Pandaglueck
Personen leisten kann. Der Inhaber ist Italiener und kennt mich mittlerweile beim Namen, da ich öfter nach der Arbeit mit Miriam hergekommen bin. Alex hält mir die Tür auf und ich betrete vor ihm das Restaurant. Francescos Miene erhellt sich unmittelbar, sobald er mich sieht.
„ Lara!“, ruft er mit einem rollenden ‚r‘ aus. „Wie geht es dir? Wie schön dich zu sehen!“ Sofort kommt er hinter seinem Tresen hervor und begutachtet mich von ob bis unten. „Gut siehst du aus!“ Er legt freundschaftlich seinen Arm um meine Schulter.
„ Danke. Hast du noch zwei Plätze für uns?“ Erst jetzt fällt ihm Alex auf, den er neugierig betrachtet.
„ Aber natürlich!“, flötet er zufrieden vor sich hin. Er führt uns zu einem etwas abseitsstehenden Tisch in einer Ecke. Es sind nicht viele Gäste im Restaurant, worüber ich sehr glücklich bin, denn dies hält die Lautstärke auf einem angenehmen Niveau. Es gibt nichts Schlimmeres, als ein volles Restaurant mit gackernden Gästen. Vor allem stören mich die Gäste, die sich so laut unterhalten, dass man das ganze Gespräch mithören muss. Mich packt in solchen Fällen jedes Mal ein innerer Drang, an dem Geplauder teilzunehmen. Immerhin darf ich mir alles anhören. Da kann ich genauso gut aktiv in das Geschehen eingreifen.
„ Gibst du mir deine Jacke? Ich hänge sie auf.“ Er hat bereits sein Jackett ausgezogen und hält mir erwartungsvoll seine Hand hin. Ich pelle mich schnell aus meiner dünnen Leinenjacke und händige sie ihm aus.
„ Danke.“
Wä hrend er sich auf den Weg zur Garderobe macht, nehme ich auf einem der Stühle Platz. Meine Nervosität meldet sich zurück. Vielleicht hätten wir einfach den ganzen Abend um den Block laufen sollen? Das Unterhalten, solange wir nebeneinander herlaufen, funktioniert einwandfrei. Meine blanken Nerven verleiten mich dazu, an dem Salzstreuer herumzufummeln. In was für eine Situation habe ich mich nun wieder hineinmanövriert? Alex scheint Geld zu haben. Da brauche ich mir nur sein Auto, die Anzüge und sein Auftreten ansehen. Das heißt im Endeffekt, er ist absolut nicht meine Liga. Ich fange gerade an mit dem Gedanken zu spielen, mein Handy aus der Tasche zu holen um ‚ Themen über die Frau mit reichem Mann beim Essen reden kann ‘ zu googeln, als Alex mir gegenüber Platz nimmt.
„ Ich habe für uns eine Flasche Wein ausgesucht. Ich hoffe, das war für dich in Ordnung.“ Ich nicke stumm. Bestimmt kennt er sich hervorragend mit Wein aus. Je nachdem wie viel Geld er hat, besitzt er mit Sicherheit sein eigenes Weingut. Ich bete inständig dafür, dass wir nicht auf das Thema Wein zu sprechen kommen. Das wäre mein Konversationstod! Ich kenne mich mit den Billigweinen aus den Discountern super aus. Zumindest was die Preise angeht. Ich glaube aber kaum, dass dies eine thematische Grundlage ist, die für tiefgründigen Diskussionsstoff sorgen kann. Bevor es für mich peinlich wird, betreibe ich lieber Prävention.
„ Ich habe keine Ahnung von Wein.“
Er zieht eine Augenbraue hoch. „ Hätte ich dir etwas anderes bestellen sollen?“ Er sieht besorgt aus.
„ Nein. Ich mag Wein. Ich habe nur keine Ahnung von Wein. Deswegen vertraue ich voll und ganz deinem Urteil.“
„ Dann bin ich gespannt, was du zu meiner Auswahl sagst.“ Da ist sein charmantes Grinsen wieder. Jetzt weiß ich endlich, warum die Konversation mit ihm auf dem Hinweg ein Kinderspiel war: Ich bin nicht gezwungen gewesen, ihn, seine Augen und sein atemberaubendes Lächeln konstant anzugucken! Obwohl ich fest auf einem Stuhl sitze, bekomme ich weiche Knie.
Francesco bringt uns die Flasche Wein hö chstpersönlich. Er stellt die beiden Gläser auf den Tisch und entkorkt die Weinflasche professionell. Während er mit dem Wein hantiert, versuche ich unauffällig das Etikett zu lesen. Es ist aber mit einer von diesen extrem schnörkeligen Schriften bedruckt, sodass ich nicht in der Lage bin, die Buchstaben zu entziffern. Es muss also französischer Wein sein. Ich mache um die Sorten mit so verschnörkelten Aufdrucken einen riesigen Bogen. Denn zum einen kann ich nicht lesen, was auf dem Etikett steht und zum anderen sind die Flaschen so überirdisch teuer, dass ich lieber bei den heimischen und günstigen Produkten bleibe.
Francesco gieß t zuerst Alex einen Schluck ein, der den Wein sogleich probiert. Sobald er sein Okay gegeben hat, bekomme auch ich endlich etwas von dem Rotwein, wie ich unschwer aus Alex‘ Glas erkennen kann.
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