Pandaglueck
an sich. Alles an mir scheint bei dieser Ganzkörperberührung zu vibrieren. Er löst sich wieder viel zu schnell von mir und streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich melde mich bei dir“, flüstert er, bevor er mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen drückt und aus meiner Wohnungstür verschwindet.
8. Kapitel
Ich melde mich bei dir . Das sind die einzigen Worte, an die ich auf dem Weg zu Arbeit denke. Obwohl ich spät dran bin, bin ich die Ruhe selbst. Ich radele gemütlich durch Berlin und strahle jeden an, der mir begegnet. Besser kann mein Leben wirklich nicht sein. Alex scheint irgendetwas an mir zu finden, was mir jahrelang entgangen ist. Immerhin ist er mir hinterher gelaufen, auch wenn es zunächst so aussah, als hätte ich ihm einen Korb gegeben. Und er hat sich extra für mich eine Eintrittskarte gekauft, ohne zu wissen, ob sich die Investition für ihn lohnt. Und das ist nicht alles!
Dieser Halbgott von Mann hat mich gestern Abend gekü sst! Es war der phänomenalste Kuss meines Lebens gewesen. Ich habe das Gefühl, dass meine Schmetterlinge im Bauch gerade die Party des Jahrhunderts schmeißen. Diese private Veranstaltung wird mit Sicherheit noch die nächsten Stunden und Tage anhalten, wenn nicht sogar das ganze restliche Jahr. Oh mein Gott! Ich bin über beide Ohren verknallt. Ich fühle mich wie in der Schule! Vor einer Woche saß ich betrübt im Zoo und blickte sehnsüchtig den verliebten Pärchen hinterher und nun sehe ich genauso glücklich aus. Hätte mir das jemand vor ein paar Tagen erzählt, hätte ich diese Person für bekloppt erklärt. Für mehr als bekloppt. Halluzinierend und realitätsfremd. Ich atme tief durch. Der strahlend blaue Himmel über mir kündigt einen wunderschönen Sommertag an. Ein besserer Start in den Tag ist wirklich nicht möglich. Abgesehen von dem Zuspätkommen natürlich. Das ist nicht so schön. Schmälert meine Glückseligkeit aber in keinster Weise.
So kann da s Leben weiter gehen, denke ich und spüre sofort, die sich in meinem Gesicht anbahnende Röte, als ich mir Alex‘ Küsse von gestern in das Gedächtnis rufe. Ich kann mir bei aller Liebe nicht vorstellen, dass es irgendwen auf der Welt gibt, der in diesem Moment glücklicher ist als ich. Vor allem, dass jemand existiert, der schönere Küsse verteilt, als Alex. Ein Ding der Unmöglichkeit.
Ich bin dankbar, dass mein Gesicht eine normale Farbe angenommen hat, als ich am Zoo ankomme. Ich stelle mein Fahrrad hinter de m Personaleingang ab und betrete das Verwaltungsgebäude.
„ Bei deinem Strahlen brauche ich gar nicht erst nachzufragen, wie es gestern lief“, sagt Doris zu mir, als sie nach mir den Pausenraum betritt.
„ Hm?“, frage ich nach, weil ich ihr nicht richtig zugehört habe. Alex‘ Stimme blockiert immer noch meine Ohren.
„ Ich hoffe, du hast dir seine Nummer an alle möglichen Wände in der Wohnung tapeziert.“ Sie grinst und ich werde wieder einmal vor Verlegenheit rot. So viel zur normalen Gesichtsfarbe.
„ Nicht ganz“, gebe ich von mir, als Vanessa sich zu uns gesellt.
„ Lange Nacht gestern?“, fragt sie mit einem Blick auf die Uhr und holt sich einen Kaffee.
„ Nein, also eigentlich ja“, beginne ich. „Nicht, dass was ihr jetzt denkt!“ Vanessa und Doris werfen sich wissende Blicke zu. Sie können mir auch direkt in das Gesicht sagen, dass sie kein Wort von dem glauben, was ich erzähle.
„ Da war nichts! Wir haben gegessen und Fernsehen geguckt.“
„ Ah ja“, erwidern meine Kollegen unisono.
„ Und wir haben uns geküsst“, flüstere ich und betrachte meine Schuhspitzen. Doris und Vanessa geben sich ein High Five. Ich blicke verdutzt zu ihnen auf.
„ Lara, wir freuen uns für dich“, sagt Doris aufrichtig. „Wir hatten uns Notfallpläne zu Recht gelegt, damit du endlich aufhörst, so deprimiert durch den Zoo zu laufen. Es hat teilweise auf die Tiere abgefärbt. Du glaubst gar nicht, wie ich mich freute, als der Typ gestern bei mir an der Kasse eine Karte gekauft hat und nach dir fragte.“
„ Tiere? Auf was für Tiere?“ frage ich verdutzt nach. Das ist das Einzige, was mir von ihrer Rede hängen geblieben ist.
„ Apropos Tiere“, mischt sich Vanessa ein. „Greta sucht dich überall.“
„ Mist!“, rufe ich aus und verlasse hektisch den Pausenraum. Für Kaffee bleibt jetzt keine Zeit. Ich habe Greta zwar Bescheid gegeben, dass ich später komme, aber deswegen brauche ich sie nicht unnötig länger warten lassen.
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