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Pandaglueck

Pandaglueck

Titel: Pandaglueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Berg
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Nachdem Francesco uns die Karte gibt und wir bestellt haben, hebt mein Begleiter sein Weinglas.
    „ Dann auf einen wunderschönen Abend“, sagt er und ich stoße mit ihm an. Während ich einen Schluck Wein probiere, mustert er mich amüsiert.
    „ Und?“, fragt er schließlich neugierig nach. „Zufrieden mit meiner Auswahl?“
    „ Schmeckt teuer“, stelle ich fest, ohne mal wieder über meine Worte nachzudenken. Am liebsten hätte ich mir die Hand vor mein Gesicht geschlagen. Was sag ich da! Den ganzen Arm! Ich will bezahlen und er hat den Wein ausgesucht. Ich starre ihn entsetzt, hinsichtlich meiner Aussage an. Alex verzieht zunächst keine Miene.
    „ Also … ich meine … Nicht teuer in dem Sinne … sondern … äh … ja …“
    „ Ja?“, fragt er nach und kann sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen.
    „Ä hm … er schmeckt gut. Sehr gut sogar!“, sage ich endlich und trinke direkt noch einen Schluck Wein. Diesmal einen Großen. Ich hoffe, dass meine Röte im Gesicht wieder genauso schnell verschwindet, wie sie gekommen ist.
    „ Das freut mich. Du scheinst oft hier zu sein.“ Sein Angebot das Thema zu wechseln, nehme ich dankend an.
    „ Ja. Ich bin früher zweimal die Woche mit meiner Schwester hier gewesen. Als sie noch in Berlin gewohnt hat. Also wir haben hier nicht zweimal die Woche Pizza gegessen. Die haben ja auch andere Sachen auf der Karte.“ Ich sollte ihm definitiv das Reden überlassen. Wenn ich noch eine peinliche Äußerung von mir gebe, werde ich vor Scham tot umfallen! Er lächelt mich wieder erheitert an.
    „ Kann es sein, dass ich dich belustige?“
    „ Ja, irgendwie schon, aber im positiven Sinne. Ich begegne nicht vielen Menschen, die so sind wie du.“
    „ Die so sind wie ich?“, erkundige ich mich verdattert. „Bin ich komisch?“ Wieso frage ich das eigentlich? Natürlich bin ich komisch! Die Bestätigung brauche ich nicht von einem wildfremden Mann, die bekomme ich jeden Tag aufs Neue, wenn ich mir mich und mein bescheuertes Verhalten anschaue.
    „ Nein, du bist nicht komisch. Die meisten Menschen, ach was sage ich da, alle Menschen, mit denen ich tagtäglich zu tun habe, sind abgestumpft. Du bist das nicht.“
    Ich blicke ihn prü fend an. „Abgestumpft?“ Mit dem Wort kann ich in dem Zusammenhang nicht allzu viel anfangen.
    „ Willst du das wirklich wissen? Ich warne dich, das, was du jetzt zu hören bekommst, wird deinen Glauben an die Menschheit erschüttern.“ Er zieht seine Augenbrauen hoch.
    „ Mich kann nichts so leicht erschüttern. Ich sitze teilweise den ganzen Tag bei den Affen. Also versuch es mal“, ermuntere ich ihn. Er trinkt einen Schluck Wein, bevor er beginnt.
    „ Letzte Woche kam eine meiner Kolleginnen weinend zur Arbeit.“
    „ Oh, was war passiert?“, frage ich bestürzt nach.
    „ Das habe ich sie auch gefragt. Und dann hat sie mir eine halbe Stunde lang ihr Leid vorgetragen. Sie ist am Nachmittag zuvor in ihrem üblichen Wellnesshotel gewesen und hatte ihre reguläre Mahagoni-Aloevera-Joghurt-Maske in das Gesicht aufgetragen bekommen. Das Hotel hat zwischenzeitlich die Zusammensetzung der Maske geändert, sodass meine Kollegin der Meinung war, eine allergische Reaktion in der Nacht bekommen zu haben. Sie hatte angeblich auf einmal mehr Falten um Augen und Mund als zu vor. Und glaube mir, ich habe der Frau in den 30 Minuten, in der sie mir ihr Leid zugetragen hat intensiv in das Gesicht geschaut und keine neuen Falten entdeckt.“
    „ Ist das dein Ernst?“
    „ Oh ja. Und die Frau ist 28 Jahre alt.“ Ich muss aufpassen, dass ich mich nicht an meinem Wein verschlucke.
    „ Was hast du dann gemacht?“
    „ Ich stand kurz davor ihr zu raten eine Woche Urlaub zu nehmen. Ich hatte nur irgendwie die Befürchtung, dass das nicht viel geholfen hätte.“
    Ich muss grinsen und bevor wir unser Gesprä ch fortführen können, bringt Francesco unsere Pizzen. Ich habe mir wie immer eine Pizza Hawaii bestellt. Ich schiele auf Alex Pizza. Es ist völlig an mir vorbei gegangen, was er sich geordert hat. Paprika, Pilze, Mais und Tomaten kann ich ausmachen. Kein Stück Fleisch.
    „ Bist du Vegetarier?“, platzt es aus mir heraus. Er blickt von seinem Teller zu mir hoch.
    „ Nein. Wieso?“
    „ Weil … Naja, weil …“ Wieso muss ich immer so peinliche Fragen stellen? Meine blöde Klappe. „Du hast kein Fleisch auf der Pizza. Ich war noch nie mit einem Mann Essen, der kein Fleisch gegessen hat.“
    „ Waren das viele?“, grinst er mich an.

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