Pandaglueck
Wie habe ich es bitte geschafft, das Thema von Vegetarier auf meine Ex-Freunde zu schwenken?
„ Ja … unglaublich viele“, versuche ich so gelassen wie möglich zu antworten, ohne ihn anzuschauen.
„ Aha“, ist seine Erwiderung, die seinen belustigten Zweifel an dieser Aussage bekundet. Er schiebt sich ein Stück seiner vegetarischen Pizza in den Mund und ich schneide meine Pizza in vier gleichgroße Stücke. Als er seinen Bissen heruntergeschluckt hat, ergreife ich die Initiative, ihm Fragen zu stellen, damit sich für mich die Gelegenheiten peinliche Dinge von mir zu geben, reduziert.
„ Was machst du eigentlich von Beruf?“ Er scheint seine Antwort hinauszuzögern, da er erst einmal sein Besteck ordentlich beiseitelegt.
„ Ich bin im Dienstleistungssektor tätig.“ Ich warte ab, ob er näher darauf eingeht. Schließlich ist es mein Vorhaben, ihn zum Reden zu animieren. Als er wieder sein Besteck zur Hand nimmt, um weiter seine Pizza zu verzehren, ohne mir meine Frage zufriedenstellend beantwortet zu haben, versuche ich erneut, ihn zu einer detaillierteren Antwort zu bewegen.
„ Und was genau?“ Er schaut mich unentschlossen an.
„ In einem Unternehmen.“
„ Und was machst du da genau in dem Unternehmen?“, frage ich energischer nach. Jetzt rede ich mehr als er und das ist nicht der Plan gewesen. Irgendetwas mache ich falsch. Als er zu begreifen scheint, dass ich nicht locker lassen werde, antwortet er: „Ich betreue Projektteams, die in Unternehmen die Arbeitsprozesse analysieren und gegebenenfalls optimieren.“ Das ist der Moment, in dem ich weiß, dass ich ihn nach diesem Abend nie wieder sehe. Er ist nicht nur außerhalb meiner Liga, er ist aus einem anderen Sternensystem. Dieses Sternensystem ist so weit entfernt, dass ich noch nicht einmal mit Navi, Landkarte und Fremdenführer hinfinden werde!
Nachdem wir die Flasche Wein gelehrt haben und Alex mir in mein Jäckchen geholfen hat, zücke ich mein Portemonnaie, um unser Essen zu bezahlen. Sobald Francesco mich und meine Geldbörse erblickt, hebt er abwehrend die Hände.
„ Euer Essen geht heute aufs Haus.“ Verdutzt blicke ich zwischen Francesco und Alex hin und her. Beide vermeiden regen Blickkontakt mit mir und auch miteinander. Ich brauche nicht einmal zwei Gehirnzellen, um zu verstehen, was passiert ist.
„ Vielen Dank, Francesco“, antworte ich freundlich. Mein Begleiter bedankt sich ebenfalls und hält mir beim Verlassen des Restaurants die Tür auf. Sobald wir ein paar Schritte gegangen sind, platzt meine Empörung förmlich aus mir heraus.
„ Fang gar nicht erst an es zu leugnen!“
Er setzt eine Unschuldsmiene auf. „ Was denn?“
„ Du hast irgendwie bezahlt!“ Als einzige Antwort bekomme ich ein Schweigen.
„ Gib es wenigstens zu!“, fordere ich und mustere ihn mit zusammengekniffenen Augen. Er bleibt stehen, steckt sich beide Hände in die Hosentaschen und seufzt auf.
„ Was für ein Gentleman wäre ich, falls ich dich hätte bezahlen lassen?“
„ Einer der zu seinem Wort steht und die Frau bezahlen lässt, wenn sie emanzipiert sein will. Außerdem schulde ich dir jetzt immer noch das Taxigeld.“ Ich spüre seinen durchdringenden Blick auf mir.
„ Lara, deine Gesellschaft heute ist mir als Gegenleistung mehr wert gewesen als Geld.“ Ich kann fühlen, wie meine Wangen wieder einmal rot anlaufen. Alex weiß zweifelsohne mit Komplimenten umzugehen und eine Frau schwach werden zu lassen.
„ Ich will mich aber erkenntlich zeigen. Meine bloße Anwesenheit und mein nicht gerade anspruchsvolles Gebrabbel sind meines Erachtens keine entsprechende Gegenleistung.“
„ Was wäre denn deiner Meinung nach eine entsprechende Gegenleistung?“ Jetzt hat er mich auf kaltem Fuß erwischt. Mein Hirn fängt an zu rattern. Es fällt mir jedoch zum verrückt werden spontan nichts ein. Langsam aber sicher bekomme ich das Gefühl, dass seine Anwesenheit meinen Verstand vernebelt. Und zwar so richtig.
„ Hm …“, ist daher meine unglaublich überzeugende Erwiderung. Gibt es irgendetwas, was ich gut kann? Außer Tiere im Zoo pflegen und peinliche Situationen wie diese heraufzubeschwören? Ich schlinge meine Arme um mich und blicke nach einer Antwort suchend in der Luft herum. Erfolgreich vermeide ich den Blickkontakt mit ihm. Seinen fragenden Blick spüre ich allzu deutlich auf mir. Dafür brauche ich ihn nicht anzusehen. Warum zum Teufel fällt mir nichts Beeindruckendes ein? Ich muss ihm etwas anbieten, dass er
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