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Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Titel: Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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die Haut versengte. Sie schüttete einen Eimer Wasser in die Flammen. Noch mehr Dampf. Sie wedelte mit der Hand, rang um Atem und widerstand dem Impuls, sich die Maske vom Gesicht zu reißen. Es wäre ihr Tod gewesen. Die heiße Luft war gesättigt mit Substanzen, die ihr augenblicklich Haut und Lunge verätzt hätten.
    Langsam kühlte die Apparatur ab. Die brodelnden Flüssigkeiten in den Röhren und Schläuchen kamen zur Ruhe. Als sich die Schwaden lichteten, trat sie an den Tisch. An den Glaskolben war der Dampf zu feinen Tröpfchen kondensiert.
    Sie wagte kaum, die Gerätschaften zu berühren. Dies war ihr letzter Versuch. Der kleinste Fehler, und alles war umsonst gewesen.
    Sie entstammte einer alten Familie von Alchymisten. Ihre Vorfahren hatten jahrhundertelang die hermetischen Künste studiert, sie verfeinert und zur Meisterschaft gebracht. Sie hatten ihr einen gewaltigen Schatz des Wissens hinterlassen. Niemand war so sehr in die Geheimnisse des Lebens, in die verborgenen Kräfte des Universums eingeweiht wie sie.
    Aber wusste sie genug?
    Vorsichtig entfernte sie die Schrauben einer Halterung und löste einen bauchigen Kolben aus der Apparatur. Sie hielt den Atem an, während sie das beschlagene Glas abwischte.
    Auf dem Boden des Kolbens hatte sich grünes Pulver abgelagert. Tornes Messer war in seine kristallinen Bestandteile zerfallen.
    Der erste Teil des Experiments war gelungen. Aber der zweite war weitaus wichtiger — und schwieriger.
    Das Messer hatte etwas magische Essenz in sich aufgenommen und in den Kristallen gespeichert. Eine winzige Menge nur, höchstens zwei kleine Tropfen. Die Gefahr war groß, dass es während der Extraktion verkocht war.
    Sie hielt den Kolben schräg. Ein rostroter Tropfen rann an der Innenwand des Glases entlang.
    Beinahe hätte sie vor Triumph aufgeschrien. Sie mahnte sich zur Geduld. Sie hatte es noch nicht geschafft.
    Behutsam brachte sie den Glaskolben zum Ende des Tisches, wo ein Bleibecher bereitstand. Das Elixier, das er enthielt, war klar wie Wasser. Sie neigte den Kolben, sodass die Essenz den Hals hinabrann und in den Becher fiel.
    Abermals hielt sie den Atem an. Nichts geschah. Keine unerwünschten Wechselwirkungen. Das magische Destillat vermengte sich einfach mit dem Elixier und löste sich darin auf.
    Es war die Essenz eines Alben und eines Traumwanderers. Zusammen mit dem Elixier besaß sie unvorstellbare Macht.
    Sie ergriff den Becher und verließ das Labor mit seinen giftigen Dämpfen, eilte in die Glastunnel, wo die Luft sauber war. Dort riss sie sich die Maske vom Kopf, setzte den Becher an die Lippen und trank.
    Wie Feuer rann das Elixier ihre Kehle hinab. Sie spürte seine Kraft, spürte sie mit jeder Faser ihres Körpers.
    Endlich!
    Fieberschauer durchliefen ihren Leib. Sie musste sich hinlegen, musste schlafen. Die Traumlanden warteten auf sie.
    Den Gang entlang, zur Treppe. Während sie schwach die Stufen hinaufstieg, hörte sie ein fernes Grollen.
    Der Boden zitterte. Tief unter den Höhlen barst knirschend das Felsgestein.
    Die Erde begann zu beben.

20

Schrecken aus der Tiefe
    M it einer Kerze in der Hand schlenderte Jackon den Tunnel entlang. Das Warten auf Liam und die anderen machte ihn so nervös, dass er es nicht mehr ausgehalten hatte, untätig in ihrem Versteck herumzusitzen. Also hatte er beschlossen, sich ein wenig die Füße zu vertreten und die Kanäle in der Umgebung zu erkunden. Das erinnerte ihn an alte Zeiten und brachte ihn vielleicht auf andere Gedanken.
    Die Bleichen Männer ... Er kannte die Legende nicht, von der alle die ganze Zeit redeten, und er war froh darüber. Die Sache war für seinen Geschmack zu unheimlich. Er hoffte nur, dass Liam und die anderen heil zurückkamen.
    Er ging Richtung Hauptsammler. Vom Tunnel zweigten einige schmale Seitengänge ab, von denen er nicht genau wusste, wohin sie führten. Er wollte sie sich genauer anschauen, für den Fall, dass sie einmal einen Fluchtweg brauchten.
    Plötzlich war Jackon, als hätte er ein Blitzen in der Dunkelheit gesehen. Er schirmte die Kerze mit der Hand ab und schaute genauer hin.
    Da! Im Hauptsammler bewegte sich Licht. Wahrscheinlich eine Gaslampe.
    Vor Furcht zog sich sein Magen zusammen. Sollte er zurückgehen und die anderen warnen? Nein, er musste sich das aus der Nähe ansehen. Vielleicht handelte es sich nur um wagemutige Schlammtaucher.
    Er blies die Kerze aus und hoffte, dass er es nicht verlernt hatte, sich zur Not auch im Dunkeln zurechtzufinden.

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