen — er konnte nur hoffen, dass sich die Männer an ihn erinnerten. Innerlich bereitete er sich darauf vor, so arrogant und befehlsgewohnt aufzutreten, wie man es von einem Leibwächter Lady Sarkas erwartete, damit die Soldaten und Geheimpolizisten trotz seiner Jugend auf ihn hörten. Dass Corvas nicht mehr da war — Jackon hatte ihn, Umbra und Amander vor einer halben Stunde mit der Kutsche wegfahren gesehen —, kam ihm dabei zugute, denn damit war er der ranghöchste Leibwächter. Er stand zwar außerhalb der offiziellen Befehlskette, aber die einfachen Soldaten hatten so viel Respekt vor Lady Sarkas Leibwächtern, dass sie es normalerweise nicht wagten, sich ihnen zu widersetzen.
Allerdings musste er sich beeilen. Umbra musste inzwischen wieder im Palast sein. Wenn sie Lucien noch heute Nacht verhören wollte und in der Zelle Silas Torne entdeckte, fand sie bald heraus, was geschehen war.
Fieberhaft dachte er sich eine Lügengeschichte für die Soldaten aus, wohl wissend, dass er nicht gerade ein Meister im Lügen war. Wenigstens ein Mal musste er es richtig hinbekommen. Leider waren die Umstände nicht auf seiner Seite. Ein Leibwächter von Lady Sarka kam nicht zu Fuß — er fuhr mit einer Kutsche vor. Und normalerweise war er auch nicht von oben bis unten voller Dreck.
Er setzte eine herrische Miene auf, als er am Tor ankam. Zu seiner Erleichterung erkannten die beiden Soldaten ihn und nahmen Haltung an. Sie hatten hagere, verschlagene und von Narben übersäte Gesichter, die ihn daran erinnerten, was für ein Menschenschlag in der Wache des Ministeriums Dienst tat: ehemalige Kriminelle, Halsabschneider und Galgenvögel. Der Abschaum von Bradost. Er musste auf der Hut sein.
»Was ist hier los?«
»Nur ein paar Leute, die in das Gebäude eingedrungen sind, Herr«, meldete der Soldat. »Wir haben die Situation unter Kontrolle.«
»Wie konnte das passieren?«, fragte Jackon schneidend.
»Das konnten wir noch nicht aufklären. Vermutlich haben sie die Wache vor einem der Nebeneingänge überwältigt.«
»Haben sie versucht, die neuen Gefangenen zu befreien?«
»So sieht es aus, Herr.«
Ermutigt durch den Respekt des Soldaten verlangte Jackon, dass man ihn einließ. Anstandslos machten die Männer Platz. Der eine bemerkte die Verletzung an seinem Arm.
»Ist Ihnen etwas zugestoßen?«
»Im Palast gab es Schwierigkeiten«, erwiderte Jackon. »Sind Corvas, Umbra und Amander noch da?«
»Leider nicht. Sie sind vor einer halben Stunde gefahren.«
»Verdammt«, murmelte Jackon mit gespieltem Ärger. »Nun, dann muss ich
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