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Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
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schritt auf ihn zu.
    »Kein Infizierter darf den Campus verlassen. Sie muss hierbleiben.«
    »Gib mir das Funkgerät!«, forderte sie und riss es Jimmy aus der Hand. Dann drückte sie die Sprechtaste. »Hallo, Herr König, hallo!? Naomi hier!«, rief sie aufgeregt hinein. Zunächst hörte sie nichts, nur ein Rauschen, dann meldete sich König.
    »Hallo, Naomi.« Er klang sehr ernst.
    »Herr König, wir haben meine Mutter gefunden. Sie lebt!«
    »Ich weiß. Jimmy hat es mir bereits gesagt.«
    »Wann holen Sie uns ab?«
    »Naomi. Jetzt hör mir genau zu …« Er machte eine kurze Pause. Man konnte hören, dass er einmal ausatmete, bevor er weitersprach. »Wir können deine Mutter nicht rausfliegen. Sie hat sich infiziert.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass es das Virus ist und nicht etwas anderes … eine einfache Grippe oder Erkältung?« Sie klang verzweifelt.
    »Das wissen wir nicht, ja … Aber wir können kein Risiko eingehen. Wenn es das Virus ist, ist sie hochinfektiös.«
    »Aber Sie können doch ein Ärzteteam vorbeischicken, die herausfinden, ob es das ist …« Ihre Stimme überschlug sich förmlich.
    König schwieg eine Weile, bis er ihr schließlich antwortete: »Es tut mir leid, Naomi, aber ich kann für deine Mutter nichts mehr tun.«
    Naomi ließ das Funkgerät in ihrer Hand sinken. Sie spürte in dem Moment die gleiche Ohnmacht und innere Leere wie damals, als ihre Mutter ihr mitgeteilt hatte, dass ihr Vater tot war.
    Jimmy nahm ihr das Funkgerät vorsichtig aus der Hand und fragte: »Wann sind Sie da?«
    »In einer halben Stunde«, antwortete König. »Am Hubschrauberlandeplatz.«
    »In Ordnung.« Jimmy steckte das Funkgerät ein.
    Naomi stand einen Augenblick einfach nur da, bevor sie sich aus ihrer Starre löste und erklärte: »Ich werde nicht ohne meine Mutter von hier fortgehen.«
    »Dann wirst du hier mit ihr sterben«, sagte Jimmy und ging zur Tür. »Lasst uns von hier verschwinden.«
    »Ich bleibe!«, erwiderte Naomi.
    Jimmy drehte sich im Türrahmen noch einmal um. »Wie du meinst.« Dann blickte er zu Rafael. »Und was ist mit dir, Junge?«
    Ohne zu zögern, antwortete Rafael: »Ich bleibe bei Naomi.«
    »Na gut, wenn ihr beide hier unbedingt draufgehen wollt, bitte schön!«, sagte Jimmy und ging hinaus.
    Naomi zog langsam die Tür auf, tastete sich die Wand entlang und drückte den Lichtschalter. Sofort gingen über drei Seziertischen grelle Deckenleuchten an. Im hinteren Teil des Obduktionssaals flackerte ein Monitor. Daneben befanden sich ein Waschtisch und ein Regal, in dem große Plastikkanister mit Desinfektionsmittel standen. Am mittleren der drei Seziertische saß ihre Mutter zusammengekauert auf dem Fliesenboden; ihr Gesicht lag auf den Knien.
    »Mama!«, rief Naomi.
    Simone schaute auf. Naomi sah, dass ihre Mutter geweint hatte. Ihre Augen waren ganz wässrig.
    »Naomi!« Sie wollte aufstehen, doch dann blieb sie sitzen. »Es ist besser, du kommst nicht näher«, sagte sie und starrte traurig vor sich auf den Boden.
    »Mir kann nichts passieren, Mama. Ich hab doch den Schutzanzug an«, erwiderte Naomi, ging zu ihrer Mutter und beugte sich zu ihr hinunter.
    Simone blickte durch das Plastikvisier des Helms in das Gesicht ihrer Tochter. Dann begann sie zu weinen.
    »Ich bin so froh, dich zu sehen!« Sie stand auf und drückte Naomi ganz fest an sich, als würde sie sie nie mehr wieder loslassen wollen.
    Obwohl der Schutzanzug keine echte körperliche Nähe zuließ und Naomi ihn am liebsten abgelegt hätte, verharrten die beiden eine ganze Weile lang eng umklammert. Sie lösten sich erst wieder aus ihrer Umarmung, als sie bemerkten, wie Rafael in den Raum trat.
    Simone fing plötzlich laut zu husten an und spuckte Blut. Mit einem Taschentuch, das sie aus ihrer Hosentasche zog, wollte sie sich das Blut von ihren Lippen wischen, doch Naomi nahm ihr das Tuch ab und begann, ihr zärtlich die Lippen und das Kinn abzutupfen.
    »Wir müssen dich zu einem Arzt bringen, Mama!«, sagte Naomi leise und doch voller Sorge.
    »Sie sind alle tot«, erwiderte ihre Mutter.
    »Es muss in dieser verdammten Klinik doch noch irgendeinen Arzt geben, der lebt!«
    »Selbst wenn du einen findest, kann er mir nicht mehr helfen, Schatz«, antwortete Simone und senkte den Kopf.
    »Sag so etwas bitte nicht!« Naomi klang ein wenig wütend, sie wollte die Wahrheit einfach nicht hören.
    »Es ist besser, ihr geht jetzt.«
    »Nein, wir werden nicht ohne dich gehen!«, rief Naomi. »Nicht wahr!?« Sie suchte Rafaels

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