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Pandaglueck

Pandaglueck

Titel: Pandaglueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Berg
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bezahlte Zeit mit mir verbringen will. Mir, der netten Tierpflegerin von nebenan. Auf einmal fällt mir etwas ein, was ich Greta gestern schon fragen wollte.
    „ Sag mal, was ist mit Joey und Vanessa los?“ Meine Kollegin verschränkt die Arme vor der Brust und schnauft.
    „ Dem Mädchen ist nicht mehr zu helfen.“ Sie schüttelt verzweifelt den Kopf. „Der halbe Zoo weiß, dass Joey bis über beide Ohren in sie verknallt ist und sie checkt es nicht.“
    „ Joey meinte, sie hätte einen neuen Freund“, füge ich hinzu.
    „ Oh ja!“ Greta reißt ihre kleinen Augen auf. „Und was für einen! Hast du dir das Mädchen mal angeschaut?“ Ich habe Vanessa seit einigen Tagen nicht mehr gesehen. Sie ist ein zierliches junges Mädchen mit strohblonden Haaren. Im Gegensatz zum sehr extrovertierten Joey ist sie eher zurückhaltend und schüchtern. Ich verneine Gretas Frage. „Schau heute mal bei ihr vorbei. Sie hat sich die Haare schwarz gefärbt und neuerdings einen Piercing!“ Ich muss aufpassen, dass mir die Kinnlade nicht runter fällt. Piercing? Vanessa unser blonder Unschuldsengel hat auf einmal einen Piercing? Ich sollte mich definitiv mehr für den Zoo-Klatsch interessieren. Nicht, dass ich wirklich Interesse an dem Getratsche habe. Ich hätte Vanessa ansonsten für eine neue Kollegin gehalten.
    „ Sie hat was?“, frage ich schließlich perplex nach.
    „ Du hast mich schon verstanden. Ihr neuer Freund ist irgendein Sänger von einer dieser … wie sagt man noch gleich?“ Sie beißt sich auf die Unterlippe und sucht nach dem richtigen Wort. „Punk Rock? Gothic? Keine-Ahnung-Was-Band.“
    „ Wo hat sie denn so einen Freund her?“, frage ich verdutzt. Ich habe nicht einmal eine Ahnung, wo ich solche Leute antreffen würde, wenn ich wöllte.
    „ Über eine Freundin von ihr.“ Greta sieht mich plötzlich mit einem ihrer speziellen Greta-Blicke an. Ihre Augenbrauen ziehen sich zusammen und ihre Mundwinkel bewegen sich leicht nach oben.
    Oh nein … Ich weiß ganz genau, was jetzt kommt.
    „ Lara kannst du nicht mal mit ihr reden?“ Ich fummle unruhig mit dem Wasserschlauch herum. Wieso muss ich immer mit allen Leuten reden, die auf einmal komisch werden? Gut vielleicht bin ich selbst ein bisschen komisch. Aber warum dann ich? Sollte nicht jemand mit ihr reden, der halbwegs normal ist?
    „ Ja kann ich machen“, seufze ich schließlich. Das schulde ich zumindest Joey. Ihn scheint das Ganze ziemlich zu verletzen. Gretas Miene hellt sich mit sofortiger Wirkung auf und sie versprüht wieder ihren Optimismus. „Ich werde gleich zu ihr rüber gehen, wenn ich hier fertig bin.“ Mein Vorhaben stellt sie zufrieden. Sie hat sich umgedreht und ist halb zur Tür raus, als sie den Kopf erneut rein steckt und sagt: „Der Chef will dich übrigens noch sehen.“
    „ Alles klar, danke“, antworte ich.
    „ Und Lara?“ Ich schaue sie fragend an.
    „ Du hast es verdient endlich mal einen netten Kerl kennenzulernen. Lass es dir nicht von irgendjemandem oder irgendetwas kaputt machen.“ Ich nicke ihr aufrichtig zu und dann ist sie verschwunden. Ich nehme den Wasserschlauch und spritze das Gehege weiter aus. Sobald ich fertig bin, werde ich zum Zoodirektor gehen, ein Gespräch mit Gothic-Vanessa führen und mich danach an die Berichte wagen. Dass Alex währenddessen in meinem Kopf herumspukt, wird nicht zu verhindern sein.
    Bevor ich mich auf dem Weg zum Verwaltungsgebä ude mache, ziehe ich meine Gummistiefel aus und wechsle sie gegen meine normalen Arbeitsschuhe. Dann kann es losgehen. Mein Chef, Robert Langdecker, ist Zoodirektor, seitdem ich im Zoo arbeite. Er hat als Tierpfleger angefangen und es auf den Stuhl des Direktors geschafft. Er ist der beste Chef, den man sich wünschen kann. Er scheut sich nie davor die Basisarbeit zu tun, wenn das Personal knapp ist. Somit ist er das Oberhaupt unserer Zoofamilie. Seine Frau hilft in der Buchhaltung aus und seine fünf Kinder kommen gerne mit um uns bei einigen Zooarbeiten zu helfen. Ich habe ihn und seine Familie genau so sehr in mein Herz geschlossen, wie sie mich. Er ist die Person gewesen, die mich dazu ermuntert hatte eine Ausbildung zur Tierpflegerin zu beginnen, nachdem ich mein Studium nicht fortführen konnte.
    Als ich sein Bü ro betrete, das wieder vor Papierkram überquillt, sitzt er hinter seinem Schreibtisch und telefoniert. Er lächelt mich an, sobald er mich erblickt, und hebt einen Finger, um mir zu signalisieren, dass er noch eine Minute braucht.

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