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Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
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genau das, was das Kind da draußen braucht: ein Terrier, der sie beschützt. »Ich werde der Göre helfen, ihre Mutter zu finden«, versprach Jimmy zähneknirschend.
    »Sehr schön«, sagte König und setzte ein Gewinnerlächeln auf. »Ich nehme den Koffer eine Weile an mich, damit Sie ihn da draußen nicht verlieren. Sie erhalten ihn zurück, wenn Sie wiederkommen.«
    Jimmy hatte noch größere Mühe, sich zu beherrschen und ihm in diesem Moment nicht an die Gurgel zu springen. Aber ihm war auch klar, dass König die besseren Karten hatte.
    »Ich werde einen Hubschrauber organisieren, der euch zum Campus bringt.« Es war jetzt schon das zweite Mal, dass König eigenmächtig handelte. Er musste sich etwas einfallen lassen, damit die ganze Aktion ohne großes Aufsehen ablief. Dafür mussten einige Leute eingeweiht werden, von denen er annehmen konnte, dass sie vertrauenswürdig waren und schweigen konnten. Er hob kurz die Hand zum Abschied und verließ das Zelt.

53
    Über der Zone stiegen pechschwarze Rauchsäulen in den wolkenverhangenen Himmel. Niemand wusste, wodurch die permanent lodernden Feuer entstanden. Waren es Müllhaufen oder ganze Häuser, die dort brannten? Je nach Wetterlage wehte der Rauch über die Absperrung in andere Stadtteile Berlins, und dann stank es dort bestialisch. Die mikroskopisch kleinen Feinstoffpartikel, die der Rauch mit sich brachte, setzten sich überall ab; man konnte sie sogar auf der Zunge schmecken.
    Naomi saß neben Rafael und schaute aus dem Helikopter auf die Stadt hinunter. In ihren weißen Schutzanzügen sahen sie ein wenig wie Astronauten aus. Naomi wirkte ruhig, obwohl sie innerlich sehr angespannt war. Würden sie ihre Mutter finden – und falls nicht, was dann?
    Stefan König, der neben dem Piloten saß, drehte sich zu ihnen um. Naomi spürte seinen Blick auf ihr ruhen. So wie er seine Stirn runzelte und die Augen zu Schlitzen verengte, konnte man meinen, er grübelte immer noch darüber nach, ob seine Entscheidung richtig war, sie auf eigene Faust nach ihrer Mutter suchen zu lassen. Was wohl auch der Fall ist – hoffentlich sind wir schnell da, bevor er es sich anders überlegt , ging es Naomi durch den Kopf.
    »Noch können wir umdrehen«, sagte er unvermittelt. »Bist du dir ganz sicher, dass du das tun willst?«
    »Ja«, antwortete Naomi knapp und versuchte, seinem Blick standzuhalten. Es gelang ihr.
    König drehte sich wieder nach vorne und sagte etwas über Headset zu dem Piloten, was Naomi aber wegen des Geräuschpegels in der Maschine nicht verstand. Sie blickte zu Jimmy, der am anderen Ende des Rücksitzes saß und hinunter auf den Campus schaute, dem sie sich näherten. Konnte sie ihm vertrauen? Wie gut, dass König den Koffer mit den Drogen an sich genommen hatte, sodass Jimmy zur Kooperation gezwungen war.
    Aus der Luft sah man gut den mit Stacheldraht bestückten Sicherheitszaun, der um das gesamte Klinikgelände herum hochgezogen worden war. Die Maschine landete auf dem Hubschrauberlandeplatz vor der Chirurgischen Rettungsstelle. König stieß die Tür des Helikopters auf, und Jimmy und Rafael verließen zuerst die Maschine. In der Luke hielt König Naomi kurz an der Schulter zurück und mahnte: »Pass auf dich auf! Ja?«, ehe auch sie aus dem Hubschrauber sprang und den beiden anderen zum Rande des Hubschrauberlandeplatzes folgte. Bevor der Helikopter wieder hoch in den Himmel stieg und davonflog, drehte Naomi sich noch einmal um. Sie sah den besorgten Blick von König, der zum Abschied kurz winkte.
    Dann liefen sie über den Campus in Richtung Seuchenstation. Auf ihrem Weg dorthin stießen sie auf unzählige Leichen, die man einfach auf der Erde liegen gelassen hatte. In den vergangenen Stunden war es deutlich wärmer geworden, sodass es nicht mehr geschneit hatte, sondern Regen gefallen war, der die Gesichter der Toten vom Schnee frei gewaschen hatte. Naomi musste ihre Augen immer wieder abwenden, so sehr jagte ihr der Anblick der grausam verzerrten Mienen einen Schauer über den Rücken. Es waren hauptsächlich Patienten der Klinik, wie an den Bademänteln, die sie trugen, zu erkennen war. Auch Pflegepersonal befand sich darunter. Ihre weiße Arbeitsbekleidung war völlig dreckig, nass vom Regen und teilweise blutverschmiert. Bei vielen war an Armen und Beinen eine marmorierte, fahle Haut zu erkennen, die typisch für Tote war. Bei einigen hatte der Verwesungsprozess bereits eingesetzt, und ein ekelhafter süßlicher Duft hing in der Luft.
    Vor der

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