Pandaemonium - Die Letzte Gefahr
Museum für Völkerkunde«, merkte Rafael an, der wie die anderen mit einer Mischung aus Furcht und Erstaunen die Sammlung ethnologischer Kleinodien betrachtete.
Der gesamte Raum war dekoriert mit Gegenständen, die stilistisch aufeinander abgestimmt waren. In einer der Ecken befand sich eine Kommode, auf der eine mit Tierhaut bespannte Trommel lag, die aufwendig gearbeitete Griffe aus Holz besaß. In einer anderen Ecke des Raumes standen archaische und abstrakte Figuren und Skulpturen, die mythische Mischformen aus Menschen und Tieren darstellten.
»Wer auch immer diesen Schrott gekauft hat, scheint weit gereist zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das alles bei eBay bestellt hat«, merkte Jimmy sarkastisch an.
Naomi nahm von einem Board eine Schatulle aus rot lackiertem Tropenholz und öffnete sie. Darin lagen auf tiefschwarzem Velourleder Amulette aus Stein, Ton, Knochen und Silber, in die magische Symbole und Zeichen eingraviert waren.
»Ein Phurbu!«, rief Witter, der ein etwa fünfundzwanzig Zentimeter langes Tierhorn in seinen Händen hielt, das er von der Halterung an der Wand entnommen hatte. Es war voller Patina und erweckte den Eindruck, aus dem Dunkel einer weit zurückliegenden Vergangenheit emporgestiegen zu sein. »Damit wehrten sich Schamanen gegen böse Dämonen, während sie durch die Unterwelt reisten.«
»Woher wissen Sie das?«, fragte ihn Gabriela, der die unheimliche Aura der mythologischen Objekte einen Schauer nach dem anderen durch den Körper jagte.
»Ich habe das schon einmal bei einer Ausstellung über Nepal gesehen, die meine verstorbene Frau und ich besuchten.«
König ließ seine Augen über die Rücken von Büchern wandern, die in einem Regal aus schwerer Eiche standen, das eine der Wände vollständig ausfüllte. Still las er die Buchtitel: Lexikon der Götter und Dämonen, L’univers fantastique des mythes, Übertragungsmagie, Dämonenbeschwörung, Babylonian and Assyrian Religion, Menschenopfer bei den Maya , Okkulte Zahlentheorie des Aleister Crowley …
Naomi ging ebenfalls zu dem riesigen Regal und überflog die Buchrücken. Plötzlich fiel ihr ein dünnes Manuskript auf. Sie zog es heraus und schaute auf den Titel: Endzeitbotschaften – Die Dämonen Babylons . Der Text war auf einer alten Schreibmaschine getippt und mit dem Datum 1983 und dem Namen des Verfassers versehen worden – Wolf Bartosch . Die Blätter waren schon etwas verblichen und wurden nur von einer Schnur zusammengehalten. Auf der ersten Seite fand sie zwei Widmungen.
Für Hanne. Die in Gottes Schoß ruht.
Für meinen geliebten Sohn Alrik . Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
Sie blätterte vorsichtig weiter. Auf der zweiten Seite stand ein Bibelvers.
Offenbarung 18, 4–5: Gehet aus von ihr, mein Volk, dass ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden, auf dass ihr nicht empfanget etwas von ihren Plagen! Denn ihre Sünden reichen bis in den Himmel, und Gott denkt an ihren Frevel.
Sie las weitere Stellen im Manuskript. Es war offensichtlich, dass es sich dabei um die Streitschrift eines religiösen Eiferers handelte. Darin hieß es beispielsweise:
… Schaut euch nur die Welt an! Armut, Krieg, Gewalt, Lügen, Verschmutzung, Manipulationen. Es ist der Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen. Gott half mir, den falschen Pfad zu verlassen und den einzig richtigen Weg zu wählen, den Weg unseres Herrn Jesus Christus, den Weg der Erlösung …
… die Politik, die Medien, die katholische Kirche – sie alle werden von Geheimgesellschaften gesteuert, deren Lehren auf das babylonische Weltreich zurückgehen. Und diese Persönlichkeiten sind besessen von Dämonen …
Naomi überflog ein Kapitel über okkulte Indoktrinierung durch Musik, Filme, Bücher und Mode, hinter der laut dem Verfasser in Wahrheit eine Manipulation des Bewusstseins durch das Böse steckte, und blieb an einer Stelle über einen gewissen Aleister Crowley hängen. Der Autor bezeichnete ihn als einen der teuflischsten Männer, die den Erdball jemals betreten hatten, und geißelte ihn als den Begründer des modernen Satanismus.
»Hört euch das bitte einmal an«, sagte Naomi, nachdem sie sich eine Weile in die wirren Argumentationsgänge von Bartosch vertieft hatte. Sie las einen für sich sprechenden Abschnitt des Manuskripts laut vor:
Der Schwarzmagier Aleister Crowley, der sich selbst als das Biest 666 bezeichnete, entwickelte von Januar bis März 1918 das sogenannte »Amalantrah Working«, eine Reihe
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