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Pandaglueck

Pandaglueck

Titel: Pandaglueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Berg
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warten, bis ich mich bei meinen Eltern melde.
    Ich wende mich von dem Telefon ab, um mich dem eingeweichten Besteck von gestern zu widmen, als es auf einmal klingelt. Ich blicke auf die Nummer, unbekannt . Erleichtert darüber, dass es nicht meine Mutter sein wird, nehme ich ab.
    „ Berghausen“, sage ich, während ich mir den Apparat zwischen Kopf und Schulter klemme, damit ich den Abwasch erledigen kann.
    „ Was fällt euch Töchtern ein?! Ich habe euch nicht so erzogen!“ Vor Schreck wäre mir fast der Hörer ins Spülbecken gefallen. Es ist doch meine Mutter. Woher zum Geier weiß sie, wie man die Telefonnummer unterdrückt? Meine Mutter hat nicht einmal eine Ahnung, wie man die Mailbox abruft.
    „ Mama …“, beginne ich, sie lässt mich aber nicht ausreden.
    „ Wärst du überhaupt ans Telefon gegangen, wenn Gertrud mir nicht gezeigt hätte, wie die Nummer nicht angezeigt wird?“ Gertrud also. Mit unserer Nachbarin muss ich beim nächsten Besuch ein Wort reden.
    „ Mama …“, setze ich erneut an.
    „ Ich nehme das als ein Nein auf. Du und deine Schwester, ihr wisst ganz genau, wie ich zu dem Hobby eures Vaters stehe!“
    „ Ja, Mama das wissen wir. Wir wissen aber auch, dass er ein paar Stunden Angeln die Woche verdient hat.“ Sie schweigt.
    Auf einmal hö re ich meinen Vater im Hintergrund rufen. „Ist das Lara? Sag ihr, dass ich mich sehr über die Angel freue.“
    „ Ich mich aber nicht!“, gibt meine Mutter schnippisch zurück. Anscheinend Ist mein Vater wieder außer Hörweite, da ich keine Antwort von ihm vernehme.
    „ Ich weiß, dass du nicht der allergrößte Fan von Papas Angelverein bist, aber kannst du dich nicht ein bisschen für ihn freuen? Er hat zeitweise drei Frauen im Haushalt ertragen müssen.“ Meine Mutter schweigt erneut. „Er wird sich genug Zeit für dich nehmen.“ Ich warte auf eine Erwiderung ihrerseits. „Mama?“, frage ich, nachdem sie immer noch nicht antwortet. Ich habe definitiv keinen Nerv jetzt mit ihr die nächsten zwei Stunden zu streiten. Ich hoffe innig, dass sie sich einmal im Leben von mir schnell überzeugen lassen kann.
    „ Ja, ich bin noch da.“ Ihre Stimme ist weniger schrill, als am Anfang des Gesprächs. Glücklich und zufrieden wirkt sie aber nicht. Diesen Zustand muss ich so schnell wie möglich herbeiführen, bevor sie merkt, dass tief in mir drin ein seltsames Kribbeln brodelt. Sie hat einen siebten Sinn für so etwas.
    „ Hör zu …“, beginne ich. „Freu dich für Papa und seine Angelrute, gib ihm Zeit für sein Hobby und ich werde ihn zu einer deiner gewünschten Kreuzfahrten überreden.“ Ich halte die Luft an. Ich hoffe, das überzeugt sie.
    „ Macht euch das ja nicht zur Gewohnheit“, erwidert sie mit einem unterdrückten Grinsen im Gesicht, das ich praktisch auf meiner Seite des Telefons höre. Ich atme mit einem erleichterten Seufzer aus. Wenn es etwas gibt, womit ich meine Mutter ködern kann, dann Kreuzfahrten. Seitdem ihre Nachbarin Gertrud und ihr Mann jedes Jahr eine dieser Luxusfahrten buchen, ist sie der größte Kreuzfahrt-Fan. Sie hat es bislang jedoch nicht geschafft ihren Ehemann, meinen Vater, davon zu überzeugen. Immerhin ist es unmöglich, von so einem Kahn eine Angel ins Meer auszuwerfen. Ansonsten sähe die Sache ganz anders aus.
    „ Ich drücke noch einmal ein Auge zu.“ Sie versucht, wütend zu klingen. Ich weiß aber, dass sie gerade den aktuellen Reisekatalog im Kopf durchgeht und sich überlegt, welche Kreuzfahrt sie bucht.
    „ Danke Mama“, seufze ich und bin sichtlich erleichtert, dass ihr siebter Sinn nicht anspringt. Dementsprechend schnell beende ich das Gespräch und ich stehe mit meinen Gedanken alleine in meiner Wohnung und spüle das Besteck weiter. Dass ich am Freitag mit einem fremden Mann zum Essen verabredet bin, fühlt sich nicht real an. Bis dahin werde ich mich hoffentlich an die Tatsache gewöhnt haben und nicht spontan in Panik verfallen.
     
     
    Ich mache das, was ich am besten kann und das ist ü ber Tiere zu reden. Ich positioniere mich vor dem Flamingogehege des Zoos und blicke in 30 kleine, fragende Kindergesichter.
    „ Hier seht ihr unsere Flamingos.“ Ich stehe vor einer Gruppe Grundschulkinder und gebe eine Zooführung. Während ich mein Wissen hinsichtlich der pinken Vögel herunterrattere, zeige ich auf einzelne Tiere. Die Klasse ist ursprünglich mit drei Lehrerinnen erschienen. Zwei haben sich nach fünf Minuten abgesetzt und sitzen wahrscheinlich in einem unserer

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