Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
getroffen«, begann er schließlich. »Ich habe keine Kraft mehr weiterzukämpfen. Was mit Livia passiert ist ...« Er stockte. »Außerdem muss ich mich um die Kinder kümmern. Ich kann nicht zulassen, dass sie ständig in Gefahr geraten. Deshalb ist es am besten, wir verlassen Bradost.«
Stille schloss sich seinen Worten an.
»Wer ist ›wir‹?«, fragte Vivana.
»Ich habe schon mit Jovan und Sandor gesprochen. Sie kommen mit.«
»Und du, Nedjo?«
»Ich bleibe vorerst bei euch«, sagte der jüngere Manusch und grinste schief »Irgendwer muss schließlich auf euch aufpassen.«
Madalins Entscheidung kam nicht überraschend für Vivana. Nach allem, was passiert war, verstand sie nur zu gut, dass sein einziges Bestreben jetzt der Sicherheit seiner Familie galt.
»Du musst tun, was für euch das Beste ist«, sagte ihr Vater. »Wann wollt ihr aufbrechen?«
»Noch heute. Wir werden unser Glück in Karst versuchen. Vielleicht finden wir dort andere Manusch, bei denen wir eine Weile bleiben können. Wenn nicht, wandern wir weiter nach Torle.«
Madalins Gesicht war blass, regelrecht eingefallen, und die Trauer hatte tiefe Linien hineingegraben. Ob er seinen Schmerz je überwinden würde? Vivana hoffte es für ihn. »Können wir irgendetwas für euch tun?«
Als Madalin antwortete, lag ein dunkler Glanz in seinen Augen. »Versprich mir, dass ihr Amander nicht davonkommen lasst, egal, was geschieht.«
»Ja«, sagte Vivana. »Ich verspreche es.« Und im Stillen erneuerte sie den Schwur, den sie bei Livias Bestattung geleistet hatte.
Während des restlichen Frühstücks wurde kaum gesprochen. Nach einer Weile wandte sich ihr Vater an Godfrey: »Was sind jetzt deine Pläne?«
Der Aethermann säuberte seine Melone. »Ich habe keine Pläne.«
»Also bleibst du bei uns und hilfst du uns?«
»Sag mir, warum ich das tun sollte. Was hat es mir bis jetzt eingebracht, dass ich euch geholfen habe? Mein Versteck wurde zerstört, und ich habe alles verloren, was ich mir geschaffen habe.« Godfrey sagte das so gleichförmig und steif wie immer, doch es war etwas in seiner Stimme, ein leichtes Zittern, das Vivana verriet, wie wütend er in Wirklichkeit war. So hatte sie ihn noch nie reden hören. Auch die anderen starrten ihn überrascht an.
»Heißt das, du gibst uns die Schuld daran?«, fragte ihr Vater.
Plötzlich schien Godfrey klar zu werden, was er gerade gesagt hatte. Seine Züge wurden weicher. »Nein. Natürlich nicht. Vergib mir, alter Freund. Ich hätte das nicht sagen dürfen.« Er setzte seine Melone auf, und Vivana hatte den Eindruck, als schäme er sich. »Also, wenn ihr einverstanden seid, bleibe ich bei euch.«
Ihr Vater nickte. »Natürlich sind wir das. Ohne dich wären wir schließlich nie so weit gekommen.«
Vivana fühlte Erleichterung in sich aufsteigen. Godfreys unvermittelter Wutausbruch hatte ihr einen gehörigen Schrecken versetzt. Wegen seiner außergewöhnlichen Kräfte und seiner emotionslosen Art wirkte er, als stünde er über den Dingen, und dadurch vergaß man manchmal, dass er trotz allem ein menschliches Wesen war, mit ganz normalen Gefühlen und Bedürfnissen. Wer konnte es ihm verübeln, dass er wegen der Zerstörung seines Verstecks verbittert war? Er hatte Jahre damit verbracht, es bewohnbar zu machen und die ganzen Apparate zu konstruieren. Vivana wäre es an seiner Stelle nicht anders gegangen.
Wenn das alles vorbei ist, müssen wir ihm helfen, es wieder aufzubauen,
nahm sie sich vor.
Das sind wir ihm schuldig.
»Um auf Nestors Frage zurückzukommen«, sagte Lucien. »Ich schlage vor, dass wir noch ein paar Tage hierbleiben und uns ausruhen. Vielleicht kehren in der Zwischenzeit ja Jackons Kräfte zurück. Aber verlassen sollten wir uns nicht darauf. Deshalb halte ich es für das Beste, wenn wir unseren ursprünglichen Plan aufgreifen.«
»Die Bleichen Männer«, sagte Vivana.
Der Alb nickte.
»Was ist das für ein Plan?«, wollte Jackon wissen.
»Weißt du noch, was ich dir vor ein paar Tagen in der alten Gießerei gesagt habe?«, fragte Liam.
»Nicht genau«, antwortete der Rothaarige, und Vivana sah ihm an, dass er nicht gern an dieses Treffen mit Liam erinnert wurde.
»Lady Sarka zerstört die Träume, wenn sie so weitermacht wie bisher. Dadurch brechen die Mauern des Pandæmoniums auf. Wenn wir sie nicht aufhalten, dringen irgendwann Dämonen in unsere Welt ein. Vielleicht schon bald.«
»Seid ihr da ganz sicher?«, fragte Jackon zweifelnd. »Der Zerfall der Traumlanden
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