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Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Titel: Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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aber das musste sie in Kauf nehmen. Sie hoffte nur, dass die Kraft darin ausreichte. Falls nicht, waren sie verloren.
    »Du schaffst das, hörst du?«, murmelte Lucien neben ihr.
    Sie lächelte ihm zu, flüchtig nur, denn sie wollte nicht riskieren, dass ihre Konzentration nachließ.
    Der Gang öffnete sich in einen runden Saal. Rippenbögen trugen die Kuppeldecke und bildeten am Scheitelpunkt einen achtstrahligen Stern. Keine der Bodenplatten glich einer anderen; manche hatten vier Ecken, andere fünf, sechs, sieben oder noch mehr, wodurch der Boden aussah, als wäre er von einem wirren Netz aus Linien durchzogen. Schmutz und faulige Blätter bildeten kleine Haufen. Durch ein einzelnes Buntglasfenster dicht unter der Kuppel fiel grünes, rotes und orangefarbenes Licht. Einige der Glassegmente zwischen den Bleiruten waren zerbrochen, sodass das Fensterbild viele Lücken aufwies. Vivana konnte einen nackten Mann erkennen, der auf einem Tisch lag. Eine Gestalt in schwarzer Robe beugte sich über ihn, in der Hand ein Messer.
    Vier Obsidianspiegel, oval und zwei Schritt hoch, standen vor den Wänden. Ein fünfter lag auf dem Boden.
    Mit klopfendem Herzen betrachtete Vivana die Scheiben, die grün schimmerten, als wäre ein unirdisches Feuer darin gefangen. Das also waren die Kerker der Bleichen Männer. Tore zu einer Welt des Zwielichts, zu einem Gefängnis für ihre Seelen.
    Das Böse in diesem Saal war beinahe mit Händen zu greifen. Niemand wagte zu sprechen.
    Lucien machte Liam ein Zeichen, woraufhin dieser die Lampe löschte. Dann trat er vor, in die Mitte des Saals.
    »Großmeister der Gilde und Hüter der geheimen Formeln, zeigt euch«, sagte der Alb. »Steigt herauf aus eurem Spiegelkerker. Hier sind Besucher, die euren Rat benötigen.«
    Vivana hielt den Atem an. Das Feuer in den Obsidianscheiben erlosch, und ihr war, als wölbten sich die Oberflächen nach innen, sodass Tunnel entstanden, die sich im Nebel verloren.
    Gesichter erschienen darin, schemenhaft wie Spiegelbilder auf blindem Glas. Fahle Haut spannte sich über eingefallene Wangen. Augenpaare glühten kalt.
    Ein Wispern erklang, ein Chor, der sich zu einer einzigen Stimme verband. Vivana vermochte nicht zu sagen, wo das Flüstern herkam. Es erfüllte die Luft wie das Rascheln von Baumkronen im Wind.
    Wer ruft uns?
    »Lucien von den Traumlanden und Letzter der Alben.«
    Ein Schattenwesen? Wieso bist du noch hier? Verlangt es dich nicht danach, diese Welt zu verlassen?
    »Nein. Die Sterblichen brauchen meine Hilfe.«
    Nichts kann den Sterblichen jetzt noch helfen, Lucien von den Alben. Sie sind dem Untergang geweiht. Du solltest gehen, solange du noch kannst.
    »Wovon sprecht ihr?«
    Das Flüstern wurde leiser und zerfaserte zu einem Stimmengewirr, sodass Vivana nur noch einzelne Wortfetzen verstand.
    ... Ende ...
    ... Zeit gekommen ...
    ... Strafe für ihren Hochmut ...
    »Wer wird für seinen Hochmut bestraft?«, fragte Lucien. »Antwortet!«
    Doch die Stimmen schwiegen. Vivana sah huschende Bewegungen im Nebel, der in den Spiegeln waberte, und glaubte schon, die Bleichen Männer würden verschwinden, als sich die fahlen Gesichter abermals zeigten.
    Sag uns, warum du hier bist, Lucien von den Alben, befahlen sie herrisch.
    Lucien wandte sich zu Vivana um, und sie trat vor. Die Perle verbarg sie in ihrer Faust.
    Warum lässt du eine Sterbliche für dich sprechen!
    »Weil sie es ist, die den Preis zahlen wird«, antwortete Lucien.
    Vivana fühlte die Blicke der Spiegelgeister auf sich ruhen. Sie wusste, dass sie sich ihre Furcht nicht anmerken lassen durfte. Diese Wesen waren wie Raubtiere: Ein winziges Anzeichen von Schwäche, und sie würden versuchen, sie zu vernichten.
    Sprich, verlangten die Bleichen Männer.
    »Wir sind hier, weil wir euren Rat suchen«, sagte Vivana mit fester Stimme. »Lady Sarka hat ein schreckliches Verbrechen begangen. Sie hat den Phönix von Bradost gefangen und mit einem Zauberbann an sich gebunden. Wir müssen wissen, wie wir diesen Zauber brechen und den Phönix befreien können.«
    Abermals huschten Schemen durch die Spiegel, und erneut ertönte das Flüstern von allen Seiten.
    »Könnt ihr uns helfen?«, fragte Vivana, nachdem Stille eingekehrt war.
    Ja, antworteten die Bleichen Männer.
    »Dann nennt euren Preis.«
    Die Gesichter zogen sich in den Nebel zurück, und ihr Flüstern wurde so leise, dass Vivana es kaum noch verstand.
    ... Schönheit ...
    ... so lebendig ...
    ... Feuer in ihren Augen ...
    »Nun?«, fragte

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