Pandaglueck
Allein bei dem Gedanken daran, was eben in dem See vor unserer Haustür passiert ist, kann ich wieder eine Abkühlung gebrauchen. Ich sitze auf dem Sofa und rubble mir die Haare mit einem Handtuch trocken. Die Tatsache, dass Alex noch nie Frauenbesuch in der Hütte hatte, beruhigt mich. Es gibt aber auch negative Aspekte, wie beispielsweise die Abwesenheit eines Föhns in diesem Haushalt. Alex wollte mir sofort einen kaufen fahren. Nicht, dass ich wegen meiner nassen Haare krank werde. Nachdem ich ihm erklärte, dass ich mir die Haare ausreichend trocken rubbeln kann, ließ er sich davon überzeugen mir keinen Föhn zu organisieren. Die einzige Problematik an meiner eigenen Haar-Trocknen-Methode sind meine Locken. Viele Locken werfen meine Haare nicht. Das ist genau das Problem. Nichts Halbes und nichts Ganzes.
Wä hrend ich sie mit dem Handtuch bearbeite, läuft Alex am Ufer auf und ab und telefoniert wegen seiner Arbeit. Meine obligatorische Verpflichtung gegenüber F+F ist seit gestern praktisch verflogen. Jetzt kann ich mir nicht mehr sagen, dass sein Unternehmen mir meine Pandas rettet. Seine Arbeit könnte uns einfach 48 Stunden in Ruhe lassen, aber das ist offenbar nicht möglich. Auch wenn es ihn mindestens genauso nervt wie mich, liebt er seine Firma.
Ich muss mich nach wie vor daran gewö hnen, dass er ein Multi-Millionen-Euro Unternehmen praktisch besitzt . Es ist mir bewusst, dass er nie im Leben 24 Stunden am Stück nicht erreichbar sein kann. Irgendwann werde ich mich damit arrangiert haben. Das hoffe ich zumindest. Er schenkt mir immerhin jede freie Minute, die er hat und das mit vollster Aufmerksamkeit.
Nachdem mein Haar halbwegs trocken ist, hä nge ich das nasse Handtuch über einen der Stühle und werfe einen Blick auf meinen Freund. Er ist nach wie vor mit seinem Handy beschäftigt und es sieht nicht so aus, als würde er bald aufhören. Ich gehe nach oben in das Schlafzimmer und hole mir meine Handtasche. Als ich wieder auf dem Sofa sitze, krame ich nach meinem Handy. Miriam hatte versucht, mich anzurufen. Ich will gerade ihre Nummer wählen, als Alex durch die Tür kommt. Sobald er mich mit meinem Smartphone erblickt, fragt er direkt: „Willst du jemanden anrufen?“ Ich nicke. „Hier, nimm meins.“ Er wirft mir sein Gerät zu und ich fange es auf.
„ Wieso?“, frage ich verwirrt.
„ Wenn du zum Beispiel deine Schwester anrufst, telefoniert ihr doch mindestens zwei Stunden miteinander und im Ausland kostet dich das ein Vermögen. Außerdem ist es ganz gut, falls meine Leitung für die nächsten Stunden belegt ist. Dann kann mich keiner erreichen.“ Ich muss grinsen. Er setzt sich an den Frühstückstisch und beendet sein Frühstück, während ich Miriams Nummer in sein Handy eingebe. Gerade als ich die Verbindung wählen möchte, kommt eine SMS rein. Sie blinkt mich freundlich an. Ich blicke aber alles andere als freundlich zurück. Alex hat soeben eine SMS von Katharina Woodsen bekommen. Katharina, wie in Ex-Verlobte.
Warum zum Teufel, bekommt er SMS von ihr? Ich kann nicht sehen, was sie geschriebe n hat, ohne die SMS zu öffnen. Ich möchte auch gar nicht wissen, was sie ihm geschrieben hat. Ich will wissen, warum sie ihm überhaupt schreibt! Er schaut zu mir herüber.
„ Alles in Ordnung?“, fragt er auf einmal mit ernstem Gesichtsausdruck, nachdem er meine Miene erblickt hat.
„ Du hast eine SMS bekomme“, erwidere ich so lässig wie möglich und werfe ihm sein Handy zu. Er fängt es und tippt auf dem Gerät herum, um die Nachricht zu lesen. Als er die SMS gelesen hat, dreht er sich zu mir um. Ich starre ihn anklagend an. Er scheint direkt zu begreifen, wo das Problem liegt, denn er steht auf und kommt zu mir herüber.
„ Lara“, setzt er an und nimmt meine Hand. Ich lasse ihn gewähren, ändere meinen Gesichtsausdruck aber in keinster Weise. „Katharina ist eine sehr wichtige Geschäftspartnerin von mir. Zudem ist sie eine sehr gute Freundin. Wir arbeiten viel zusammen.“ Er pausiert und fährt sich mit seiner freien Hand über das Gesicht. „Ich liebe dich und nicht sie. Die Verlobung mit ihr war reine Formsache. Du hast keinen Grund eifersüchtig oder gekränkt zu sein. Sofern es das ist, was du gerade fühlst.“ Mein Gesichtsausdruck entspannt sich ein wenig.
„ Alex, ich weiß gar nicht was ich fühlen soll, dieses … dieses … ganze ...“ Ich fuchtle mit beiden Händen in der Luft herum „Das Ganze ist für mich so neu. Ich
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