Pandaglueck
Cafés. Wohingegen die Dritte mit viel Einsatz versucht die Kinder in Schach zu halten. Ich muss zugeben, dass das bei der Meute nicht ganz einfach ist.
„ Weiß jemand, warum die Flamingos so pink sind?“, frage ich die Gruppe.
„ Sie werden pink angemalt!“, ruft ein Junge mit einem Spider-Man-T-Shirt.
„ Man bist du blöd, Mario!“, erwidert ein Mädchen mit Pippi-Langstrumpf-Zöpfen. Es hat keine zehn Minuten gedauert und ich kann die Klassenstreberin und den größten Störenfried identifizieren.
„ Sie nehmen die Farbe von ihrem Essen auf“, sagt das Mädchen und sieht stolz zu mir auf.
„ Und was genau fressen sie?“, frage ich zurück. Das Mädchen läuft leicht rot an, da sie mir das offensichtlich nicht beantworten kann. Von Mario erntet sie dafür ein hämisches Grinsen. „Sie fressen kleine rote Krebstiere, von denen sie die Farbpartikel aufnehmen. Je mehr sie von diesen Krebsen essen, desto intensiver die Farbe“, sage ich mit lauter Stimme zu der Gruppe. Die Kinder blicken alle zu den Flamingos hinüber und bestaunen die Vögel.
„ Habt ihr noch Fragen?“, erkundigt sich die Lehrerin und verschafft sich bereits einen Überblick über die Gruppe, um sie zum nächsten Gehege zu verfrachten.
„ Wann sehen wir endlich die Krokodile?“, fragt Mario ungeduldig.
„ Wenn wir vor ihnen stehen“, gibt die Lehrerin diplomatisch wieder.
„ Wer will einmal Erdmännchen sehen?“, rufe ich dazwischen, bevor die gestresste Frau weitere Kinderfragen beantworten muss. Sie lächelt mich dankbar an und die Klasse stimmt meinem Vorschlag in der Mehrheit freudig zu.
„ Dann gehen wir hier rechts lang“, sage ich und zeige in die richtige Richtung. Die Kinder laufen vor und die Lehrerin und ich folgen ihnen.
Nachdem auch endlich die Krokodile abgehakt sind, bedankt sich die Klasse hö flich bei mir und ich habe wieder meine Ruhe. Nach jeder Führung weiß ich, warum ich mit Tieren viel glücklicher bin, als mit Kindern. Der Begriff Ruhe ist jedoch ein sehr relativer. Als ich zurück in das Büro gehe, um mir einen Kaffee zu holen, störe ich anscheinend Doris und Greta beim Tratschen. Sie hören sofort auf zu reden, als ich den Raum betrete.
„ Hey“, sagt Greta und sieht mich mit großen Augen an. Ich muss sie mir nicht genauer anschauen, um zu wissen über wen und was sie geredet haben.
„ Hey“, murmle ich zurück und fülle mir eine Tasse Kaffee. Sobald sie voll ist, drehe ich mich zur Tür und versuche unauffällig zu verschwinden.
„ Du gehst wieder?“, fragt Greta erstaunt und ich sehe ihr praktisch an, dass sie mich hier behalten will, um mich die kommenden Minuten ins Kreuzverhör zu nehmen.
„ Ich habe noch viel zu tun“, antworte ich und bin bereits aus der Tür, bevor irgendwelche unbequemen Fragen in den Raum geworfen werden können. Memo an mich selbst: Die nächsten Tage meiner Kollegin und Doris aus dem Weg gehen. Dies wird zwar schwer werden, da Greta mit mir zusammen die Pandas pflegt, aber ich versuche den ganzen Morgen, Alex aus dem Kopf zu bekommen und wenn sie eine ihrer Greta-Inquisitionen beginnt, wird er erst recht nicht verschwinden. Je mehr ich mich bemühe, desto fester pflanzt sich sein Bild vor meinem inneren Auge fest. Es ist zum Verzweifeln.
Ich nehme einen Schluck Kaffee und schlendere zum Pandagehege. Arbeit wird mich vielleicht ablenken.
„Lara! Warte!“ Ich drehe mich um und sehe Joey auf mich zu laufen. Ich bleibe stehen und warte auf ihn. Er hält einen Eimer in der Hand, der einen unangenehmen Gestank verbreitet. Bei näherem Blick fallen mir die toten Fische auf. Ich schaue auf die Uhr, 14.40 Uhr. Um 15.00 Uhr beginnt die tägliche Seehundshow, die mein Kollege vom Seehundrevier moderiert.
„ Für die Seehundshow gleich?“
„ Ja, dachte wir könnten zusammen ein Stück gehen“, sagt er ein wenig schnaufend. Er hat zur Abwechslung keine unsere Zoo-Kappen auf und ich kann einen Blick auf seine blonden Stoppelhaare werfen.
„ Gerne“, erwidere ich und setze mich in Bewegung. Das Seehundbecken liegt in der Nähe von dem Pandagehege. Somit haben wir denselben Weg.
„ Und alles klar? Habe Vanessa lange nicht mehr gesehen“, frage ich ihn. Er schaut auf einmal sehr traurig drein.
„ Sie verbringt ihre Mittagspausen jetzt immer mit ihrem neuen Freund.“ Ich muss aufpassen, dass ich nicht vor Schreck stehen bleibe. Neuer Freund? Was ist denn da an mir vorbei gegangen? Ich verbringe nicht viel Zeit mit dem Zoo-Tratsch. Dies liegt
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