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Pandaglueck

Pandaglueck

Titel: Pandaglueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Berg
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eingeschaltet hätte .
    Ich hö re, wie er die Treppen nach unten geht. Dann ist er verschwunden. Das Einzige, was seinen Besuch real macht, ist der Umschlag, der neben mir auf dem Boden liegt. Ich nehme ihn in die Hand. Er ist schwer und aus einem edlen Papier. Ich fühle mit den Fingern über die Oberfläche. Es ist kein billiges Papier, das man für den hausüblichen Drucker benutzt, da ich die einzelnen Papierfasern fühlen kann.
    Mit einem Mal stehe ich auf und gehe auf meine Kommode im Schlafzimmer zu. Ich reiß e die oberste Schublade auf und werfe den Umschlag hinein. Dann schiebe ich sie wieder zu. Ich setze mich auf das Bett und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. Verdammt! Was mache ich hier eigentlich? Vom ganzen Heulen wird es auch nicht besser. Ich muss mich dringend ablenken. Wenn ich weiter den ganzen Tag hier drin sitze, werde ich den Brief noch lesen. Und ich will ihn nicht lesen. Ich will vergessen.
    Ich wische mit der Bettdecke ü ber meine feuchten Wangen. Dann gehe ich endlich duschen, um zur Arbeit zu gehen.
    Zur Arbeit in den Zoo zu gehen ist nicht die allerbeste Idee meines Lebens gewesen. Mit guten Ideen habe ich aber immer meine Probleme gehabt. Heulkrämpfe epischen Ausmaßes suchen mich bei jeder Gelegenheit heim. Sobald eine Erinnerung von Alex in meinen Kopf poppt, geht es los. Sei es, als ich am Haupteingang vorbeigehe, vor dem Nashorngehege stehe, das Flamingogehege passiere, beim Seehundbecken vorbeilaufe oder an der Picknickbank, auf der wir gefrühstückt hatten, sitze. Ich versuche, die besorgten Blicke der Mitarbeiter nicht wahrzunehmen. Doris hat erst angesetzt, etwas zu sagen. Als sie meinen Gesichtsausdruck sieht, verstummt sie und streichelt mir mitfühlend den Arm. Ich bemühe mich sie dankbar anzulächeln, aber meine Mundwinkel bewegen sich nicht. Als Greta mich erblickt, heult sie selbst los. Irgendwann sitzen wir beide, Arm in Arm am Pandagehege und heulen zusammen. Den ganzen Tag über verfolgt sie mich wie ein Schatten und bringt jeden zum Schweigen, der mir irgendetwas sagen will. Sobald ich einen meiner Heulkrämpfe bekomme, zückt sie sofort ein Taschentuch und reicht es mir schweigend.
    Es lä uft gut. Den Umständen entsprechend gut. Bis Robert kommt. Selbst Greta kann ihn nicht verscheuchen. Er nimmt mich in den Arm und sagt mir, ich solle nach Hause gehen. Normalerweise würde Arbeit in so einem Fall helfen, da man sich ablenkt. In meinem Fall aber nicht, weil Alex überall zugegen ist. Er gibt mir Urlaub, bis ich mich wieder in der Lage fühle, zurückzukommen. Zudem bin ich herzlichst eingeladen jederzeit zu ihm und seiner Familie zu kommen, wenn mir danach ist. Ich nicke dankend. Er meint, er denkt darüber nach, ob er weiterhin Alex‘ Angebot wegen der Investition in den Zoo annehmen soll.
    Dies ist der Moment, an dem ich meine Sprache wieder finde. Ich sage ihm, dass wir die Pandas nicht im Stich lassen kö nnen. Nicht wegen so etwas. Er nickt verständnisvoll. Das könnte ich mir nie verzeihen, wenn meine persönlichen Gefühle für Mao-Maos und Yun-Yuns Deportation verantwortlich wären. Wir müssen jeden Strohhalm ergreifen, der uns gereicht wird.
    Ich bin momentan nicht in der Lage fü r die Pandas zu kämpfen. Ich bin nicht einmal in der Lage für mich selbst zu kämpfen. Das sollte aber nicht Robert und Greta davon abhalten, alles in ihrer Macht stehende für Yun-Yun und Mao-Mao zu tun. Ich packe meine Sachen und gehe nach Hause.
    Sobald ich die Haustü r geöffnet habe, kommt Christian auf mich zu gestürmt.
    „ Wo warst du? Ich habe mir tierische Sorgen gemacht.“ Ich blicke ihn ausdruckslos an. Ich bin nicht in der Lage mich schlecht zu fühlen. Es sind andere Gefühle, die meine ganze Kraft aufbrauchen.
    „ Ich war arbeiten“, erwidere ich tonlos.
    „ Du warst arbeiten? Im Zoo?“
    „ Wo denn sonst?“, frage ich sarkastisch, während ich mir meine Schuhe von den Füßen ziehe.
    „ Du bist aber früh wieder da.“
    „ Robert hat mich nach Hause geschickt. Wie bist du reingekommen?“ Ich gehe an ihm vorbei und setze mich auf das Sofa. Christian nimmt neben mir Platz und reicht mir ein Taschentuch aus der Box, die auf dem Wohnzimmertisch steht, sobald er meine roten Augen sieht. Er hatte in den letzten Tagen überall diese Boxen aufgestellt, falls mich ein spontaner Heulkrampf heimsucht. Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie viele Urwaldbäume meinen Tränen zum Opfer gefallen sind.
    „ Maurice hat mir deinen Ersatzschlüssel

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