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Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
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Obduktion stand dort zu lesen. Sie legte ihre Hand auf die Klinke und drückte sie vorsichtig hinunter. Die Tür ließ sich nur einen Spalt weit öffnen. Naomi begann, daran zu rütteln, aber etwas hinter der Tür schien den Zugang zu versperren.
    Sie ging mit ihrem Mund ganz nahe an den Spalt heran und flüsterte leise in den Raum hinein: »Mama?« Sie lauschte, aber niemand antwortete. Dann wiederholte sie das Wort erneut, dieses Mal etwas lauter.
    Es dauerte einen Moment, bis jemand zaghaft erwiderte: »Naomi?«
    Obwohl die Stimme zittrig und schwach klang, wusste Naomi sofort, dass es die ihrer Mutter war. »Mama!!«, rief sie ein weiteres Mal, diesmal mit lauter Stimme.
    Jimmy und Rafael kamen herbeigelaufen.
    Sie hörten, wie hinter der Tür etwas über den Fliesenboden gezogen wurde, dann sahen sie, wie sich die Klinke langsam nach unten bewegte und die Tür aufging. Der Obduktionssaal lag im Dunkeln, sodass sie von Simones Gesicht nicht viel erkennen konnten, denn das Licht fiel nur schwach vom Flur in den Raum hinein. Naomi trat einen Schritt nach vorne und wollte ihrer Mutter schon um den Hals fallen und sie an sich drücken, doch Simones Worte hielten sie zurück.
    »Es ist besser, du kommst nicht näher, Naomi!«
    Naomi verstand nicht. »Was hast du denn, Mama?«
    Simone begann plötzlich, schrecklich zu husten.
    Naomis übergroße Freude schlug augenblicklich in Panik um. »Was ist mit dir?«
    Einen Augenblick später sah sie, was mit ihrer Mutter los war, als die den Raum verließ und ins Licht trat.
    Simones Gesicht war kreidebleich, und auf ihren Lippen und dem Kinn klebte geronnenes Blut, das sie offenbar ausgehustet hatte. Jimmy und Rafael dachten sofort das Gleiche und wichen instinktiv einen Schritt zurück, obwohl sie Schutzanzüge trugen.
    Naomi stand unter Schock, und ihr Herz fing an, wie wild zu rasen. Ihr wurde übel vor Schreck, und sie hatte das Gefühl, dass ihr gleich die Beine wegsacken würden. Rafael sprang herbei, hielt sie fest und stützte sie. Naomi hörte noch, wie Jimmy ihrer Mutter zurief: »Sie bleiben da stehen, wo Sie sind!« Sie sah auch noch die Verzweiflung in den Augen ihrer Mutter. Mama wollte ihr helfen, konnte es aber nicht mehr. Und sie sah zu, wie die Mutter langsam in den Raum zurücktrat und ihr Gesicht wieder von der Dunkelheit verschluckt wurde.
    In dem Augenblick wurde alles um Naomi herum schwarz.

54
    Zunächst nahm sie das Knarzen und Rauschen des Funkgeräts nur unterbewusst wahr, dann wurde es immer lauter und lauter, bis sie schließlich davon aufwachte. Als Naomi die Augen aufschlug, blickte sie in das Gesicht von Rafael. Vor dem hellen, künstlichen Licht, das von der Decke strahlte, sah er beinahe aus wie ein Engel – wenn er nur nicht diesen Schutzanzug getragen hätte. Er strich sanft über ihren Kopfhelm und lächelte.
    Wo war sie? Sie schaute an sich herab und sah die graue Decke, unter der sie lag. Ihre Hände ruhten auf dem beigefarbenen, kalten Kunstleder einer Liege. Sie blickte sich um und betrachtete den weiß gestrichenen Untersuchungsraum.
    Rechts von ihr standen medizinische Gerätschaften, weiter unten, auf der Höhe ihrer Füße, ein Instrumententisch und an der Wand ein Arzneimittelschrank. In einer Ecke des Raumes stand Jimmy vor einem Waschbecken, das Funkgerät in der Hand. Allmählich kam die Erinnerung wieder. Ihre Mutter … die Ohnmacht! Als sie ihren Oberkörper aufrichtete, bohrte sich ein tiefer Schmerz in ihre Schläfen, und sie wollte sich unwillkürlich an den Kopf greifen, was wegen des Helms jedoch nicht ging.
    »Ruh dich noch ein wenig aus«, mahnte Rafael und versuchte, sie sanft an der Schulter zurück auf die Liege zu drücken, wogegen sich Naomi aber wehrte.
    »Wo ist Mama?«, fragte sie ihn und setzte sich auf. Sie blickte hinüber zu Jimmy, der »Ich verstehe« in das Funkgerät sagte, die Sprechtaste losließ und dann seine Hand sinken ließ. Er drehte sich zu den beiden um.
    »Schön, dich wieder unter den Lebenden zu sehen«, sagte er zu Naomi. Sein Grinsen wirkte bemüht.
    »Hast du eben mit König gesprochen? Hast du ihm gesagt, dass wir Mama gefunden haben und er uns abholen kann?« Naomis Stimme klang noch etwas benommen, aber man merkte, dass ihre Lebensgeister allmählich wieder zurückkehrten.
    »Ja, das hab ich. Aber es gibt ein Problem.«
    »Was für ein Problem?«
    »Deine Mutter kann nicht mit uns kommen.«
    »Was?« Naomis Gesicht nahm einen wütenden Ausdruck an. Sie sprang von der Liege und

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