Pandaglueck
schusseligen Nachbarn, der nicht in seine Wohnung kommt und bei mir ausharren will, bis der Schlüsseldienst eintrifft.
Es ist aber nicht Maurice, der vor mir steht und mich charmant anlä chelt. Ich traue meinen Augen kaum. Er ist wirklich gekommen. Mein persönlicher Prinz, für meinen perfekten Abend, den ich zumindest einmal im Leben erleben möchte.
Alex strahlt mich an. Die sich anbahnenden Trä nen sind mit sofortiger Wirkung verschwunden und ein wohlig warmes Gefühl macht sich in meiner Brust breit.
„ Hey! Ein Nachbar von dir hat mich unten mit reingelassen und mir verraten, wo du wohnst.“ Ich bewege mich nicht und starre ihn lediglich stumm an. Jetzt gesellen sich zu dem Kribbeln in meiner Brust Schmetterlinge, die wild in meiner Magengegend umherflattern.
„ Alles in Ordnung?“, fragt er mit besorgter Miene nach, da ich bis jetzt noch kein Wort über meine Lippen gebracht habe. Wie denn auch? Mein Inneres gleicht einer emotionalen Nuklearkatastrophe!
„ Jaja ... ja …“, ist das Einzige, was ich hervorbringe. Er sieht einfach so umwerfend aus. Viel besser als ich es überhaupt irgendwie in Erinnerung habe. Er trägt einen Anzug, aber diesmal keine Krawatte. Er hat lediglich seine obersten Hemdknöpfe geöffnet und das schaut nicht minder sexy aus. Wenn die emotionale Achterbahn, durch die mein Körper mich seit heute Morgen schickt, nicht bald zu Ende ist, falle ich vor Erschöpfung tot um.
„ Ich muss noch meine Jacke holen“, murmle ich, völlig perplex von seiner Erscheinung. Ich lasse die Tür weit aufstehen und greife nach dem Kleidungsstück, das an meiner Garderobe hängt. Obwohl draußen eine Hitzewelle herrscht, werde ich um keinen Panda der Welt das Haus ohne Jacke verlassen. Wer weiß, was passiert! Ich bin lieber auf alles vorbereitet. Sollte heute Abend der längst angekündigte Regenschauer über uns hereinbrechen, muss ich zumindest nicht der Katastrophe ins Auge blicken, mit einem weißen Top vor Alex im Regen zu stehen. Ein Wet-T-Shirt-Contest am ersten Date ist meines Erachtens nicht der beste Start in eine erfolgreiche Beziehung.
Sobald ich wieder an der Tü r ankomme, ist meine Nervosität bis ins Unendliche gestiegen. Wie soll ich mich bitte einem so gottähnlichen Typen den ganzen Abend gegenüber benehmen? Meine Männererfahrungen bestehen zu 80% aus irgendwelchen Dorfpartys.
Lara … du schaukelst das schon!, denke ich. Wer wild gewordene Antilopen in den Griff bekommt, schafft das bei einem Mann mit Sicherheit.
Sobald ich Alex jedoch wieder anblicke, bin ich mir da gar nicht mehr sicher. Ich schli eße die Tür ab und drehe mich zu ihm um.
„ Wir können.“
„ Alles klar“, erwidert er. „Nach dir.“ Ich gehe die Treppe herunter und halte ihm die Tür beim Verlassen des Gebäudes auf. „Wo soll es denn hingehen?“, fragt er und bleibt neben mir stehen.
Mist!
Den Teil habe ich völlig vergessen! Ich blicke panisch auf meine wunderschön manikürten Hände, die mir nicht weiter helfen.
„ Magst du Pizza?“ Ich hoffe innig, dass man mir meine aufkommende Hysterie nicht an der Stimmlage anmerkt.
„ Wer mag keine Pizza?“, ist seine belustigte Gegenfrage. Als er mein ratloses Gesicht erblickt, fügt er schnell hinzu: „Ja, ich mag Pizza.“ Dabei betont er, das Wort „mag“ besonders, was mir ein kleines Extrakribbeln in der Magengegend verursacht.
„ Ich kenne eine gute Pizzeria hier in der Gegend. Also, wenn das für dich Okay ist, dann können wir dahin gehen?“, schließe ich eher in einer Frage, als in einem selbstbewussten Statement ab.
„ Hört sich sehr gut an. Kommen wir da zu Fuß hin? Oder nehmen wir das Auto?“ Meine Gehirnsynapsen brauchen ganze drei Sekunden, um sich auf eine Alternative festzulegen.
„ Es ist zehn Minuten von hier, zu Fuß“, sage ich und bewege mich in die richtige Richtung. Ich bin manchmal ein wahrlich faules Stück. Ich muss im Zoo täglich zahllose Kilometer zu Fuß laufen und bin für jede Gelegenheit dankbar, in der ich auf mein Fahrrad oder die Straßenbahn zurückgreifen kann. Obwohl das Rad auch nicht unmittelbar eine weniger anstrengende Art ist, von A nach B zu kommen. Normalerweise hätte ich mich in das Auto gesetzt, bevor er überhaupt gefragt hat, aber ich weiß aus meinen unzähligen, gelesenen Frauenromanen, dass es Situationen gibt, in denen man einen romantischen Spaziergang einer bequemen Autofahrt vorzieht. Und in genau so einer Lage befinde ich mich gerade.
Alex gesellt sich neben
Weitere Kostenlose Bücher