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Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
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Griff hat …«, wiederholte Jimmy höhnisch. »An diesen Bullshit glauben Sie doch selbst nicht, oder? Warum sollte das Virus an irgendwelchen Zäunen oder Grenzen haltmachen?«
    »Es gibt doch sicherlich auch schon Menschen in anderen Stadtteilen – und nicht nur in Mitte –, die sich angesteckt haben«, vermutete Naomi.
    »Ja, einige wenige«, antwortete König.
    »Was passiert mit ihnen?«, hakte sie nach.
    »Alle diejenigen, die Symptome der Krankheit zeigen, werden in die Zone …« Es fiel ihm schwer, die furchtbare Wahrheit auszusprechen, und daher brachte er den Satz nicht zu Ende.
    »… werden in die Zone zum Sterben abgeschoben«, vollendete Jimmy für ihn. »Das wollten Sie doch sagen! Nicht wahr?«
    König schwieg, nickte nur zögerlich und wich den vorwurfsvollen Blicken der anderen aus. Abrupt drehte er seinen Kopf wieder nach vorne.
    Der Hubschrauber setzte auf. König stieg als Erster aus, duckte sich wegen der sich drehenden Rotoren und eilte vom Helikopter fort. Er gab den anderen ein Handzeichen, ihm zu folgen.
    Naomi fielen die zahlreichen Fahrzeuge der Polizei und der anderen Einsatzkräfte auf, die auf dem Parkplatz vor dem Olympiastadion standen – und auch die unzähligen Helfer, die davor umhereilten oder gerade die Sportstätte verließen. Aus einem der Lkws luden Männer Decken und schwere Kisten, aus einem der anderen Lebensmittelpaletten. Es herrschte eine ähnliche Hektik wie damals vor ihrer Plattenbausiedlung. Nur dass hier noch viel mehr Leute im Einsatz waren.
    Sie folgten König zu einem provisorischen Lazarett, das am Eingang der Zeltstadt errichtet worden war. Nachdem König sich von ihnen verabschiedet hatte, weil er zu seiner Mannschaft ans Brandenburger Tor zurückkehren musste, untersuchte ein Ärzteteam eingehend Naomi und ihre Begleiter. Die Mediziner stellten fest, dass sie alle – außer Witter – in einem recht guten gesundheitlichen Zustand waren.
    Danach wurden sie zu einem anderen größeren Zelt ganz in der Nähe geführt, wo sie sich nebeneinander auf weiße Plastikstühle vor einem langen Tisch setzen mussten, hinter dem Verwaltungsbeamte, die man extra dafür abgestellt hatte, ihre persönlichen Daten in Computer eintippten. Naomi entging nicht, dass Jimmy dabei falsche Angaben machte. Dann erhielt jeder von ihnen einen Zettel mit Informationen und Verhaltensregeln, die sie während ihres Aufenthalts in der Zeltstadt zu befolgen hatten. Anschließend wurden ihnen Chip-Karten mit ihren Daten ausgehändigt, die sie als Flüchtlinge der Zeltstadt auswiesen, bevor man ihnen ihre Unterkunft zeigte. Männer und Frauen wurden in getrennten Zelten einquartiert, eine Ausnahme gab es nur bei Familien. Das galt sogar für Paare. Da Naomi in einem anderen Teil der Zeltstadt untergebracht wurde, musste sie sich fürs Erste von ihren Freunden verabschieden. Sie vereinbarten jedoch, sich im Essenszelt zu treffen, wo sie gemeinsam ihr Frühstück zu sich nehmen wollten.
    Während Rafael seinen Schlafsack ausrollte und ihn neben den von Jimmy und Paul legte, ließ sich Witter auf einem Feldbett nieder. Er war der Einzige, dem aufgrund seines Alters und seines gesundheitlichen Zustands ein Bett zugeteilt worden war.
    Angesichts der kaum zu bewältigenden Zahl an Flüchtlingen war die Lage in den Aufnahmezentren bis aufs Äußerste angespannt: Die Unterkünfte waren größtenteils überfüllt und kalt, es fehlte an den nötigen Heizlüftern und ausreichend vielen Betten, und es hatte lange Zeit gedauert, bis man wenigstens Schlafsäcke, Kissen und Decken für die Notleidenden zur Verfügung stellen konnte. Besonders Kinder und alte Menschen litten unter den teilweise unwürdigen Bedingungen, obwohl die Einsatzkräfte und die Hilfsorganisationen mit ihren Mitarbeitern in der kurzen Zeit, in der die Zeltstadt errichtet worden war, ihr Bestes gegeben hatten.
    Jimmy schob seinen Koffer unter den Schlafsack, zog sein Handy hervor und versuchte mehrmals, seinen Boss anzurufen, um ihm mitzuteilen, dass der Stoff in Sicherheit war. Er kam aber nicht durch. Stattdessen hörte er nur ein Tuten. Er schloss daraus, dass die Mobilfunknetze in Berlin hoffnungslos überlastet waren. Entnervt hörte er auf, es weiter zu versuchen.
    Vielleicht war sein Boss ja auch schon tot, dachte er. Seine Villa stand zwar in Grunewald, aber er hatte jeden Tag eine andere Frau gevögelt, meistens irgendwelche Schicksen, die in Mitte wohnten. Es wäre momentan wahrscheinlich auch sinnlos, seine Kundschaft in

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