Pandaglueck
spä ter stehen wir in der Abfertigungshalle des Berliner Flughafens Tegel. Eine unterschwellige Panik befällt mich, denn er kann mich praktisch auf jedes Fleckchen Erde der Welt entführen. Als Alex meinte, dass er mir einen besonderen Ort zeigen will, bin ich davon ausgegangen, dass wir dahin fahren werden. Das Wort fliegen ist in diesem Zusammenhang kein einziges Mal gefallen.
Ich warte mit unseren gepackten Taschen mitten in der groß en Flughafenhalle und lasse die ganzen neuen Eindrücke auf mich einprasseln. Ich wusste gar nicht, dass nach 19.00 Uhr Flugzeuge überhaupt fliegen. Zumindest werde ich meinen Horizont erweitern. Alex fliegt ständig irgendwohin. Also ist es eine gute Erfahrung, wenn ich endlich ein Flugzeug besteige.
Ich beobachte Alex beim Telefonieren. Sobald wir den Flughafen betraten, klingelte sein Handy. Ich hoffe, dass an dem Ort, an dem wir in wenigen Stunden sein werden, reichlich Wasser vorhanden ist, damit ich sein Handy im Meer versenken kann. Auf die ständigen Arbeitsanrufe bin ich alles andere als gut zu sprechen. Als er endlich aufgelegt hat, kommt er mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck zu mir zurück. Bevor er etwas sagt, ergreife ich das Wort.
„ Was kostet so ein Flugticket?“ Er weiß sofort, worauf ich hinaus möchte und schweigt.
„ Alex, ich mag mein Ticket selbst bezahlen.“ Er hat offensichtlich die Diskussion bezüglich des unnötigen Geldausgebens bereits vergessen. Eine unterschwellige Wut macht sich in mir breit. Ich habe ein immenses Problem damit, wenn er sein Geld für mich ausgibt. Ich bin eine erwachsene Frau, die für sich sorgen kann.
„ Dein Ticket hat fünf Euro gekostet“, erwidert er schließlich. Ich funkle ihn an.
„ Ich bin zwar noch nie geflogen, aber selbst ich weiß, dass ein Flugticket nicht fünf Euro kostet.“
„ Deins schon.“ Er zuckt unschuldig mit den Schultern und nimmt meine Tasche. „Komm wir gehen zum Check-in.“ Ich darf ihm das nicht durchgehen lassen. Wenn ich ihm das jetzt einmal erlaube, hat er den Freischein mir die Pazifikinsel zu kaufen, sobald er reich genug ist.
Als wir an den Check-in-Schaltern ankommen, bleibe ich stehen. Er steuert geradewegs auf die Scha lter zu, die mit einem roten Teppich auf dem Boden ausgestattet sind. Dort warten nur gut verdienend aussehende Menschen. Die haben sogar Blumen auf den Schaltern stehen. Selbst die Damen dahinter sind hübscher, als die hinter denen links von meiner Position. Davor warten die Passagiere in einer langen Schlange und sehen normaler aus. Als Alex gemerkt hat, dass ich ihm nicht gefolgt bin, kommt er zurück.
„ Wir müssen hier lang“, sagt er und zeigt zu den roten Teppichen.
„ Warum können wir uns nicht hier anstellen?“, frage ich und zeige auf die Touristen links von mir. Er schweigt. Über den Rote-Teppich-Schaltern steht ‚Business-/ First-Class‘, über den Schalten der Touristenschlange ‚Economy-Class‘. Mir fällt der Groschen.
„ Also ich stelle mich hier an.“ Ohne ein weiteres Wort lasse ich Taten folgen und begebe mich hinter eine siebenköpfige Familie am Ende der Schlange. Alex gesellt sich mit einem Blick auf die Uhr zu mir. Er hat anscheinend gespürt, dass er die schwächere Position in dieser Diskussion haben wird, und versucht es dementsprechend erst gar nicht.
Als wir nach 45 Minuten endlich an einem der Schalter angekommen, legt Alex der Dame die Tickets auf den Tresen. Sie nimmt sie in die Hand und sagt direkt: „ Sie sind Business gebucht. Sie hätten sich auch dort drüben anstellen können.“ Dabei zeigt sie auf die Schalter, die mit dem roten Teppich ausgestattet sind.
„ Ja, das ist uns bewusst“, erwidert Alex und funkelt mich zum ersten Mal in meinem Leben nicht gerade amüsiert an. Die 45 Minuten Schlange stehen, scheinen ihm gar nicht gefallen zu haben. Vor allem, das Baby der siebenköpfigen Familie hat ihn fast an den Rand des Wahnsinns getrieben, da es nicht die Augen von ihm und seinem Handy lassen konnte. Wem kann ich das schon verübeln? Selbst Babys wissen, was im Leben gut ist!
Er legt unser Gepä ck nacheinander auf das Band.
„ Entschuldigen Sie …“, beginne ich. Die Frau blickt zu mir hoch. „Wäre es möglich uns auf die Economy-Class umzubuchen?“ Ich strahle sie voller Überzeugung an. Sie sieht verdutzt zwischen mir und Alex hin und her. Alex hat es längst aufgegeben, mich mit bösen Blicken anzuschauen.
„ Sie wollen auf Economy umgebucht werden?“, fragt sie
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