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Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Titel: Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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Nicht vor den Soldaten oder davor, dass Umbra ihm auf die Schliche kam. Nicht vor der Strafe, die ihm drohte, wenn Lady Sarka von seinem Verrat erfuhr.
    Er hatte Angst davor, Liam zu begegnen.

9

Sirenengesang
    S timmen sangen in der Dunkelheit. Sie waren körperlos, erklangen mal hier, mal da, schienen Liam zu umkreisen wie eine Geisterschar, und ihr Lied war verführerisch. Er wollte es nicht hören und presste sich die Hände auf die Ohren, doch alles, was er damit erreichte, war, dass sie ihn verspotteten und auslachten.
    Er lag auf dem Boden und spürte die kalten Steinplatten unter seinem Körper, zu schwach, um sich aufzurichten, mehr schlafend als wach. Er wusste, dass ihm seine Sinne einen Streich spielten. Die Stimmen sangen nicht irgendwo in seiner Zelle. Sie befanden sich in seinem Kopf Eine Nachwirkung des Elixiers.
    Sirenenessenz,
hatte der Alchymist es genannt. Gewonnen aus dem Blut und der Lebenskraft eines Schattenwesens. Es hatte seinen Willen gebrochen und seinen Widerstand zersetzt, sodass Corvas ein wimmerndes Bündel Furcht und Fügsamkeit vorgefunden hatte, als er abermals in die Zelle gekommen war.
    Wieder hatte er Liam Fragen gestellt.
    Was waren eure Pläne?
    Was hattet ihr mit dem Buch vor?
    Habt ihr es gelesen?
    Warum konnten die Spiegelmänner euch nicht sehen?
    Haben die Manusch etwas damit zu tun?
    Dieselben Fragen wie beim ersten Mal. Und Liam hatte sie alle beantwortet. Er hatte Corvas erzählt, was es mit dem
javva
auf sich hatte. Was sie über den Phönix und Mahoor Shembars Bindezauber wussten. Dass sie nach einem Weg suchten, den Zauber zu brechen. Dass Lucien deswegen zu den Bleichen Männern gehen wollte. Dass sie planten, Lady Sarka zu vernichten, um Bradost und die Traumlanden zu retten.
    Er hatte ihm alles erzählt. Einfach alles.
    Er hatte versucht, der Essenz zu widerstehen, hatte dagegen angekämpft, vergebens. Er war nicht stark genug gewesen.
    Nicht stark genug ...
    Sein Vater hatte sein Leben dafür gegeben, seine Pläne vor Lady Sarka zu verbergen, denn er vertraute darauf, dass Liam das Richtige tun und zu Ende führen würde, was er begonnen hatte. Sein Sohn jedoch hatte versagt, und damit war sein Opfer sinnlos geworden.
    Du bist umsonst gestorben, Vater. Meinetwegen.
    Liam war so verzweifelt, dass er wünschte, Corvas hätte ihn getötet.
    Nur einmal hatte er einen letzten Rest von Willenskraft in sich gefunden und Corvas' Fragen widerstanden. Er hatte weder verraten, wohin Vivana und Nedjo gegangen waren, noch dass Vorod Khoroj ihnen geholfen hatte, das Buch zu entziffern. Wenigstens seine Freunde hatte er beschützt. Wenigstens das war ihm gelungen.
    Dabei hätte er sich die Mühe vermutlich sparen können. Corvas stellte Quindal und den anderen gewiss dieselben Fragen. Wenn nur einer von ihnen Vivana und Khoroj verriet, war es um die beiden geschehen.
    Der Gesang in seinem Kopf wurde leiser, als die Wirkung des Elixiers nachließ. Liam war zu erschöpft, um aufzustehen.
    Er blieb liegen, starrte in die Dunkelheit und dachte an Vivana. Betete, dass Corvas sie nicht fand. Dass sie klug genug gewesen war, Bradost zu verlassen und fortzugehen, weit weg, wo es keine Spiegelmänner und keine Lady Sarka gab, auch wenn das hieß, dass er sie nie wieder sehen würde. Aber das konnte er leichter ertragen als die Vorstellung, dass sie hier wäre, gefangen und gedemütigt, und auf den Tod wartete.
    Denn der Tod war ihnen sicher. Seit man sie in das Gefängnis gebracht hatte, wusste Liam, dass seine Freunde und er dieses Gebäude nicht lebendig verlassen würden. Lady Sarka konnte es sich nicht erlauben, sie gehen zu lassen.
    Er schreckte auf. Geräusche erklangen vor seiner Tür. Soldaten, die ihn abholen kamen?
    Ein Schlüssel knirschte im Schloss. Er setzte sich auf.
    Eine Gestalt kam herein. Um wen es sich handelte, konnte Liam nicht erkennen, da ihn das Licht der Lampen auf dem Korridor blendete.
    »Aufstehen, Satander. Da ist jemand, der mit dir ...«
    Die Gestalt verstummte, als ein dumpfer Schlag erklang.
    Sie fiel vornüber auf den Boden und blieb reglos liegen. Liam blinzelte verwirrt. Es war ein Soldat.
    Er stand auf und sah eine zweite Gestalt auf dem Gang stehen. Sie hielt einen Dolch.
    »Schnell, Liam!«, sagte sie. »Nimm dir seine Lanze und komm mit.«
    Er kannte diese Stimme. Sie zu hören, brachte ihn so aus der Fassung, dass er für einen Moment keinen Ton herausbekam.
    »Jackon?«
    »Nun mach schon. Wir müssen die anderen befreien, bevor die Wachen

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