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Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
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gebracht hatte. In seinem Kopf hallten ihre Worte wider: Das ist meine Tochter Naomi. Bitte versprechen Sie mir, dass Sie sich um sie kümmern werden, falls Sie sie sehen sollten – und sorgen Sie dafür, dass ihr nichts Schlimmes geschieht!
    » Fliegen Sie direkt über das Tor!«, forderte König den Piloten auf.
    Der Pilot schaute ihn kurz fragend an, befolgte dann aber die Anweisung. Als der Helikopter wenige Meter über der Quadriga in der Luft stehen blieb, schnallte König den Sicherheitsgurt ab und öffnete die Tür der Maschine. Der kalte Wind heulte, und Schneeflocken wurden ins Innere des Cockpits geweht. König griff nach der am Helikopter befestigten Strickleiter und warf sie nach unten. Naomi und die anderen schauten zu ihm herauf.
    Der Pilot riss den Kopf zu ihm herum und rief ihm laut etwas zu, was König wegen der Wind- und Rotorengeräusche nur abgehackt verstand: »Was machen Sie da? Wir … Anweisung … keine Personen aus der Zone … nicht evakuieren!«
    »Scheißen Sie auf die Anweisung, und halten Sie die Maschine in Position!«, schrie König zurück.
    Gebannt blickte er auf die Leiter, die wegen des starken Windes gefährlich hin und her schwankte. Das Rattern der Maschinengewehre, das von unten heraufdrang, war nun so laut geworden, dass es sogar das Geräusch der Rotoren übertönte.
    Rafael gelang es, die Strickleiter zu ergreifen, und hielt sie eisern fest. Dann kletterte einer nach dem anderen daran hinauf. Witter wäre dabei fast abgestürzt, doch irgendwie schaffte er es doch hinauf. Naomi hingegen hielt mitten auf der Leiter ganz bewusst ein letztes Mal inne und schaute hinunter auf das Schlachtfeld vor dem Stacheldrahtzaun, wo unzählige verwundete und erschossene Infizierte im blutgetränkten Schnee lagen. Dann stieg sie das letzte Stück hoch und ergriff Königs Hand, der sie in den Helikopter zog.
    »Ich kenne Sie!«, rief Naomi, nachdem sie ihn kurz gemustert hatte. Ihr war eingefallen, dass sie ihn vor dem Plattenbau mit ihrem Fernrohr beobachtet hatte.
    »Wir haben auch schon am Telefon miteinander gesprochen. Ich bin Stefan König.« Er hielt Naomi das Bild entgegen, das ihm ihre Mutter gegeben hatte. »Ich habe deiner Mutter damals versprochen, dass ich mich um dich kümmern werde.«
    »Wo ist meine Mutter, und wie geht es ihr?«, fragte Naomi aufgeregt und sah ihn erwartungsvoll an. Das erste Mal seit Tagen eine hoffnungsvolle Nachricht!
    »Sie wurde zu einer Untersuchung in die Seuchenstation des Virchow-Klinikums gebracht.«
    »Ist sie dort noch?« Ihr rutschte das Herz nach unten, als sie in Königs Gesichtsausdruck las, dass eine schlechte Nachricht folgen würde.
    »Der gesamte Klinik-Campus wurde abgeriegelt, nachdem die Situation dort außer Kontrolle geraten war. Ich weiß leider nicht, was mit deiner Mutter passiert ist.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie sie einfach dort zurückgelassen haben?« Naomis Stimme klang schrill.
    »Die Ereignisse haben uns alle überrollt. Innerhalb kürzester Zeit waren alle auf dem Campus infiziert.« Naomi schaute König fassungslos an. Sie hatte noch weitere Fragen, wurde aber von Jimmy unterbrochen,
    der als Letzter in den Helikopter geklettert war und nun fragte: »Wo bringen Sie uns hin?«
    »In eines der Aufnahmezentren«, antwortete König und schloss die Tür. Dann befahl er dem Piloten:
    »Fliegen Sie uns zum Olympiapark!«

50
    Es war einer jener Tage, an denen die Nacht dem Morgen nicht weichen wollte. Aus dem Schwarz war lediglich ein dunkles Grau geworden, das erahnen ließ, dass ein neuer Tag begonnen hatte. Als der Huschrauber durch die dicke schwarze Wolkendecke brach, sah Naomi zuerst das hell erleuchtete Dach des Olympiastadions wie einen Feuerring leicht in der Luft schweben. Davor stand eine riesige Zeltstadt aus gleich großen weißen Zelten, die in Reih und Glied aufgestellt und rasterförmig angeordnet waren. Wie auf dem Reißbrett oder bei einem dieser römischen Feldlager, die sie von der Comicserie Asterix her kannte.
    »Das ist eines von mehreren Aufnahmezentren für die Flüchtlinge aus Mitte«, erklärte König. Er drehte sich zu Naomi um, die neben den anderen auf dem Rücksitz des Helikopters saß. »Ihr bekommt dort eine Unterkunft, Essen und die nötige medizinische Versorgung.«
    »Wie lange müssen die Menschen dortbleiben?«, erkundigte sich Naomi.
    Stefan König zuckte mit den Schultern. »Bis man die Krankheit im Griff hat und sich die Lage in Mitte wieder normalisiert.«
    »Die Krankheit im

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