Pandaglueck
überlassen“, beantwortet er mir endlich meine Frage.
„ Ach so“, murmle ich in einem etwas sanfteren Ton und putze mir die Nase.
„ Magst du einen Film gucken?“ Er hält mir verschiedene Blu-Rays vor das Gesicht. Über das Taschentuch hinweg lese ich die Titel.
„ Den da“, sage ich und zeige mit dem Finger auf den ganzen rechten Film. Christian räumt die anderen beiseite und legt die Disc in den Player. Ich kuschle mich unter meine Decke.
„ Soll ich dir einen Tee machen?“
Ich schü ttle den Kopf. „Ich versuche, meinen Flüssigkeitshaushalt so niedrig wie möglich zu halten. Vielleicht hört das Heulen dann endlich auf.“ Er grinst mich an und ich bringe es zustande, zaghaft zurückzulächeln.
„ Ich mache dir einen Tee, keine Widerrede.“ Bevor ich Widerworte verlauten lassen kann, ist er in der Küche verschwunden. Als er mit einer dampfenden Tasse wieder kommt, habe ich das Taschentuch, das er mir gegeben hat, bereits in kleine Stückchen geknibbelt. Christian stellt die Tasse vor mir auf den Tisch ab und will gerade den Film starten, als es an der Tür klopft. Sofort krampft sich alles in mir drin zusammen. Christian bemerkt direkt meine Anspannung.
„ Ich gehe mal schauen, wer das ist.“ Mit einer eleganten Bewegung ist er vom Sofa aufgestanden und ich beobachte ihn, wie er zur Tür geht. Er öffnet die Wohnungstür und ich kann Maurice‘ Haarschopf erkennen. Meine Anspannung löst sich und ich versuche, wieder ruhig zu atmen. Wenige Momente später stehen die beiden zusammen vor mir.
„ Wie geht’s dir? Habe hier dein Frustessen.“ Er hält mir eine Tüte hoch in der ich Schokopops und Milch vermute.
„ Danke“, sage ich, um ein Lächeln bemüht.
„ Wir wollen gerade einen Film schauen. Willst du mitgucken?“ fragt Christian Maurice, während er ihm die Tüte abnimmt.
„ Klar gerne. Sofern ihr nicht Titanic schaut.“ Er setzt sich neben mich und Christian bringt meine Essensration für die nächsten Tage in die Küche.
„ Titanic ist ein toller Film“, erwidere ich leicht pikiert.
„ Nicht wenn man eine gewisse emotionale Instabilität aufweist, und bei jeder Szene praktisch anfangen muss zu heulen. Oder willst du freiwillig noch mehr heulen?“ Ich starre ihn einen Moment ausdruckslos an und muss dann auf einmal loslachen. Er grinst mich an. Ich weiß selbst nicht, was so komisch ist, dass mich ohne Vorwarnung ein Lachanfall überkommt.
„ Oh mein Gott! Sie lacht!“, höre ich aus der Küche Christian rufen.
„ Freu dich nicht zu früh! Ich habe das dumme Gefühl, dass wir Titanic gucken müssen“, ruft Maurice zurück.
„ Bloß nicht!“
„ Was habt ihr alle gegen Titanic?“, frage ich empört nach.
„ Nichts, das hilft“, erwidern die beiden unisono. Ich seufze mit einem Lächeln über die dumme Antwort.
„ Was gucken wir denn nun?“, fragt Maurice und blickt mich fragend an.
„ Die Dame hat sich für Findet Nemo entschieden“, antwortet Christian an meiner Stelle und nimmt wieder zu meiner rechten Seite Platz.
„ Gute Wahl“, sagt Maurice und klopfte mir auf die Schulter, als Christian den Film startet, beugt sich Maurice vor, um die Taschentücherbox vom Tisch zu nehmen. Er hält sie mir erwartungsvoll hin.
„ Danke, wird schon gehen“, sage ich.
„ Okay, dann knibble ich alleine Taschentücher.“ Er zieht sich eins aus der Box und deutet auf den Haufen in meinem Schoss.
Christian greift an mir vorbei und zieht sich ebenfalls eins aus der Box. „ Ich glaube, die Dinger brauchen dringend eine neue Verwendung.“ Er fängt bereits an, das Taschentuch klein zu rupfen.
„ Das glaube ich auch“, stimmt Maurice zu und hält mir fragend die Box vor die Nase. Ich atme tief durch und ziehe auch ein Tuch aus der Box. Es ist das erste Taschentuch seit Tagen, das ich in den Händen halte, ohne damit meine Augen trocken tupfen zu müssen.
16. Kapitel
Am nä chsten Morgen werde ich von dem Geräusch eines Schlüssels im Schloss wach. Dann höre ich, die Wohnungstür zu knallen.
„ Scheiße …“, sagt meine Schwester leise, als sie mich auf dem Sofa liegen sieht. „Lara lebst du noch?“
„ Hm ...“, gebe ich von mir. Sie legt ihren Schlüsselbund auf den Wohnzimmertisch und zieht überall die Rollläden hoch. Anschließend öffnet sie alle Fenster. Sie geht in die Küche und setzt Kaffee auf. Sie hat ihre Jacke noch an, als sie sich mir gegenübersetzt. Ich blinzle sie an. Das Licht ist zu hell, als dass ich meine
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